In Sachen Sport ist der Fußball in Deutschland nämlich nach wie vor noch das Höchste der Gefühle. Millionen von Fans wollen während der Saison auf dem Laufenden bleiben – am liebsten natürlich live. Vor einigen Jahren stellte sich noch die Frage: Was macht man, wenn man kein Sky hat und auch nicht bis zur «Sportschau» warten will? Die öffentlich-rechtlichen Radiosender bleiben schließlich auch nicht die ganzen 90 Minuten am Ball, sondern nur bruchstückhaft und dann auch noch hauptsächlich fokussiert auf die Teams aus dem Verbreitungsgebiet. Diesen Umstand machte sich ab der Bundesliga-Saison 2008/2009 noch der frisch gegründete Leipziger Privat-Hörfunksender 90elf zunutze, der erstmals für ein derartiges Angebot auch deutschlandweit über das Internet empfangen werden konnte. Ein schneller Aufstieg des Senders folgte: Seit der Rückrunde 2009 bot 90elf eine iPhone-App an, 2011 folgte die deutschlandweite Verbreitung im Digitalradio über DAB+ Standard und der Gewinn des deutschen Radiopreises.
Die Erfolgsgeschichte hielt so lange an bis sich auch die DFL auf die lukrativen Audio-Rechte konzentrierte. Im Dezember 2012 kündigte die Deutsche Fußball-Liga an diese erstmals auszuschreiben. So musste sogar die ARD um die Verbreitung der Bundesliga über „Audio Broadcast“ zittern. Beim Paket „Audio Netcast“ für die Verwertungsrechte für Web und Mobile kristallisierten sich schnell die zwei ernstzunehmendsten Aspiranten heraus: Der bisherige Vorreiter 90elf und der neu etablierte, noch weitgehend konzeptlose Radiosender von Sport1, dem ohne die Fußball-Rechte wichtige Inhalte fehlen würden. Das Wettbieten entschied letztlich Sport1 für sich, nachdem 90elf „an die Grenzen des wirtschaftlich machbaren“ gegangen war, wie 90elf-Geschäftsführer Florian Fritsche betonte.
„
Durch unsere Entscheidung, eine werktäglich live-moderierte Sportshow anzubieten, in der umfassend über das relevante Sportgeschehen weltweit berichtet wird, hält sich der Rückgang der Reichweite im Vergleich zu Liveübertragungen von Sportereignissen in Grenzen.
”
Thomas Deissenberger
In Sachen Fußball konnte Sport1.fm dennoch vom Vorgänger 90elf profitieren: Mit Konstantin Winkler, Markus Herwig, Ralf Bosse oder Andreas Mann gingen beispielsweise Kommentatoren von 90elf zu Sport1.fm über und brachten auch in Sachen Abläufen einiges an Erfahrungen mit, was in der hektischen Anfangszeit für Sport1.fm in vielen Bereichen nützlich sein sollte. „Zunächst galt es, innerhalb von nur vier Monaten mit unseren Dienstleistern die redaktionellen und technischen Strukturen und Prozesse aufzusetzen. Ein Sportradio, das sieben Tage die Woche 24 Stunden on-air ist – so etwas hatte es in Deutschland schließlich noch nicht gegeben“, betont Olaf Schröder, Geschäftsführer der Sport1 GmbH im Dialog mit Quotenmeter.de.
Inwiefern unterscheiden sich also Sport1.fm und 90elf? Vergleichbar ist dabei nur der Fußballbereich. Vor allem der Live-Kommentar einzelner Spiele kommt sehr ähnlich daher und weicht nur wenig vom 90elf-Angebot ab. Ein Herzstück von 90elf bildete von Dienstag bis Donnerstag die interaktive Talkshow «Bolzplatz» mit Markus Herwig und Alexander Ibenhain, während der auch einzeln Spiele der UEFA Champions League, der UEFA Europa League oder des DFB-Pokals in voller Länge übertragen wurden. «Bolzplatz» schenkte seinen Hörern beispielswiese Sternstunden wie die letzten vier Minuten der Zitterpartie zwischen Borussia Dortmund und Malaga, deren Kommentar zum Happy End auf deutscher Seite in den Tagen darauf von zahlreichen Medien aufgegriffen wurde. Das etwas sachlichere Pendant, der «Mobilat Fantalk», welcher auch im Fernsehen ausgestrahlt wird, schaffte es allerdings auch binnen kurzer Zeit eine größere Anhängerschaft um sich zu versammeln, während der ebenfalls durch das Fernsehen etablierte «Volkswagen Doppelpass» (Foto) mit namhaften Experten den Spieltag analytisch aufarbeitet.