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„Sehr angespannte Bedingungen“: Deutsche Reporter in Gefahr in Kiew

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Scharfschützen auf den Dächern, bewaffnete Demonstranten in den Hotelgängen. Um die deutschen Bürger über die Lage in Kiew zu informieren, riskieren deutsche Reporter einiges. Wie ARD, ZDF, RTL und N24 die Lage bewerten und was sie mit ihren Berichterstattern am Freitag machen.

Nachrichtensendungen am Donnerstag

  1. «Tagesschau»: 5,20 Mio. (12,3 %)
  2. «Brennpunkt»: 4,13 Mio. (7,6 %)
  3. «RTL aktuell»: 3,91 Mio. (19,8 %)
  4. «ZDF heute»: 3,73 Mio. (5 %)
  5. «heute-journal»: 3,61 Mio. (8,5 %)
  6. «ZDF Spezial»:3,27 Mio. (4,7 %)
  7. «Tagesthemen»: 2,10 Mio. (5,7 %)
  8. «Sat.1 Nachrichten»: 1,48 Mio. (6,6 %)
  9. «RTL Nachtjournal»: 1,21 Mio. (15,2 %*)
Anzahl der Zuschauer gesamt; Marktanteile 14-49 Jahre/ * MA 14-59 Jahre
„Das war wirklich brandgefährlich“, beschreibt der stellvertretende Chefredakteur des ZDF, Elmar Theveßen gegenüber Quotenmeter.de die Lage, die am Donnerstag in Kiew und unmittelbarer Nähe an den zentralen Maidan-Platz vorherrschte. Auf Grund der massiven Unruhen und Bürgerkriegs-ähnlichen Zustände berichten derzeit alle großen deutschen TV-Sender mit gleich mehreren Reportern direkt aus Kiew. Untergekommen sind die meisten von ihnen im zentralen Hotel Ukraina, das sich aber am Donnerstag vom einst gemütlichen Rückzugsort zum Schauplatz der Kriegszustände verwandelt hat.

„Unsere Hotellobby wurde kurzerhand umgewandelt in eine Notfallaufnahme für angeschossene und getötete Demonstranten. Zeitweilig lagen hier bis zu zwölf Leichen, es ist ein blankes Chaos“, hatte ARD-Reporterin Golineh Atai in einer Schalte in den «Tagesthemen» gesagt. Ähnliches berichteten zuvor auch schon ZDF-Korrespondentin Britta Hilpert und RTL-Mann Christof Lang. Alle Reporter trugen sogar in ihrem Zimmer schusssichere Westen – diese kennzeichnen sie deutlich als Journalisten. Es wird angenommen, dass weder Regierungsgegner noch die Polizisten Interesse haben Berichterstatter zu töten.

Und dennoch: Wieder und wieder ist von Schüssen auf das Hotel zu hören, in dem die Berichterstatter untergebracht sind. „Wir haben deshalb mit den Kollegen vereinbart, dass sie bei Schalten nicht mehr direkt am Fenster stehen“, erklärt Theveßen. Golineh Atai hatte erklärt, dieses nach Anbruch der Dunkelheit überhaupt nicht mehr zu verlassen. Selbiges vereinbarte der Privatsender RTL auch mit seinen Reportern Christof Lang und Jürgen Weichert. RTL-Mann Christof Lang, langjähriger «Nachtjournal»-Moderator und jetzt eigentlich Leiter des Studios in München, ließ sich in den Nachrichtensendungen aber noch von einer EBU-Position auf dem Balkon des Hotels schalten – diese wurde auch von anderen internationalen Berichterstattern genutzt. Einem RTL-Beitrag zufolge musste sich aber ein belgischer Korrespondent schon am Nachmittag von dieser zurückziehen, da in Richtung des Balkons geschossen wurde. Ein Sendersprecher erklärte gegenüber Quotenmeter.de: „Wie bei allen Einsätzen in Krisengebieten sind unsere beiden Reporter in Kiew ausdrücklich gehalten, der Sicherheit für sich und ihr Team oberste Priorität einzuräumen.“

