US-Check

«True Detective»: Quote trotz Anspruch

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Die neue HBO-Dramaserie beweist einmal mehr, dass das Fernsehpublikum auch für Formate empfänglich ist, die zum Grübeln veranlassen. «True Detective» avancierte sogar zum Internet-Phänomen.

Über «True Detective»

«True Detective» handelt von den Polizisten Rustin Cohle und Martin Hart. Die beiden arbeiten erst seit kurzem zusammen, nehmen sich jedoch schon am Anfang der Serie einem ritualisiert wirkenden Mord an, der die beiden noch 17 Jahre auf Trab halten soll. Während Cohle nach dem Tod seiner Tochter und damit einhergehender Alkohol- und Drogensucht eher introvertiert ist, verkörpert Hart den Familienvater mit strenger Moral, der allerdings ebenfalls fehlerbehaftet ist...
Den Quotenmeter-"First Look" zur Serie finden Sie hier
Die erste Staffel der wohl am heißesten diskutierten US-Show fand vergangenen Sonntag ihr Ende. Seit Start der Show zermarterten sich Fans des Formats in zahllosen Beiträgen in etlichen Internetforen die Köpfe über die Auflösung von HBOs neuer Thriller-Serie «True Detective». Dabei boten die ritualisierten Morde an jungen Mädchen, denen die Detektive Rust Cohle und Martin Hart nachgingen, reichlich Raum für Spekulationen über die Hintergründe der Taten, die bis ins tief Okkulte und Paranormale gingen. Für die packende Geschichte zeichnete der weitestgehend unbekannte Nic Pizzolatto verantwortlich, bisher Buchautor und Dozent für „Fiction and Literature“ an der Universität von North Carolina at Chapel Hill, dessen einzige Erfahrungen im Fernsehfach auf sein Engagement für die Drama-Serie «The Killing» (2011) zurückgingen. Pizzolatto bediente sich für das Skript an Robert W. Chambers‘ Serie von Kurzgeschichten "The King in Yellow" (1895) und streute neben einigen philosophischen Anstößen, unter anderem von Friedrich Nietzsche, aus den Werken Chambers‘ diverse mystische Referenzen ein, die die Verschwörungstheoretiker auf Trab hielten. Die Involviertheit der Fans ließ sich gut an der Amazon-Bestsellerliste der Folgewochen ablesen: Dort schafften es die über 200 Jahre alten Geschichten nämlich prompt hinein.

Neben den okkulten Elementen der Serie, lieferten die beiden Hauptdarsteller schon im Vorfeld reichlich Gesprächsstoff. Mit dem frischgebackenen Oscar-Preisträger Matthew McConaughey und dem zwei Mal Oscar-nominierten Woody Harrelson gaben sich zwei Schauspieler die Ehre, die beide in der Oberliga Hollywoods anzusiedeln sind und obendrein auch privat eine enge Freundschaft hegen. Die Folge waren intensive Interaktionen zwischen ihren Figuren Rust Cohle, gespielt von McConaughey, und dem von Harrelson verkörperten Martin Hart, welche durch ihre unterschiedlichen Wesen mehr als einmal aneckten. Angesichts der beiden Ausnahmeschauspieler war es nur logisch, dass sich «True Detective» insbesondere auf diese konzentrieren würde. Durch diese Vorgehensweise sah sich die HBO-Serie allerdings zugleich Misogynie-Vorwürfen ausgesetzt. Besonders die Chemie zwischen den beiden Hollywood-Größen verleitete den überwiegenden Großteil der Serienfans und etliche Fachkundige jedoch zu ausgezeichneten Kritiken. Doch wir kennen es aus Deutschland nur zu gut: Qualität heißt nicht gleich Quote. Wie schlug sich «True Detective», das im Internet einen regelrechten Hype auslöste, bezüglich der Zuschauerzahlen?

Gleich zu Beginn muss man anmerken, dass «True Detective» in seiner ersten Staffel nicht an die gegenwärtige Performance der HBO-Aushängeschilder «True Blood» und «Game of Thrones» herankam. Dennoch war zu erwarten, dass allein die beiden Hauptdarsteller viele Leute zum Einschalten der Premiere verleiten ließen. Mit 2,33 Millionen Zuschauern startete die Thriller-Serie fulminant auf dem 21 Uhr-Sendeplatz am US-Kabelsonntag, allerdings schlugen die «Ax Men» des History Channels «True Detective» um diese Uhrzeit um rund 300.000 Zuschauer, gleichwohl McConaughey und Co. höher in der Gunst der 18- 49-Jährigen Zuschauer standen. Andere beliebte Formate wie Showtimes «Shameless» oder Bravos «Blood, Sweat, Heels» mussten sich hinten anstellen. «True Detective» startete am 19. Januar 2014 bei HBO somit besser als die zuvor genannten Vampir-Geschichten (1,44 Mio. im Jahr 2008) oder der Kampf um den Thron von Westeros (2,22 Mio. im Jahr 2011).

Dass die Show durch ihre ruhige Atmosphäre und ihren anspruchsvollen Inhalt nicht gerade das Massentauglichste aller Formate ist, zeigte sich dafür in der zweiten Episode. Auf die Neugier einiger Zuschauer im Zuge der Serien-Premiere folgte leichte Ernüchterung bei HBO: «True Detective» stürzte auf eine Zuschauerzahl von 1,67 und wurde dabei von Kabelsendungen wie E!s «Keeping up with the Kardashians» oder «The Big Bang Theory» auf TBS überboten. Deutlich aufwärts ging es zur dritten Ausgabe, auch wenn „The Locked Room“ mit 1,93 Millionen Interessierten nicht an das Niveau des Staffelauftakts herankam. Ab 21 Uhr liefen unter anderem «Alaska: The Last Frontier» auf dem Discovery Channel oder «Law & Order: SVU» beim USA Network wesentlich erfolgreicher.

Auf dem gleichen Level hielt sich Folge vier mit 1,99 Millionen Zuschauer, dessen actiongeladener, sechsminütiger One-Take am Ende der Episode für reichlich Aufsehen bei fachkundigen Zuschauern gesorgt hat. Regisseur Cary Fukunaga, der alle acht Episoden der ersten Staffel von «True Detective» inszenierte, zeigte ohnehin im Rahmen der Serie, dass er mehr ist als ein One-Hit-Wonder, nachdem er mit «Sin Nombre» (2009) seinen mehrfach prämierten Durchbruch feierte. Neben Serienschöpfer Nic Pizzolatto sowie den Darstellern stellt Fukunaga eine weitere wichtige Säule des Erfolgs dar, auch wenn er einer noch nicht offiziell bestätigten zweiten Season nicht erhalten bleiben wird. Noch besser lief es am 16. Februar, als sich 2,25 Millionen für HBO entschieden, obwohl das außerordentlich beliebte «The Walking Dead» auf AMC zurückkehrte und über 13 Millionen Zuschauer zur gleichen Uhrzeit unterhielt.

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