Zur Person
Der international erfolgreiche deutsche Modedesigner Wolfgang Joop erblickte am 18. November 1944 in Potsdam das Licht der Welt. Er gründete 1986 die Kosmetik- und Modefirma JOOP!. Zusammen mit Edwin Lember zeichnet er ab 2003 außerdem verantwortlich für das Modeunternehmen Wunderkind.Betroffen von fast staffelweisem Ersatz, und trotzdem bisher unverzichtbar, war bei der Castingshow nämlich die Rolle des Paradiesvogels, die seit Beginn ein Jury-Mitglied einzunehmen hatte. In den ersten zwei Staffeln füllte Bruce Darnell diese Lücke, für die Staffeln drei und vier nahm Rolf(e) Scheider diesen Platz ein, ein kurzes Intermezzo war dem Fotograf Kristian Schuller vergönnt, bis Thomas Rath neben Thomas Hayo als extrovertiertes Gemüt hinzustieß. Nach Bruce Darnell und dem ernsteren Peyman Amin schaffte es allerdings keiner der darauffolgenden Juroren, eine gewichtige Rolle in der Gesamtkomposition der Modelsuche einzunehmen. Rolf Scheider setzte da noch am meisten Akzente, Kristian Schuller und Qualid „Q“ Ladraa, die das Format in der fünften Staffel beehrten, blieben blass und Thomas Rath und Thomas Hayo wirkten zu ihrer gemeinsamen Zeit mehr wie Anhängsel Klums, die eher durch markige Dialoge in Zwischensequenzen für Unterhaltung der Zuschauer sorgten, als mit konstruktiver Kritik an den Laufstegtalenten. Enrique Badulescu rückte in Staffel acht schließlich wieder völlig in den Hintergrund.
Schon ab Staffel fünf fand sich in Klum die einzige wahre Autorität in der Jury wieder, was den Sehgenuss immer mehr schmälerte und Gefahren für das Format eröffnete, auch wenn dies im Gegensatz zu Claudia Schiffers sehr hintergründiger Performance bei «Fashion Hero» noch die bessere Alternative darstellte. Letztendlich können die Verantwortlichen nämlich nie wissen, ob die Wahl der Teilnehmerinnen auch der Unterhaltung zugutekommt – sollte dies nicht der Fall sein, müssen sich die starken Charaktere in der Jury wiederfinden. Einen solch vermeintlich starken Charakter verpflichtete die RedSeven-Produktion für Staffel neun. Der international renommierte deutsche Modedesigner Wolfgang Joop stieß entgegen der Paradiesvogel-Konvention zur Jury hinzu, womit man den Fokus klar auf mehr Seriosität und fachliche Kompetenz richten wollte, obwohl auch Joops Auftritte teilweise schrill daherkommen. Diese Seriosität postulierte Heidi Klum bereits vor Staffel acht und wurde von RedSeven schon dort nicht enttäuscht, als die Produktionsfirma wusste, wie sie beispielsweise die Charaktere der Kandidatinnen besser zur Entfaltung bringen kann. Nichtsdestotrotz ist «GNTM» natürlich noch weit davon entfernt, als Qualitätsfernsehen zu gelten, befindet sich aber auf einem besseren Weg als zuvor.
Merkwürdig an der neuen Staffel erscheint Klums vermeintliche Strategie, ihre Kritiker verstummen zu lassen, indem sie sie einfach mit zu sich ins Boot holt, sowie Joops Entscheidung, sich der Show anzuschließen, obwohl er bisher nur wenige warme Worte für sie übrig hatte. Die Show sei zu exhibitionistisch und würde die Kandidatinnen vorführen, attestierte Joop «GNTM» nämlich einst selbst – Klum selbst sei modeltechnisch Durchschnitt. Joops Aversion gegenüber dem Format scheint einem Engagement bei selbigem allerdings jetzt nicht im Weg zu stehen.
Steckt hinter Joops Teilnahme an «GNTM» also vielleicht der Plan, die Show ordentlich aufzumischen und die pädagogische Verantwortung gegenüber den Mädchen hochzuhalten, die er selbst in der Vergangenheit betonte? Wie sehr integriert sich der Designer in die Show und wie viel Präsenz zeigt Joop angesichts seines wohl vollen Terminkalenders? Bei den Castings fiel der prominente Potsdamer zumindest vorwiegend positiv auf: Joop artikulierte gut, was er in den einzelnen Modelaspirantinnen sah und überzeugte meist durch faire, konstruktive Kritik, die Heidi in den bisherigen acht Staffeln des Öfteren vermissen ließ. Ein paar Anmerkungen Joops, beispielsweise das problematische Verhältnis zwischen „Boobs“ und Kopf einer Kandidatin, sorgten jedoch wohl vereinzelt für Fragezeichen auf Seiten der Zuschauer. Man merkte an der ersten Episode des neunten Durchlaufs klar, dass Joop kein Juror sein wird, der sich Jury-Oberin Heidi Klum unterordnen will, so wie es nahezu alle Juroren vor ihm taten. Trotzdem wirken einige seiner Darbietungen selbstdarstellerisch, etwa die Zeichnungen der Kandidatinnen, von denen er sagte, diese seien nur wenigen Models vergönnt, nur um im weiteren Verlauf noch etliche Male draufloszuzeichnen und seine Werke der Kamera zu präsentieren. Darunter litt in Teilen auch seine Aufmerksamkeit auf die Teilnehmerinnen, da er oft nur noch Augen für seine Zeichnungen hatte.
Durch neckische Spitzen gegen Klum initiierte Wolfgang Joop aber auch einige unterhaltsame Momente, gleichwohl Klum seine Bedenken bei ein paar Entscheidungen schlicht ignorierte und die Differenzen mit Schweigen quittierte. Thomas Hayo scheint durch die neue starke Persönlichkeit in der Jury wiederum besser zur Entfaltung zu kommen, indem er seinem eigenen Fachwissen neben den Aussagen von Klum und Joop noch besser Ausdruck verleihen kann. Anders als bisher scheinen sich neben Klum diesmal zumindest nicht nur Sidekicks zu tummeln.
Und siehe da: Zum ersten Foto-Shooting nach den abgeschlossenen Castings begleitete nicht nur Thomas Hayo die Teilnehmerinnen, sondern auch Heidi Klum, die diese Aufgabe in den vergangenen Staffeln lieber an ihre Jurykollegen weitergab. ProSieben zeigte Klum im Folgenden beim Döner-Essen, bei der Begutachtung des Shootings sowie gemeinsamen Autofahrten mit Thomay Hayo. Inwiefern sich Wolfgang Joop in ein etwas intensiveres Coaching der Kandidatinnen verwickeln lässt, werden die weiteren Folgen zeigen. Nach jetzigem Stand ist noch unklar, ob sich Joop auch der näheren Betreuung der Models widmen wird. Dass diesen Part auch „Modelmama“ Heidi Klum einmal wieder einnimmt, sorgt jedenfalls zunächst für etwas Abwechslung, welche ja schon in Staffel acht durch die Konzeptänderungen der neuen Produktionsfirma RedSeven gegenüber Tresor TV nicht zu kurz kamen. Bereits ab letztem Jahr bewegte sich das Format in eine qualitativ bessere Richtung – Wolfgang Joop und die neue Dynamik in der Jury könnten ein weiterer Baustein sein, um neben der großen Zuschauerresonanz auch bald wieder auf wohlwollendere Kritik der Journaille zu hoffen, die in der «GNTM»-Geschichte zu oft ins Negative abglitt.