Wir bewerten die Lage gemeinsam mit unseren Fachleuten in kurzen Abständen. Gestern abend sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine Abreise gefährlicher gewesen wäre als der weitere Aufenthalt unseres Teams im Hotel Ukraine. Heute Vormittag ist die Gefahr deutlich geringer als gestern. Bis auf Weiteres bleiben unsere Mitarbeiter in der Stadt. In jedem Fall und zu jedem Zeitpunkt gilt: Sicherheit geht vor Berichterstattung
WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn
Mit großer Fürsorge geht man auch beim WDR vor, der die Berichterstattung aus Kiew für den ganzen ARD-Senderverbund verantwortet. Chefredakteur Jörg Schönenborn berichtet Quotenmeter.de: „Wir bewerten die Lage gemeinsam mit unseren Fachleuten in kurzen Abständen. Gestern Abend sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine Abreise gefährlicher gewesen wäre als der weitere Aufenthalt unseres Teams im Hotel Ukraine. Heute Vormittag ist die Gefahr deutlich geringer als gestern. Bis auf Weiteres bleiben unsere Mitarbeiter in der Stadt. In jedem Fall und zu jedem Zeitpunkt gilt: Sicherheit geht vor Berichterstattung.“

Doch auch im Hotel konnte man sich nicht absolut sicher fühlen. „Es waren auch Bewaffnete im Hotel unterwegs, die aus Zimmern heraus auf Regierungstruppen geschossen haben“, berichtet Elmar Theveßen, der die Berichterstattung für das ZDF von Mainz aus koordiniert. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass all seine dort arbeitenden Reporter durch ein so genanntes „Krisentraining“ gegangen seien. „Britta Hilpert zum Beispiel war als langjährige Moskau-Korrespondentin für uns in Tschetschenien.“

Am Freitagvormittag zeichnete sich schließlich eine leichte Entspannung der Lage rund um den Maidan-Platz ab. Trotzdem hat das ZDF entschieden, seine Reporter in einem anderen Hotel unterzubringen. Daran wurde in den zurückliegenden Stunden gearbeitet. Eine Verlegung in eine neue Unterkunft solle nur dann angegangen werden, wenn sichergestellt sei, dass das Verlassen des Hotels keine übermäßige Gefahr mit sich bringe. Ein ähnliches Vorgehen beabsichtigt der Nachrichtensender N24, für den Christof Wanner aus Kiew berichtet. N24 stellt auch die Informationsangebote für Sat.1, ProSieben und kabel eins her. Kristina Faßler, Kommunikationschefin des Senders, erklärte Quotenmeter.de, man habe die aktuelle Entwicklung in Kiew ständig im Blick und diskutiere - gerade in Situationen wie wir sie gestern auf dem Maidan hatten - sehr intensiv mit dem Reporter. "Er macht einen großartigen Job. Auf Grund seiner langjährigen Erfahrung als Krisenreporter und als russischsprachiger Korrespondent kann er die Lage und die persönliche Sicherheitsfrage für den jeweiligen Moment am besten einschätzen. Wir haben allergrößtes Vertrauen in sein Urteil."

Dennoch sei man sich der Verantwortung ihm gegenüber natürlich bewusst. Fassler weiter: "Sollte sich die Krise wieder zuspitzen, werden wir - nach Rücksprache mit Christoph Wanner - kurzfristig entscheiden, ob er weiterhin vom Maidan arbeiten und schalten kann. So haben wir es mit unseren Korrespondenten auch in anderen Kriseneinsätzen vereinbart."

Auch RTL denkt – trotz der weiter unübersichtlichen Situation vor Ort – nicht daran, seine Reporter nach Deutschland zurückzuholen. „Unsere Reporter werden bis auf Weiteres in Kiew bleiben. Das betrachten wir angesichts der weltpolitischen Dimension der Ereignisse in der Ukraine als eine journalistische Selbstverständlichkeit“, so ein Sendersprecher zu Quotenmeter.de.

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