Hinter den Kulissen
- Produktion: Colonia Media Filmproduktion GmbH
- Drehbuch: Dagmar Gabler
- Regie: Torsten C. Fischer
- Kamera: Holly Fink
Schon wieder Feueralarm in Köln! Eine Serie von Brandanschlägen hält die Stadt in Atem, jetzt gibt es sogar Todesopfer. In der ausgebrannten Villa kommen drei Kinder ums Leben. Max Ballauf und Freddy Schenk brauchen einen schnellen Fahndungserfolg, denn die Abstände zwischen den Brandanschlägen werden immer kürzer. Am Tatort treffen die Kommissare die unter Schock stehende Karen Reinhardt. Sie hat eine leichte Rauchvergiftung, sonst aber keine Verletzungen. Dass ihre Kinder den Brand nicht überlebt haben, will sie nicht wahrhaben. Und von ihrem Mann Gerald Reinhardt fehlt jede Spur. Nachbarn sagen, er sei bei der Firma Cologne Airtech als Luftfahrtingenieur beschäftigt. Doch die Ermittlungen ergeben: Hier wurde ihm bereits vor zwei Jahren gekündigt – und auch von seiner Frau Karen soll er schon seit langer Zeit getrennt gelebt haben.
Darsteller
Klaus J. Behrendt («Rommel») als Max Ballauf
Dietmar Bär («Kehrtwende») als Freddy Schenk
Joe Bausch («Verbotene Liebe») ist Dr. Roth
Patrick Abozen («Totenengel – Van Leeuwens zweiter Fall») als Tobias Reisser
Peter Benedict («Unschuldig») als Dr. Bernd Reiche
Susanne Wolff («Mobbing») als Karen Reinhardt
Ben Becker («Comedian Harmonists») als Gerald Reinhardt
Kritik
Nach all dem Bohei um die letzte Folge aus Köln, die die Jugendschutzwächter der ARD auf den Plan rief, ist man wieder da angekommen, wo sich der «Tatort» in der größten Stadt Nordrhein-Westfalens am wohlsten fühlt. Beim Dienst nach Vorschrift.
Will sagen: Weder kann „Der Fall Reinhardt“ an die Highlights der vergangenen Wochen anknüpfen, noch sendeplatz-untypische Akzente setzen. Ballauf und Schenk ermitteln sich einen und damit hat es sich.
Interessant (oder besser: vielsagend) ist einzig, wie das Drehbuch subtil-geschickt die Wertungen über die hier gezeigte Art der Polizeiarbeit setzt. Denn das Kölner Duo geht diese Woche nicht gerade mit Samthandschuhen an seinen Fall. Im Gegenteil: Bei geringsten Anlässen fordert es im Kasernenhofton locker-flockig Speichelproben, beschlagnahmt mir nichts, dir nichts einen Haufen Akten, steckt Leute in U-Haft, obwohl es kaum was Handfestes gegen sie in der Hand hat, und – der Gipfel des staatlichen Durchmarschierens – droht einer Zeugin mit einer Anzeige wegen Falschaussage, obwohl sie sich dessen nie und nimmer schuldig gemacht hat. Im echten Leben würde spätestens an dieser Stelle wohl Herr Vetter übernehmen.
Man darf das ja alles zeigen. Nur muss man es dann auch entsprechend thematisieren und problematisieren, wogegen sich „Der Fall Reinhardt“ dramaturgisch aber vollständig verwehrt. Stattdessen schwingt thematisch immer die dümmliche Weltsicht durch, dass der Zweck schon die Mittel heiligt und die Guten – also Ballauf und Schenk, wer sonst – ruhig die Regeln brechen dürfen, wenn es denn der Sache dient. Der Schweiger-«Tatort» war diesbezüglich deutlich differenzierter. Ja, wirklich.
Und auch jenseits dieser etwas befremdlichen Tendenz fällt das Drehbuch von „Der Fall Reinhardt“ ziemlich glücklos aus. All die Was-haben-wir-bis-jetzts und Dann-brauchen-wir-nochs, die Wenn-ich-Ihnen-mal-was-sagen-darfs und Ich-wollte-es-eigentlich-nicht-erzählens wirken in ihrer Häufung fast parodistisch, die Auflösung ist so vorhersehbar wie unglaubwürdig und klischeehaft, das Figurenpersonal frei von wirklichen Charakteren, sondern voll ausgedachter Typen. Dienst nach Vorschrift eben. Dafür bekommt man zwar sein regelmäßiges Gehalt – aber kein Tapferkeitsabzeichen.
Das Erste zeigt «Tatort – Der Fall Reinhardt» am Sonntag, den 23. März um 20.15 Uhr.