Mehr dazu bei Quotenmeter.FM
In der aktuellen Ausgabe von Quotenmeter.FM widmen sich Manuel Weis und Christian Richter noch einmal ausführlich der Zukunft von VOX. Verfügbar ist der Podcast hier.Sicher, für den allgemeinen Abwärtstrend von Scripted-Reality-Formaten, für die Abnutzungserscheinungen von langjährigen Erfolgsgaranten oder für das überraschende Desinteresse an Serienwiederholungen trägt er nicht die alleinige Verantwortung. Schließlich haben mit solchen Problemen auch die anderen Konkurrenten zu kämpfen. Verantwortlich ist er jedoch dafür, wie mit diesen Entwicklungen umgegangen wird. Auf der Präsentation des Programms für die kommenden Monate, die Anfang März in Berlin stattfand, offenbarte er kürzlich dafür seine künftige Taktik. Sie scheint aus drei wichtigen Komponenten zu bestehen: Aushalten, wenig riskieren und auf Fehler der Mitbewerber bauen.
VOX-Monatsmarktanteile seit August 2013
- August: 7,3%
- September: 7,6%
- Oktober: 7,2%
- November: 7,4%
- Dezember: 7,0%
- Januar: 6,9%
- Februar: 6,6%
Es handelt sich um die Monatsmarktanteile in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen
Dieser Eindruck verbleibt auch nach der Vorstellung der neuen Highlights, denn abgesehen von der Einführung einiger Miniserien (u.a. «Der Anwalt des Teufels») wurden kaum frische Ideen kommuniziert. So bekommt Tierexperte Martin Rütter noch eine weitere Sendung, in denen er mit Hundebesitzern sprechen kann. Das ohnehin überstrapazierte Kochportfolio wird um eine Backshow erweitert und Neuzugang Jorge Gonzalez präsentiert ein Coaching-Programm, das stark an eine Mischung aus «Shopping Queen» und dem Mega-Flop «Bruce» erinnert. Zu den täglichen Bewertungen von Dinnergesellschaften, Modeoutfits und Traumhochzeiten, kommen in «Mein himmlisches Hotel» nun noch Hotelzimmer hinzu, während Vorgartenwüterich Detlef jetzt auch im Urlaub schimpfen darf. Das sind allesamt keine Ideen, die vor Selbstvertrauen strotzen. Das sind Konzepte, die sich ohne jegliches Wagnis auf bisherigen Erfolgsschemen ausruhen. Schemen, die aber immer weniger gut angenommen werden.
Lieber konzentriert man sich mit «Sing meinen Song – Das Tauschkonzert» auf ein aufwendiges Experiment, das wenig Potential für einen großen Hit hat. Wieso realisiert man in einer Zeit eines allgemeinen Misstrauens gegenüber Wirtschaftsbossen mit «Die Höhle der Löwen» ein Unternehmer-Casting - zumal ähnliche Versuche wie «Big Boss» oder «Die beste Idee Deutschlands» zuvor bereits grandios scheiterten? Zu einer allgemeinen Mutlosigkeit bei den Verantwortlichen gesellen sich also noch fragwürdige Entscheidungen hinzu.
Die Aufzählung solcher nicht nachvollziehbarer Maßnahmen lässt sich problemlos fortsetzen: Die clevere US-Serie «Suits» wird zwischen Standard-Krimis platziert. Das recht unterhaltsame, aber nur mäßig beliebte Quiz «Wer weiß es, wer weiß es nicht?» ersetzt das erfolgreiche «Verklag mich doch!» und erhält einen Slot ausgerechnet in der Doku-Leiste. Aushängeschild Daniela Katzenberger taucht kaum noch im Programm auf und mit dem Umbau des eigentlich unverwüstlichen Auto-Klassikers «auto mobil» verstößt man selbst eingefleischte Fans. Die Folge sind vermehrt hektische Umprogrammierungen, Formatverkürzungen und vorzeitige Absetzungen.
Im Moment fehlt es also an einem cleveren Krisenmanagement und dem Mut, neue Ideen ernsthaft auszuprobieren. Das müssen nicht gleich große TV-Revolutionen sein, doch etwas Abwechslung wird nicht schaden können. Muss beispielsweise fast jedes Konzept in einer Punkte-Bewertung gipfeln? Am Abend könnte dem Kanal eine neue Programmfarbe abseits von vorhersehbarem Reality-Einerlei und ewig gleicher Krimi-Ware nicht schaden. Die einstige Idee, einen Comedyblock rund um «Anger Management» zu etablieren, gilt bedauerlicherweise längst als verworfen. Dazu wird es nötig sein, sich innerhalb der RTL Group bei der Verteilung von Lizenzware stärker durchzusetzen. Ein Drama wie «The Blacklist» hätte beispielsweise eine tolle Ergänzung für das VOX-Lineup sein können. Stattdessen bekommt man den Zugriff auf aus programmplanerischer Sicht schwierige Produktionen wie «Dracula» und «King & Maxwell», die jeweils nur über zehn Episoden verfügen.
Eines ist sicher, wenn es VOX nicht schnell gelingt, die Dauerserie an Misserfolgen zu beenden, wird nicht nur der Sender längerfristig Schaden nehmen und die beachtlichen Erfolge der vergangenen Jahre einreißen, sondern dann wird es auch für Bernd Reichart eng. Er muss nun beweisen, wie er dem Trend entgegenwirken kann. Seine bisherigen Handlungen lassen allerdings wenig Grund für Optimismus.