Inhalt
Hinter den Kulissen
- Regie: Till Endemann
- Drehbuch: Harald Göckeritz
- Kamera: Andreas Schäfauer
- Szenenbild: Florian Haarmann
- Kostümbild: Stephanie Kühne
- Schnitt: Saskia Metten
Darsteller
Ulrike Folkerts («Restrisiko») als Hauptkommissarin Lena Odenthal
Andreas Hoppe («Transit») als Kriminalkommissar Mario Kopper
Peter Espeloer («Tatort») als Peter Becker
Annalena Schmidt («Tatort») als Edith Keller
Liv Lisa Fries («Add a Friend») als Feli
Steffi Kühnert («Der Turm») als Louisiana
Hanno Koffler («Freier Fall») als Robbi
Kritik
Derzeit befindet sich der «Tatort» in einer Phase des Umbruchs: Mit Wotan Wilke Möhring und Til Schweiger starteten 2013 gleich zwei neue Hamburger Kommissare durch, außerdem feierten Christian Ulmen und Nora Tschirner als komödiantisches Ermittler-Duo ihre Premiere und erst Ende Januar 2014 wurde beschlossen, dass Thomalla und Wuttke den Leipzig-«Tatort» verlassen müssen. Dessen ungeachtet strahlt die ARD-Krimireihe weiterhin Konstanz aus: Am Sonntagabend flimmert (nach offizieller Zählung) immerhin die 900. Episode über die deutschen Mattscheiben, die mit Lena Odenthal zudem die dienstälteste noch aktive «Tatort»-Kommissarin im Mittelpunkt stehen hat. Großen Jubiläumsrummel gibt es aber (trotz Zirkus-Setting) für Odenthal nicht durchzustehen – ihr 59. Einsatz verzichtet gänzlich auf neue Impulse und sogar auf eine dichte Atmosphäre. Stattdessen präsentiert sich „Zirkuskind“ als gut gespielte, solide strukturierte «Tatort»-Standardware.
Zu den Stützpfeilern des zweiten Zirkus-«Tatort»-Falls innerhalb von zwei Monaten zählen die jungen Schauspieltalente Liv Lisa Fries und Hanno Koffler, die in ihren Rollen gleichermaßen Stolz ihre Zirkustätigkeiten zu Tage legen, wie auch Gelegenheit bekommen, ruhigere Momente mit zarter Melancholie zu füllen. Darüber hinaus stimmt die Chemie zwischen Fries und Koffler, weswegen ihre gemeinsamen Szenen besonders kurzweilig geraten sind. Außerdem weiß Steffi Kühnert als Leiterin des Familienzirkus zu überzeugen: Zwar ist ihre herrische Figur etwas einseitig geschrieben, jedoch bemüht sich die Mimin redlich, der Rolle zwischen den Zeilen zusätzliche Dimensionen abzugewinnen.
Der zentrale Kriminalfall aus der Feder des regelmäßigen «Tatort»-Drehbuchautors Harald Göckeritz ist oberer Durchschnitt: Die clever hinausgezögerte Auflösung wird sehr nachvollziehbar vollzogen und moralisch eindeutig untermauert, womit der Fall vom Zuschauer bei Beginn des Abspanns zu den Akten gelegt werden kann. Das ist nicht besonders ambitioniert, doch da das Netz aus Familienproblemen, krimineller Energien und Artistenstolz, das Göckeritz spinnt, einen hohen Spannungsbogen ermöglicht, ist trotzdem für gute Krimiunterhaltung gesorgt.

«Tatort: Zirkuskind» ist am Sonntag, den 16. Februar, um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.