TV-Markt

Der TV-Markt im Februar: Olympia stürzt Private in die Krise

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Während sich ARD und ZDF über rekordverdächtige Werte freuen durften, kam die private Konkurrenz kaum auf einen grünen Zweig. RTL fiel nach dem großen Dschungel-Erfolg wieder deutlich zurück.

Zwei Wochen lang prägten die Olympischen Winterspiele in Sotschi das Tagesprogramm im deutschen Fernsehen. Während man bei ARD und ZDF am Nachmittag hervorragende Einschaltquoten verbuchte, kam der gewohnte Einheitsbrei aus Dokusoaps, Scripted Realitys und Wiederholungen bereits mehrfach ausgestrahlter Sitcom-Folgen bei den Privatsendern auf eher überschaubare Zahlen. Die erfolgreichste Wintersport-Übertragung war dabei der Rodeln-Einsitzer der Herren am zweiten Wettkampftag mit durchschnittlich 9,22 Millionen Zuschauern um 17:55 Uhr, die zu tollen 32,4 Prozent aller sowie 23,0 Prozent der jüngeren Konsumenten führte. Zwei Tage zuvor lief es mit 39,5 bzw. 25,1 Prozent für die Eröffnungsfeier sogar noch etwas besser, aufgrund der weniger zuschauerstarken Sendezeit um 16:10 Uhr belief sich die Reichweite jedoch "nur" auf 8,99 Millionen. Die einzige Fernsehübertragung mit einer zweistelligen Zuschauerzahl war jedoch nicht Olympia, sondern wieder einmal der «Tatort» mit der viel diskutierten Folge «Brüder», die am 23. Februar auf 10,18 Millionen sowie 27,4 und 21,7 Prozent Marktanteil gelangte. Zwei Wochen zuvor verfehlte «Großer schwarzer Vogel» diese Marke mit 9,99 Millionen noch um Haaresbreite.

Das Privatfernsehen stellte sich einmal mehr beim Gesamtpublikum als nicht konkurrenzfähig heraus. Mit einer Ausnahme: Am allerersten Tag des Monats kam das Finale von «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» auf beeindruckende 8,60 Millionen Fernsehende sowie einen Marktanteil von 34,9 Prozent - keine nach 18 Uhr gezeigte Sendung verbuchte eine höhere Zahl. Die 4,92 Millionen und 47,5 Prozent beim besonders wichtigen werberelevanten Publikum stellten sogar die mit weitem Abstand höchsten Werte des Monats dar. Zum Vergleich: Der zweithöchste in diesem Monat verbuchte Marktanteil betrug gerade einmal 27,6 Prozent für eine Biathlon-Übertragung im ZDF. Vom Dschungelcamp abgesehen präsentierten sich aber auch die Kölner selten wirklich erfolgreich.


Alle Zuschauer (Februar 2014)


ALLE ZUSCHAUER (FEBRUAR)
13,4
11,7
15,1
13,4
10,4
12,8
3,8
3,9
4,9
5,1
7,8
7,8
5,4
5,3
3,7
3,7
Marktanteile in %  |  Februar 2014 gegenüber Januar 2014

Noch stärker als zuletzt dominierten die öffentlich-rechtlichen Sender das Quotenrennen beim Gesamtpublikum. Unschlagbar war einmal mehr das Zweite Deutsche Fernsehen, das mit 15,1 Prozent den stärksten Marktanteil seit Juni 2012 einfuhr. Damals fand die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine statt. Gegenüber dem ohnehin schon überaus starken Februar legte man somit noch einmal um mehr als anderthalb Prozentpunkte zu. Doch auch die zuletzt leicht schwächelnden Kollegen des Ersten kamen auf äußerst beeindruckende 13,4 Prozent, gegenüber dem Januar-Wert verbesserte man sich sogar um 1,7 Prozentpunkte. Der größte Verlierer des Monats war RTL, das mit 10,4 Prozent auf den harten Boden der Realität zurückgeholt wurde. Im Januar wurden ungewohnt gute 12,8 Prozent eingefahren, wenngleich man trotz des erfolgreichen Dschungelcamps nicht an die 13,1 Prozent des Vorjahres herankam. Auch im Februar konnte man mit den 11,3 Prozent im Jahr 2013 bei weitem nicht mithalten.

