Popcorn & Rollenwechsel

3D-Schizophrenie

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Das Bibelepos «Noah» bekommt in manchen Ländern eine 3D-Fassung spendiert. Nicht aber in den USA.

Große Überraschung: Wenige Wochen vor Kinostart des Darren-Aronofsky-Bibelepos «Noah» gab das produzierende Studio Paramount Pictures bekannt, den kostspieligen Film in 3D zu konvertieren. Bislang war keine 3D-Fassung von Aronofskys aufwändiger Nacherzählung der Sintflut-Geschichte geplant, doch nun erhalten 65 Märkte alternativ zur vom Regisseur vorgesehenen 2D-Version eine dreidimensionale Fassung. Zu diesen Ländern zählen sämtliche Märkte Südamerikas, in denen «Noah» läuft, Russland sowie der Großteil Europas.

Laut Informationen des US-Branchenportals The Hollywood Pictures hofft das Studio, den laut Marktforschungsumfragen schwer zu verkaufenden Film so dem Publikum schmackhafter zu machen und ihn als effektgeladenes Spektakel zu positionieren. Interessanterweise fährt Paramount in den USA, im Vereinigten Königreich sowie in Australien und Frankreich eine andere Taktik und bringt bloß die 2D-Version in die Kinos. Paramount erwartet, dass „das bisherige Schaffen des Regisseurs und des Ensembles sowie die dramatischen Elemente der Geschichte“ genügen, um Leute ins Kino zu locken.

Paramount zeigt sich seit einiger Zeit besorgt, ob «Noah» beim Kinopublikum ankommen wird: Nachdem der Film von strenggläubigen Testzuschauern verrissen wurde, drängelte das Studio Aronofsky dazu, den Film im Schnitt zugänglicher und weniger kontrovers zu gestalten (mehr dazu). Mit Blick auf den internationalen Erfolg von «Life of Pi» soll nun auch eine 3D-Fassung die kommerzielle Tauglichkeit des Films versichern – interessant aber, dass die Studiobosse glauben, «Noah» in wenigen Ländern ohne 2D erfolgreicher als dramatisches Werk verkaufen zu können.

Einen Bruder im Geiste findet «Noah» daher im Actionfilm «Need for Speed», der ebenfalls eine 3D-Konvertierung erhielt, von der bis vor wenigen Tagen niemand wusste. Entgegen früherer Meldungen ist die 3D-Fassung jedoch kein Last-Minute-Gedanke des Studios: Laut Regisseur Scott Waugh verheimlichten er und das Marketing die Existenz der 3D-Version, um zu verhindern, dass die Videospielverfilmung als seelenlose Produktion aufgefasst wird. Gegenüber Slashfilm erläuterte er, dass der Gedanke einer 3D-Version mutmaßen ließe, «Need for Speed» wäre aalglatt und voller computeranimierter Effekte. „Doch das ist nicht der Film, den wir machen. Wir machen einen echten, traditionellen, nostalgischen Film im Stil der 60er und 70er“, betonte Waugh, der die 3D-Konvertierung persönlich überwachte und deren Ergebnis als imposant bezeichnet.

So weit ist es also mittlerweile mit der Akzeptanz von 3D gekommen: In einigen Ländern verzichten Studios ganz auf die 3D-Version, um das Werk als dramatisch verkaufen zu können, alternativ werden lang geplante 3D-Fassungen erst in letzter Sekunde beworben, um eine negative Publikumsreaktion zu vermeiden. Gleichwohl gilt 3D auf dem weltweiten Kinomarkt ungebrochen als Erfolgsgarant. Wirre, neue Welt.

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