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Hanks' Disney ist als gewiefter Geschäftsmann mit kindlicher Begeisterungsfähigkeit der perfekte Kontrahent für die von Emma Thompson bis zur Perfektion gespielte Pamela Travers. Die britische Oscar-Preisträgerin verschwindet förmlich in ihrer Rolle des verknöcherten Kontrollfreaks, der in den Disney-Studios eine emotionale Achterbahnfahrt durchmacht. Mit feinem Gespür für eine leichte, ironische Überzeichnung verdeutlicht Thompson Travers' versnobte Abscheu vor Kitsch und ein Übermaß an ungezügelter Heiterkeit, wodurch diese so gestrenge Persönlichkeit auch für einige Lacher gut ist. Gleichzeitig drückt Thompson mit verzweifelten Blicken und kleinen, scheinbar unterbewussten Gesten die ehrliche Verletzlichkeit der Poppins-Schöpferin aus. Da sie hinter allen unsensiblen Abfuhren und gehässigen Kommentaren, die sie Disney und seinem Team verpasst, auch nachvollziehbare, persönliche Gründe hat, sich gegen deren Ideen zu verwehren, bleibt ihr Handeln greifbar und für den Zuschauer verständlich.
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Inszenatorisch setzt Regisseur John Lee Hancock auf einen sehr zurückhaltenden visuellen Stil: Akzente werden primär durch die kommentierenden Umschnitte zwischen den 60ern und Travers' Kindheit gesetzt. Die Kameraarbeit John Schwartzmans hingegen umfasst nur wenige bildliche Anmerkungen bezüglich des Geschehens, stattdessen fängt sie größtenteils effektiv die Figuren und ihre Umgebung ein. Der deutlichste visuelle Kunstgriff ist, wie Hancock den Rückblicken auf Travers' Zeit in Australien durch präzise eingesetzte Zeitlupen, leichte Überbeleuchtung und eine stete Betonung der weiten australischen Flächen eine unterschwellig sentimental-traumhafte Note verleiht. Somit heben sie sich umso deutlicher von den Sequenzen in den bunten, aber auch sehr funktionalen Disney-Studios ab, sowie von den wenigen, prunkvollen Momenten, die im kalifornischen Disneyland spielen. Äußerst denkwürdig ist derweil Thomas Newmans subtile, spielerische Musikuntermalung, die sich freimütig an den bekannten «Mary Poppins»-Melodien bedient und diese komplett neu interpretiert, um sie mal schwärmerisch, mal verletzlich einzusetzen.
Der musikalisch beeindruckendste Moment von «Saving Mr. Banks» erfolgt während der Weltpremiere von «Mary Poppins», die Newman in ein melodisches Kleid packt, dessen Komplexität womöglich auch P. L. Travers gefallen hätte. Ihr Leinwandpendant zumindest durchläuft parallel dazu ebenfalls eine Vielzahl von Emotionen, was Thompson in einer Gänsehaut erzeugenden Darbietung zur Schau stellt. Manchem Kinogänger wird die von Regisseur Hancock und den Drehbuchautoren Marcel & Smith nahe gelegte Deutung von Travers' ganz persönlicher Auffassung des Kinofilms und dessen Bezug zu ihren Kindheitserinnerungen zu rührselig sein. Aber Thompsons begnadetes Schauspiel sollte selbst hartherzige Kinobesucher für diese Interpretation des Charakters einer facettenreichen, undurchschaubaren realen Person erweichen können.
«Saving Mr. Banks» ist ab dem 6. März 2014 in zahlreichen deutschen Kinos zu sehen.