Ende 2010 geriet Florian Henckel von Donnersmarck zum Gespött der Film-Fachpresse: Der Kölner, der 2006 das Drama «Das Leben der Anderen» in die Kinos brachte und im Folgejahr mit diesem Werk den Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhielt, wagte mit dem komödiantischen Thriller «The Tourist» den Sprung nach Hollywood. Doch das mit Johnny Depp und Angelina Jolie prominent besetzte, freie Remake der locker Hitchcock zitierenden französischen Produktion «Anthony Zimmer» fiel bei der internationalen Presse katastrophal durch. US-Kritiker bemängelten die hölzerne Chemie zwischen den Hauptdarstellern, den verworren erzählten sowie den schleppenden Plot, während deutsche Rezensionen größtenteils an handwerklich misslungenen Actionszenen, tonale Unsicherheiten und einer zu bemühten Inszenierung Anstoß fanden.
Dessen ungeachtet heimste «The Tourist» im Frühjahr 2011 drei Golden-Globe-Nominierungen ein, und zwar in den Sparten „Beste Hauptdarstellerin (Comedy/Musical)“, „Bester Hauptdarsteller (Comedy/Musical)“ und „Bester Film (Comedy/Musical)“. Diese Entscheidungen der Hollywood Foreign Press erntete den nahezu einhelligen Spott der Fachprsse, womit im Falle von «The Tourist» der übliche Grestigegewinn mehrerer Globe-Nominierungen ausblieb. Zusätzlich zur teils gehässigen Kritikerschelte erntete «The Tourist» recht lauwarmes Publikumsinteresse. Trotz zwei der einträglichsten Hollywood-Stars in den Hauptrollen nahm der Film in den USA lediglich 67,63 Millionen Dollar ein. Insbesondere in Europa genoss die Produktion allerdings großen Presserummel, weil es sich dabei ja immerhin um das US-Debüt des deutschen Kino-Hoffnungsträgers von Donnersmarck handelte. Weltweit kletterte das Einspielergebnis auf immerhin 278,34 Millionen Dollar, wobei China und Japan mit jeweils über 20 Millionen Dollar Einnahmen die größten Märkte darstellten.
In Deutschland derweil unterlag «The Tourist» deutlich Florian Henckel von Donnersmarcks vorheriger Regiearbeit «Das Leben der Anderen». Diese generierte 2006 2,38 Millionen Kinobesucher, während der Streifen mit Depp und Jolie trotz Starpower lediglich auf 1,27 Millionen verkaufte Tickets kam – für einen derart verrissenen Film jedoch auch kein mieses Ergebnis.
Wie 2013 die Free-TV-Premiere zeigte, war dies auch kein rein morbides Interesse an einem Filmflop, welches miese Mundpropaganda nach sich zog. Denn sonst hätte die Erstausstrahlung am 16. Juni bei ProSieben wohl kaum zur besten Sendezeit so gut abgeschnitten: 3,47 Millionen Zuschauer verfolgten die 100-Millionen-Dollar-Produkion, was dem Münchner Sender starke 11,5 Prozent einbrachte. Bei den Werberelevanten sorgten derweil 2,38 Millionen Interessenten für tolle 20,0 Prozent Marktanteil.
Schon eine Woche später ließ die Zugkraft von «The Tourist» aber nach: Eine Nachmittagswiederholung brachte es nur noch auf solide 6,1 Prozent Marktanteil insgesamt und maue 9,3 Prozent in der umworbenen Zielgruppe. Ist dies nun doch eine Spätwirkung der geringen Qualität, die viele Filmfreunde dem Werk attestieren?
Am Sonntagabend zeigt ProSieben erneut um 20.15 Uhr «The Tourist». Der Montagmorgen wird dann für Klarheit sorgen: Kommt «The Tourist» beim Durchschnittszuschauer besser an als bei den Kritikern?