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Zu geringes Engagement war dem «Unser Song für Malmö»-Team dabei gewiss nicht vorzuwerfen, immerhin schickte man gleich zwölf zum Teil sehr namhafte Acts ins Rennen und versuchte, eine möglichst große Bandbreite an Entscheidungsträgern zu schaffen: Diverse öffentlich-rechtliche Radiostationen, das anrufende Publikum und eine vermeintliche Fachjury bestimmten 2013 zu jeweils einem Drittel über den deutschen Teilnehmer. Dass dabei schlussendlich der kleinste gemeinsame musikalische Nenner gewählt wurde, überraschte kaum und war vermutlich sogar das Ziel dieses aufgeblasenen Konzepts. Wenn dieser kleinste musikalische Nenner dann aber derart fader Einheitsbrei wie "Glorious" ist, der sich völlig offensichtlich am Siegerlied des Vorjahres orientiert, darf man sich auch über ein Desaster nicht wundern.
Teilnehmer des Vorentscheids
- Das Gezeichnete Ich
- Madeline Juno
- MarieMarie
- Oceana
- Santiano
- The Baseballs
- Unheilig
- Elaiza
1. Runde: Jeder Teilnehmer präsentiert einen seiner beiden Songs. Das Publikum wählt vier weiter, die restlichen Acts dürfen ihre Alternative nicht mehr präsentieren.
2. Runde: Die Halbfinalisten singen ihr zweites Lied. In einer weiteren Abstimmung entscheidet das Publikum, von welchem der acht Songs beider Runden es am liebsten beim «ESC» repräsentiert werden möchte.
3. Runde: Im Finale stehen sich dann die beiden Titel gegenüber, die am meisten Stimmen erhalten haben. Hier entscheidet der Zuschauer endgültig über seinen Siegertitel.
Ein durchaus straffes Programm also, das der öffentlich-rechtliche Sender in gerade einmal zwei Stunden durchziehen möchte. Doch immerhin liegt der Fokus nun deutlich stärker darauf, den stärksten Song im Wettbewerb zu finden - wenngleich es bedauerlich ist, dass gleich vier von 16 Songs gar nicht erst ihren Weg in die Show finden werden. An einem elementaren Problem droht jedoch simultan zum Vorjahr auch dieser Vorentscheid zu scheitern: Die unterschiedliche Bekanntheit der Künstler. Auf der einen Seite steht mit Unheilig eine der erfolgreichsten Bands der vergangenen Jahre, auf der anderen Seite sind mit MarieMarie und Elaiza zwei Künstler dabei, die bislang kaum eine Fanbase hinter sich versammeln konnten.
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Ob es diesmal wieder so weit kommen wird, ja ob bei Unheilig der Bekanntheits-Bonus überhaupt greifen wird, steht noch in den Sternen. Musikalisch jedenfalls weiß auf Grundlage der bislang bekannten Songs die diesjährige Show gewiss mehr zu überzeugen. Die Auswahl ist groß und vor allem haben die meisten Künstler doch ausreichend Erfahrung, dass von allzu grauenerregenden tonalen Aussetzern nicht auszugehen ist. Bei «Unser Song für Malmö» präsentierten sich nämlich gleich mehrere Künstler gesanglich derart mies, dass man sie alleine aus diesem Grund schon nicht ohne schlechtes Gewissen vor einem internationalen Millionenpublikum hätte auftreten lassen können. Ob Santiano, Madeline Juno, The Baseballs, Das Gezeichnete Ich oder Oceana: All diese Personen bzw. Gruppen sind in der Musikbranche schon ausreichend etabliert, dass man ihnen einen fehlerfreien Vortrag ohne Bauchschmerzen zutrauen kann. Und Elaiza hatten sich im Zuge eines Live-Clubkonzerts für den Wettbewerb qualifiziert.
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PS: Sollte Sie interessieren, wofür der Autor heute die Daumen halten wird: Er ist von "The Fiddler On The Deck" (Santiano) und "Cotton Candy Hurricane" (MarieMarie) sehr angetan. Allerdings konnte er bislang nur 13 von 16 Titeln hören - jeweils einer von Oceana, Unheilig und Santiano stehen noch aus.