Inhalt:
Die beiden Polizisten Dilller und Kessel führen gerade eine Observation des, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit international gesuchten lybischen Kriegsverbrechers Idris Mahe durch, als sie mit ansehen, wie direkt neben ihnen von Jugendlichen Drogen gedealt werden. Kessel, der gerade einen Drogenentzug hinter sich hat und erst seit kurzer Zeit wieder im Dienst ist, nutzt die kurze Abwesenheit seines Partners aus und versucht ebenfalls ein Päckchen Drogen bei dem Jugendlichen zu kaufen. Die Situation wird brenzlich für den abhängigen Polizisten, doch sein Partner ist rechtzeitig vor Ort um schlimmeres zu verhindern und zerrt den aufgebrachten Kessel zurück ins Auto. Kessel will gerade wegfahren, als einer der Jugendlichen in einer dunklen Gasse vor dem Auto auftaucht mit einem Baseballschläger. Der Ex-Junkie dreht durch und überfährt ihn. Diller steht nun vor der Wahl entweder seinen Kollegen zu verraten oder ihn zu decken. Er entscheidet sich für Kessel und gemeinsam bringen sie den jungen Türken Amir Arslan unauffällig ins Krankenhaus – er liegt im Koma. Die polizeichlichen Ermittlungen werden aufgenommen und sind schon bald, dank dem Druck der Staatsanwälting Soraya Nazari zur Chefsache. Ein bizarres Spiel um Macht, Erpressung und Drogen beginnt.
Darsteller:
Fritz Karl («Männerherzen», «Krupp – eine deutsche Familie») als Erich Kessel
Nicholas Ofczarek («Falco - verdammt wir leben noch», «Krupp – eine deutsche Familie») als Diller
Melika Foroutan («Vorstadtkrokodile 3», «Weissensee») als Staatsanwältin Soraya Nazari
Olgu Caglar («Gute Zeiten, schlechte Zeiten», «Eine wie keine») als Amir Aslan
Tedros Teclebrhan («Teddy Show», «Und weg bist du») als Gani Kartal
Merab Ninidze («Nirgendwo in Afrika», «Mein bester Feind») als Idris Maher
Birgit Minichmayr («Der Untergang», «Das Parfüm – Die Geschichte eines Mörders») als Maren Diller
Halima Ilter («Das Brautkleid», «Berlin -7°») als Layla Sharif
Kritik:
Krimis gibt es im deutschen Fernsehen wahrlich genug und selten unterscheiden diese sich voneinander. Es gibt einen Bösen, ein Opfer, einen Guten und ein von Anfang an absehbares Happy-End. Nicht so bei «Unter Feinden». Dem Regisseur und Autor Lars Becker gelang es die übliche Krimi Monotonie zu durchbrechen und das System ordentlich durcheinander zu bringen.
In diesem Polizeifilm ist alles anders: Täter werden zu Opfern und Opfer werden zu Tätern, jeder nutzt jeden aus und die Justiz mündet in Selbstjustiz. Nichts desto trotz bleibt der Film an den meisten Stellen sowohl rational als auch emotional für den Zuschauer nachvollziehbar. Er wird eingebunden in die starke Freundschaft zwischen den Kollegen Diller und Kessel und erwischt sich dabei, wie er entgegen jeglicher Vernunft darauf hofft, dass die Sache noch ein gutes Ende für die Polizisten nimmt. Obwohl die Freundschaft fordert Loyalität -Schiene zugegebenermaßen kein neue Idee ist und bereits bis zum Umfallen im TV plattgetreten wurde, funktioniert sie dennoch für den Film und die beiden Polizisten – wohl aufgrund der großen Unterschiedlichkeit der beiden Hauptpersonen.
Die Hauptakteure Nicholas Ofczarek und Fritz Karl (alias Diller und Kessel) überzeugen in ihren Rollen. Diller, der den guten Freund und fürsorglichen Familienvater spielt und grundsätzlich schon den Drang zu Ordnung und Gerechtigkeit verspürt. Und Kessel, an dem man aufgrund seiner eigenen Vernunft durchweg eigentlich nichts positiven finden kann und wohl eher aus Mitleid eine Sympathie für das multitoxische Wrack aufbaut. Er ist drogensüchtig, fährt einen Jugendlichen um und lässt es zu, dass sein Kollege und Freund in die dunklen Lügen mit hineingezogen wird. Auch Birgit Minichmayr als einfühlsame und gerechtigkeitssuchende Frau Dillers und Melika Foroutan als taffe Rechtsanwältin Soraya Nazari, die die Sprüche wegen ihres Kopftuchs mindestens mit genauso einer Vehemenz abschmettert wie sie versucht Licht ins Dunkel des Falles zu bringen und für Gerechtigkeit zu sorgen überzeugen voll in ihren Rollen.
Becker, der bereits bei einigen Episoden des «Tatort» Regie geführt hatte, ist es gelungen den Roman „Unter Feinden“ von Georg M. Oswald in ein spannendes Fernsehdrama zu verwandeln. Der Rechtsanwalt aus München – man möchte schon fast sagen - parodiert in seinem siebten Buch den hochgezüchteten Sicherheitsapparat in Deutschland und paart das mit ethnischen Konflikten und Spannung. Becker schaffte es – nicht zuletzt durch das oftmals düstere Bühnenbild, die Abstrusität der Geschichte, das feindselige interkulturelle Miteinander und das Falsche handeln der Akteure auch bildlich unterstrichen.
«Unter Feinden» setzt dort an, wo andere Krimis enden. Es zeigt die Täter bei ihrer Tat. Man könnte jetzt meinen, dass der Film fortan langweilig wird für den Zuschauer, da er die Lösung des Falls ja bereits kennt – aber weit gefehlt. Nicht die eigentliche Tat an sich stellt den Mittelpunkt des Films dar, sondern die Wirrungen um die Täter und Opfer und deren Verbindungen. Die Tat markiert nur den Anfang der Spannung. Von einem Spannungsbogen kann man bei diesem Film nicht reden, da dieser wirklich bis zu Beginn des Abspanns den Zuschauer darüber im Dunkeln lässt, wer den letztlich den Kampf um Gerechtigkeit gewinnen wird. «Unter Feinden» ist ein schmutziger Film mit wenig Hoffnung und jenseits der Moral, den zu sehen es sich lohnt.
ZDF zeigt «Unter Feinden» am Montag, den 10. März, um 20.15 Uhr.