Die Kritiker

«Tatort: Frühstück für immer»

von

Simone Thomalla und Martin Wuttke sind in einem ihrer letzten «Tatort»-Fälle auf der Suche nach dem Mörder einer alleinstehenden Frau jenseits der 40. Was sie finden: Zahllose Verallgemeinerungen über Singles.

Inhalt


Nach einer wilden Partynacht auf einer Ü40-Party wird Julia Marschner tot in einem Park bei Leipzig aufgefunden. Die Untersuchung der Leiche zeigt, dass die Frau erwürgt wurde – und zwar am Schauplatz eines zurückliegenden Falls, den die Presse als Tat des „Würgers von Mockau Ost“ bezeichnete. Das Kommissar-Duo Eva Saalfeld und Andreas Keppler ist sich uneinig: Wurde die Frau vom mysteriösen Würger oder einem Nachahmer getötet? Oder ist ihr Tod Folge eines pikanten Liebesspiels, das zu weit ging? Immerhin weist die Leiche auch Fesselspuren auf, die stark an SM-Spielereien erinnern.

Laut Aussagen von Julias Freundinnen wurde die Tote während der Party von einem Fremden bedrängt, der ebenso als Täter in Frage kommt wie der Flirtlehrer, mit dem sie laut ihrer 20-jährigen Tochter Caro eine Affäre hatte. Diese streitet der Beziehungsexperte allerdings ab. Und dann gerät obendrein Caros Freund ins Visier der Ermittler, weil dieser mehrfach mit der alleinerziehenden Julia aneinandergeriet, weil diese gegen die Beziehung zwischen ihm und Caro war ...

Darsteller


Simone Thomalla («Für immer Frühling») als Eva Saalfeld
Martin Wuttke («Inglourious Basterds») als Andreas Keppler
Maxim Mehmet («Männerherzen») als Wolfgang Menzel
Stephanie Schönfeld («Alpha 0.7 - Der Feind in dir») als Dr. Jasmin Zinner
Oana Solomonescu («Biester müssen sterben») als Julia Marschner

Kritik


Sofern sie nicht glücklich verheiratet sind, hört für Frauen mit 40 das Leben auf. Die Schönheit entschwindet und selbst die wenigen Männer, die sich einer Frau jenseits der 40 erbarmen, sind sexuell nur zufriedenzustellen, wenn ihnen besondere Wünsche erfüllt werden. Und somit stolpern ältere Single-Frauen in Depressionen und verfallen leicht einer Alkoholsucht – es sei denn, sie lassen an sich herum operieren oder vergessen auf Ü40-Partys jegliche Würde und trinken sich dort in einen Rausch, der es ihnen erleichtert, mit jedem dahergelaufenen Mann zu schlafen, der Interesse zeigt.

Liebe Leserinnen, ehe Sie nun wutentbrannte E-Mails aufsetzen, um dem für diese Zeilen verantwortlichen Autor die Leviten zu lesen: Nein, diese Einschätzung wird von niemandem in der Quotenmeter.de-Redaktion vertreten. Viel mehr ist es das Bild, das im drittletzten «Tatort» mit Simone Thomalla und Martin Wuttke gezeichnet wird. Es fällt schwer zu glauben, dass Regisseurin Claudia Garde und Drehbuchautorin Katrin Bühlig solch einen weltfernen Eindruck von der heutigen Singlewelt vertreten – wahrscheinlicher dürfte ihr Neunzigminüter ein misslungener Versuch sentimentaler Gesellschaftskritik sein. Und so löblich es ist, den «Tatort»-Zuschauern vor Augen zu halten, wie schwer es ist, eine Balance zwischen Karriere, Alterssorgen und Bemühungen, ein Liebesleben aufzubauen, zu finden, so lachhaft sind die Verallgemeinerungen in «Tatort: Frühstück für immer». Glückliche, selbstbewuste Singles? Online-Datingportale? Frauen jenseits der 40, die einfach nicht an einer Familie interessiert sind? All dies ist in der Welt, die dieser Leipziger «Tatort» zeichnet, non-existent.

Erschwerend kommt hinzu, dass neben den schalen Dialogen über das Älterwerden ein forcierter, klischeebelasteter Subplot über Fetischspiele diesen Krimi davon abhält, einen glaubwürdigen Kommentar auf die Rolle der Ü40-Junggessellin in der Gesellschaft darzustellen. Angesichts dessen, dass die Tätersuche in diesem «Tatort» durch schleppende Reflexionen über exakt diese Themen an den Rand gedrängt wird, fällt es schwer, diese Leipziger Kriminalgeschichte als verspätetes Argument für die sich bald verabschiedenden Kommissare Saalfeld und Keppler aufzufassen. Schade, denn sobald sich Garde und Bühlig auf den Krimi-Aspekt besinnen, kommt dank gekonnt gelegter falscher Fährten und sehenswert dubioser Performances der Nebendarsteller solide Spannung auf. Dies allein kann den Leipziger «Tatort» aber nicht retten.

«Tatort: Frühstück für immer» ist am 16. März 2014 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/69574
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