Beinahe schon bemitleidenswert sind die Programmverantwortlichen von Sat.1, die offenkundig relativ hilflos mit ansehen müssen, wie ihr Sender kontinuierlich an Relevanz einbüßt. Mit 7,8 Prozent verfehlte man bereits zum dritten Mal in Folge die Acht-Prozentmarke, nachdem zu Saisonbeginn noch 8,3 bis 8,6 Prozent möglich waren. Unter einer Leistungsdelle leidet aktuell auch ProSieben, die nach viermal 6,0 Prozent in Folge Ende 2013 bereits zum zweiten Mal in Folge weit unterhalb dieser Marke lagen. Mit 5,4 statt 5,3 Prozent ging es aber zumindest wieder leicht bergauf. Große Sorgen macht inzwischen VOX, das in diesem Monat erstmals seit Dezember 2008 die Fünf-Prozenthürde nicht nehmen konnte. Mit nur 4,9 Prozent setzte man den seit September währenden Abwärtstrend weiter fort. Ins neue Fernsehjahr war man noch mit sehr achtbaren 5,6 Prozent gestartet. Auch RTL II machte mit nur 3,8 Prozent einige Sorgen, denn erstmals seit April 2012 verfehlte man zweimal in Folge die Vier-Prozentmarke. Konstant präsentierte sich hingegen kabel eins mit 3,7 Prozent.

Alles in allem war der Februar ein erfreulicher Monat für die acht großen Programmstationen, denn mit insgesamt 64,5 Prozent erzielten sie den höchsten Marktanteil seit zehn Monaten (April 2013: 64,9 Prozent). Nach dem historischen Tiefstwert von nur noch 62,2 Prozent im September scheint man sich also wieder etwas gefangen zu haben - bereits im Januar verbesserte man sich deutlich auf 63,7 Prozent. Ob hier von einer längerfristigen Entwicklung die Rede sein kann oder vor allem die Events Dschungelcamp und Olympia für die temporäre Rückkehr einiger Zuschauer zu den "Big Eight" sorgten, wird man im März beobachten können.


14- bis 49-Jährige (Februar 2014)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FEBRUAR)
7,8
6,2
7,9
6,1
14,0
17,5
6,4
6,4
6,6
6,9
8,9
8,8
11,0
10,8
5,5
5,5
Marktanteile in %  |  Februar 2014 gegenüber Januar 2014

Der einst so strahlende Marktführer RTL ist sichtlich angeschlagen, doch so recht vermag es nach wie vor niemand, ihn zu stürzen. Auch im Februar war man mit 14,0 Prozent deutlich in Front, wenngleich gegenüber dem Vormonat schier unglaubliche 3,5 Prozentpunkte verloren gingen. Allerdings fielen die dort verbuchten 17,5 Prozent auch für aktuelle Verhältnisse ungewohnt hoch aus, im Dezember wurden sogar nur 13,0 Prozent erzielt. ProSieben kam dem großen Konkurrenten zwar wieder deutlich näher, doch lag dies kaum an der eigenen Stärke. Mit nur 11,0 Prozent steigerte man sich nur minimal gegenüber den leicht entäuschenden 10,8 Prozent zu Beginn des Kalenderjahres. Schlechter lief es zuletzt im vergangenen April mit 10,7 Prozent , danach wurden 2013 stets zwischen 11,2 und 12,1 Prozent generiert.

Immer noch auf dem Bronzeplatz liegt Sat.1, das mit 8,9 Prozent minimal oberhalb des Vormonatsniveaus lag. Ende 2013 konnte sich der Bällchensender mit 9,6 bis 9,7 Prozent zeitweise Hoffnung auf eine Rückkehr in die angepeilte Zweistelligkeit machen. Davon ist man nun wieder ein gutes Stück entfernt. Weiter im Sinkflug befindet sich VOX, das auf erschreckende 6,6 Prozent zu verweisen hatte. Damit lief es signifikant schlechter als im selben Monat des Vorjahres, als grandiose 8,2 Prozent auf dem Papier standen. Die Programmverantwortlichen müssen sich nun dringend etwas einfallen lassen, vor genau acht Jahren, also im Januar und Februar 2014, verfehlte man bei den 14- bis 49-Jährigen letztmals zweimal hintereinander die Marke von sieben Prozent. Auch bei RTL II dürfte nach den Jubelorgien im letzten Quartal 2013 wieder Ruhe eingekehrt sein, mit 6,4 Prozent bestätigte man den mäßigen Vormonat. Die Faszination der Konstanz durchlebt nach wie vor kabel eins, das mit 5,5 Prozent das bisherige Niveau in diesem TV-Jahr komplett bestätigt. Seit September kam man stets auf 5,4 bis 5,6 Prozent dieser Konsumentengruppe.


Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
12,1
12,0
13,2
12,7
11,2
12,0
4,1
4,2
5,3
5,8
8,1
8,5
5,8
5,6
3,8
4,0
Marktanteile in %  |  Sep. 2013 – Feb. 2014 gegenüber Sep. 2012 – Mai 2013

Deutlich wie selten werden sich aller Voraussicht nach in dieser Saison die Plätze eins bis drei verteilen. Das ZDF steigert sich nach aktuellem Stand von sehr starken 12,7 auf tolle 13,2 Prozent, der öffentlich-rechtliche Mitbewerber Das Erste liegt zwar mit 12,1 Prozent einen Prozentpunkt in Rückstand, wird allerdings ebenfalls leicht zulegen können. Diese Erfolge gehen auf Kosten von RTL, das mit derzeit nur 11,2 Prozent deutlich an Relevanz einbüßt und wohl einen neuen historischen Tiefstwert generiert - nachdem die 12,0 Prozent bereits ungewohnt schwach waren. Noch dramatischer sind jedoch die 8,1 Prozent von Sat.1, denn noch vor zwei Jahren lag der Bällchensender mit 10,2 Prozent auf einem zweistelligen Wert. Nach den 8,5 Prozent der Vorsaison wollte man eine radikale Kehrtwende einleiten - zu sehen ist davon noch immer nichts.

Nach wie vor zufrieden sein darf ProSieben, das sich mit 5,8 Prozent sehr beachtlich schlägt und die 5,6 Prozent des Vorjahres locker erreichen wird, wenn nicht sogar überbieten dürfte. Damit setzen sich die Münchener klar von VOX ab, bei denen mit nur noch 5,3 statt 5,8 Prozent vieles für eine Bruchlandung spricht. Ähnlich schwach lief es zuletzt in der Saison 2008/09 mit 5,3 Prozent aller Konsumenten ab drei Jahren. Eine zufriedenstellende Saisonbilanz weist nach aktuellem Stand RTL II auf, das mit 4,1 Prozent nur minimal einbüßen wird. Bei kabel eins spricht aktuell einiges dafür, dass man nach zwei besseren Jahren wieder die Vier-Prozenthürde verfehlen wird, doch von dramatischen Verlusten kann auch hier keine Rede sein.


14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,9
6,5
6,5
6,6
14,5
15,4
6,8
6,7
7,1
7,9
9,4
9,6
11,5
11,1
5,5
5,5
Marktanteile in %  |  Sep. 2013 – Feb. 2014 gegenüber Sep. 2012 – Mai 2013

Um die Vorherrschaft beim werberelevanten Publikum wird sich RTL auch in diesem TV-Jahr wieder nicht sorgen müssen, mit 14,5 Prozent liegt man drei Prozentpunkte vor ProSieben, das auf 11,5 Prozent kommt. Dennoch muss man sich ernsthafte Gedanken um die zukünftige Ausrichtung des Angebots machen, denn auch im dritten Jahr in Folge wird man empfindliche Verluste hinnehmen müssen. Zwischen September 2010 und Mai 2011 lag man noch bei 19,2 Prozent, war also fast fünf Prozentpunkte stärker als heute. ProSieben lag schon damals bei 11,5 Prozent. Sogar das in der öffentlichen Wahrnehmung stets als größter Verlierer der jüngeren Vergangenheit wahrgenommene Sat.1 kam mit einem Rückgang von 10,7 Prozent auf nach aktuellem Stand 9,4 Prozent deutlich glimpflicher davon.

Weiterhin auf einem guten Weg können sich die Öffentlich-Rechtlichen sehen, denn Das Erste legt mit 6,9 statt 6,5 Prozent nochmal deutlich zu und das ZDF wird die zuletzt verbuchten 6,6 Prozent wohl weitgehend halten können. Bei den Mainzern macht sich jedoch das Problem der Überalterung breit, denn bei über 13 Prozent des Gesamtpublikums sollten eigentlich mehr als nur 6,5 Prozent bei den Jüngeren zu holen sein. Nur noch knapp stärker ist VOX mit derzeit 7,1 Prozent, nachdem im Vorjahr noch tolle 7,9 Prozent auf dem Papier standen. Letztgenannter Wert war allerdings auch ungewohnt stark, zuvor waren 7,3 bis 7,6 Prozent im Rahmen der Normalität. Für RTL II und kabel eins tut sich offenbar wenig, mit 6,8 bzw. 5,5 Prozent beweisen beide Sendeanstalten Konstanz.

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