Filmfacts «47 Ronin»
- Kinostart: 30. Januar
- Genre: Action/Fantasy
- Laufzeit: 118 Min.
- FSK: 12
- Musik: Ilan Eshkeri
- Drehbuch: Chris Morgan, Hossein Amini
- Regie: Carl Rinsch
- Darsteller: Keanu Reeves, Hiroyuki Sanada, Kô Shibasaki, Tadanobu Asano, Min Tanaka, Cary-Hiroyuki Tagawa
- OT: 47 Ronin (USA 2013)
Als er in einem Wald in seiner Provinz Ako den umherirrenden Kai (Daniel Barber) aufliest, gewährt der gutherzige und traditionsbewusste japanische Fürst Asano (Min Tanaka) dem heimatlosen Jungen Zuflucht in seinem Reich. Dort wächst das „Halbblut“ Kai relativ behütet, wenn auch aufgrund seiner teilweise britischen Wurzeln wenig geachtet, als Außenseiter auf. Mehrere Jahre später soll Asano zu Ehren der Ankunft des Shoguns Tsunayoshi (Cary-Hiroyuki Tagawa) ein Fest ausrichten, bei dem auch Fürst Kira (Tadanobu Asano) zugegen sein wird. Der heimtückische Kira sieht dabei seine Chance gekommen, die Macht über Ako an sich zu reißen, um somit auch einer angestrebten Herrschaft über ganz Japan ein gutes Stück näher zu kommen.
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In einer Hinsicht kann dabei halbwegs Entwarnung gegeben werden. Auch wenn es nach wie vor ein wenig befremdlich und der Atmosphäre etwas abträglich ist, dass trotz des Settings und der sogar fast durchgehend japanischen Besetzung in Englisch gedreht wurde, trifft «47 Ronin» einen Ton, der, abseits der Neuerfindung von Keanu Reeves’ Filmfigur, den Geist der zum japanischen Kulturgut gehörenden Geschichte durchaus wahrt. Gerade einer Mainstream-Produktion dieser Größenordnung ist dies hoch anzurechnen. Die meiste Zeit glückt dem Abenteuer der schwierige Balanceakt zwischen westlichem Einfluss und traditioneller Vorlage.
Der Film entwirft ein ausgefeiltes Bild des feudalen Japan, in dem er die von Obrigkeitshörigkeit, Strenge, Respekt und Ehrgefühl geprägte Gesellschaft äußerst greifbar erscheinen lässt. Abgerundet wird der positive Eindruck des Settings durch schöne Landschaftsaufnahmen, die opulente Ausstattung und atemberaubende Sets, von denen ein Großteil in der Tat real erbaut und somit nur durch CGI-Effekte ergänzt worden sind. Jene Anreicherung mit Bildern aus dem Computer funktioniert hervorragend und meist fast unbemerkt, ohne dass diese die Szenerie überlagern. Selbst das Hinzufügen einer Fantasy-Komponente, inklusive Hexen, Dämonen und weiterer mystischer Wesen, wirkt sehr stilecht und nicht aufgesetzt. Gerade weil sich dieses Element so erstaunlich nahtlos und selbstverständlich in das Geschehen einfügt, hätten Rinsch und sein Team hier sogar noch mehr aus den Vollen schöpfen können, wenn sie schon einen derartigen Weg einschlagen. An dieser Stelle fällt darüber hinaus allerdings auch die eine oder andere nicht ganz so ansehnliche Computer-Animation negativ auf, so scheint ein Großteil des fast 200 Mio. US-Dollar umfassenden Budgets wohl in das bereits erwähnte Produktionsdesign geflossen zu sein.
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Zwar wird hier eine Welt gezeichnet, in der unterkühlte und distanzierte Umgangsformen an der Tagesordnung sind, doch hätte gerade die Liebesgeschichte zwischen Kai und Mika, immerhin eine der Hauptantriebsfedern des Plots, eine feinere Ausarbeitung vertragen können. Auch ansonsten hält sich das Interesse am Schicksal der Charaktere in Grenzen, wodurch sich die Erzählung an vielen Stellen unnötig in die Länge zieht und den Zuschauer insgesamt oftmals kalt lässt. Dazu trägt auch bei, dass die agierenden Figuren durch die Bank weg blass bleiben. Über die Mitstreiter der Hauptcharaktere erfährt man so gut wie nichts und auch die Protagonisten selbst kommen über stereotype Eigenschaftszuordnungen kaum hinaus. Motivationen bleiben zudem häufig im Dunkeln, Charakterentwicklung sucht man, abseits des obligatorischen „Oh!-Der-von-uns-die-ganze-Zeit-über-Verstoßene-ist-ja-doch-kein-so-schlechter-Typ“ in den meisten Fällen vergeblich.
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Das großartig ausgestatte Fantasy-Abenteuer «47 Ronin» bleibt leider hinter seinen Möglichkeiten zurück. Gute Ansätze und ein weitestgehend respektvoller, wenn auch teilweise recht freier Umgang mit einer bedeutenden japanischen Legende stehen einer vor sich hinplätschernden, da meist einfallslosen Erzählform sowie größtenteils oberflächlich konturierten Charakteren gegenüber. Die üppigen Sets und das mutige Ende wissen dafür aber zumindest noch ein wenig zu entschädigen. In jedem Fall ist «47 Ronin» trotz deutlicher Mängel immerhin dafür gut, dass Interesse an einem noch heute in Ehren gehaltenen Teil der japanischen Geschichte zu wecken.
«47 Ronin» ist seit dem 30. Januar in den deutschen Kinos zu sehen.