«Mixology»-Staff
- Cast: Craig Frank, Ginger Gonzaga, Blake Lee, Vanessa Lengies, u.a.
- Schöpfer: Jon Lucas, Scott Moore
- Executive Producer: Jon Lucas, Scott Moore, Ryan Seacrest, Nina Wass, Nick Pavonetti
- Kamera: Michael Mayers
- Produktion: ABC Studios und Ryan Seacrest Productions
Sie alle lernen wir in der ersten Folge kennen. Und auch, wenn sich die meisten der „zehn Fremden“ in Figuren aus «Sex and the City», «Friends» oder «How I Met Your Mother» problemlos wiederfinden lassen, so ist «Mixology» doch etwas anders gepolt als die offensichtlichen Vorbilder: Die neue ABC-Serie erzählt in zehn Folgen von einem einzigen Abend in einer New Yorker Bar, in der die zehn Charaktere aufeinander treffen. Eine durchgängige Narrative in der gesamten Staffel ist gesetzt; sie geht sogar so weit, dass die Folgen nahtlos aneinander anschließen: Jede beginnt mit der letzten Minute der vorangegangenen – aneinandergereiht würden die zehn Episoden quasi einen knapp vierstündigen Film ergeben, den man auch am Stück schauen könnte.
Ob sich das lohnt, ist eine andere Frage, vor allem eine des Geschmacks: Die Comedyserie wurde erfunden von den «Hangover»-Autoren Jon Lucas und Scott Moore, die ihre eigene Art des derben, platten Humors haben. Nach zahlreichen Hollywood-Erfolgen (u.a. auch «21 & Over» und «Wie ausgewechselt») verschlug es die gefragten Kinoautoren ins Fernsehgeschäft; «Mixology» ist ihre erste Produktion auf diesem Terrain. Ohne Alkohol kommen Lucas und Moore im Drehbuch offenbar nicht aus, die Bar als permanenter Schauplatz der Story ist so nur konsequent. Es wird gesoffen, geflucht, gejohlt, gefeiert, erbrochen und manchmal werden sogar auch Drinks ausgegeben. Schon in der ersten Folge zeigt sich die volle Bandbreite cleverer sowie platter Gags: Man muss Lucas‘ und Moores Humor – ergo den von «Hangover» – mögen, um mit «Mixology» warm zu werden.
Auch wenn jede Folge die Geschichte(n) aller Charaktere weitererzählt, so legt man pro Folge den Fokus auf zwei oder drei einzelne Personen, die sich in der Bar begegnen. Hier erfahren die Zuschauer auch jeweils ihre Lebensgeschichte – in komprimierter Form durch Flashbacks erzählt. Diese Flashbacks sind die einzigen Szenen, die außerhalb der Bar spielen, und sie sind die einzigen, die den Figuren ein wenig Tiefgang geben. Erzählt werden sie vor dem Hintergrund der Frage, warum gerade diese Person heute diese Bar besucht. Beispiel Tom: Wir erfahren, dass sich seine Verlobte kurzerhand von ihm getrennt hat – sie sagt, sie hat sein Gesicht nicht mehr ertragen können. Das Ende seiner ersten und einzigen Liebe verkraftet Tom kaum, seine Freunde aber rütteln ihn auf: Er sein nun frei, könne auf andere Frauen zugehen und sie ins Bett kriegen. Wo anders als in einer Bar bietet sich die beste Gelegenheit zum Kennenlernen?
Stereotype Geschichten dieser Art sind es, die den Ton von «Mixology» prägen. Der männliche Fäkal- und Sex-Humor, den wir aus «Hangover» kennen, ist omnipräsent und wird durch wenige anspruchsvollere Gags angereichert. Eine kultivierte Stimmung will nicht aufkommen. Dies aber ist auch nicht der Anspruch von «Mixology», das handwerklich professionell produziert ist: Die Bar-Atmosphäre wird gut eingefangen, schnell fühlt man sich auch dank guter musikalischer Untermalung heimisch in der angesagten Location. Flashbacks und die Jetzt-Szenen sind hervorragend geschnitten, die Pointen sitzen dank der meist guten Schauspieler. Kurz: Die Erfinder Lucas und Moore schaffen es, ein wenig ihres Kinofeelings ins Fernsehen zu transportieren.
Trotzdem zeigte sich das amerikanische Publikum bei der Premiere wenig angetan und bescherte «Mixology» nur eine mittelmäßige Einschaltquote. Der größtenteils weiblichen ABC-Zuschauerschaft dürfte man mit dem Format kaum gefallen, schon gar nicht auf dem Sendeplatz nach «Modern Family», das ganz anders akzentuiert ist. «Mixology» hätte deutlich besser zur Comedy-Riege von CBS («The Big Bang Theory», «Two and a Half Men», «How I Met Your Mother») gepasst, dort verlor man aber den Wettkampf um die Serie gegen ABC.
Vielleicht schaffen es die Bar-Geschichten nach Deutschland, vielleicht gesellen sie sich sogar zu den CBS-Formaten, die ProSieben hierzulande zeigt. Ob sich das Einschalten dann lohnt, ist letztlich von der einen Frage abhängig: Mag man den «Hangover»-Humor und mag man ihn vielleicht sogar noch eine Ebene platter? Wäre «Mixology» eine Spirituose, wäre sie ein billiger doppelter Whiskey – rau, manchmal genau das Richtige, aber oft mit einem unangenehmen Nachgeschmack.