Eigentlich als eigenständiges Format angekündigt, probiert RTL am Nachmittag derzeit eine neue Farbe innerhalb seiner Scripted Reality «Familien im Brennpunkt» aus. Unter dem Namen „Typisch Pubertät“ laufen davon derzeit Specials, die aber anders aufgebaut sind, als die bisherigen Folgen des 16.00-Uhr-Programms. Nachdem die filmpool-Produktion von einstigen Top-Werten um 30 Prozent Marktanteil mittlerweile so weit entfernt ist wie der Mond von der Sonne, sollen nun immer wieder auftauchende Experten für steigendes Zuschauerinteresse sorgen. Letztlich wendet man bei RTL nun also das Prinzip an, das Zuschauer schon aus «Verklag mich doch!» von Schwestersender VOX kennen.
In der wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erreichte das Format in der ersten Woche des Testlaufs damit ordentliche 15,1 Prozent Marktanteil – und war somit klar erfolgreicher als in der bis dato letzten Woche mit normalen «Familien im Brennpunkt»-Folgen. Damals wurden im Schnitt nämlich nur 13,6 Prozent erreicht. Gänzlich zufrieden sein kann man in Köln aber dennoch nicht. Denn die Veränderungen am Konzept haben einige ältere Zuschauer vergrault – und die fehlten dem Format jetzt noch mehr als vorher schon. Beispielsweise holte die vierte „Typisch Pubertät“-Ausgabe nur noch 0,74 Millionen Zuschauer und 8,5 Prozent Marktanteil bei allen. Regelmäßig verfehlt die Scripted Reality inzwischen die Zehn-Prozent-Marke beim Gesamtpublikum.
Betrachtet man die Beliebtheit der Ausgaben in den Testwochen in den unterschiedlichen Altersklassen, kann gesagt werden, dass das Format für RTL-Bedürfnisse wohl etwas zu jung geraten ist. Das überrascht ein wenig, bedenkt man, dass der Kölner Sender bis Ende 2013 regelmäßig mit «Die Schulermittler» ein Format im Nachmittagsprogramm hatte, dass sich ebenfalls schwerpunktmäßig mit Sorgen von Jugendlichen auseinander setzte. «Familien im Brennpunkt spezial – Typisch Pubertät» hat nun ein noch jüngeres Publikum. Die mit 0,74 Millionen Gesamtzuschauern besonders schwach laufende vierte Ausgabe zum Beispiel erreichte bei den 14- bis 19-Jährigen 26,2 Prozent Marktanteil. Kein Einzelfall: Vergangenen Mittwoch erreichte das Format in dieser Altersklasse ebenfalls starke 25,9 Prozent.
Auch bei den 20- bis 29-Jährigen ist das Interesse noch überdurchschnittlich hoch. Besagte vierte Folge holte damals 19,1 Prozent Marktanteil – in der Regel bewegt sich die filmpool-Produktion hier bei um die 16 Prozent. Dann aber ist schon ein merklicher Rückgang zu spüren. Menschen über 30 finden nicht mehr das große Interesse an den konfliktreichen Storys: Folge vier des Testlaufs holte in der Altersklasse 30 bis 39 schon nur noch 10,1 Prozent, bei den 40- bis 49-Jährigen dann 11,7 Prozent. Danach flacht das Interesse völlig ab. Bei den 50- bis 64-Jährigen liegt die Produktion aktuell bei grob sechseinhalb Prozent, nur 4,3 Prozent standen bei der vierten Folge des Formats beim Publikum über 65 Jahren zu Buche.
Wenig überraschend auch: Bei Studenten ist das Interesse mit teilweise weniger als drei Prozent am Geringsten, Hauptschüler bescheren der Sendung an die zehn Prozent. Für die Werbeindustrie gut: Rund die Hälfte der Zuschauer kommt aus einem Haushalt, der monatlich 1750 Euro oder mehr zur Verfügung hat. Für RTL aber dürften vor allem die Auskünfte über Verteilungen in den Altersklassen entscheidend sein. Der Sender ist nicht – wie beispielsweise ProSieben – auf ein absolut junges Publikum ausgerichtet. Das heißt aber nicht, dass man sich diesen Bevölkerungsschichten am Nachmittag nicht zuwenden könnte. Eine Entscheidung pro oder contra «Typisch Pubertät» wird zeigen, wohin es gehen soll. Bedenkt man aber, dass man für den 17-Uhr-Slot noch «Berlin Models» - ein Format nach «Berlin – Tag & Nacht»-Muster in der Pipeline hat, sind hohe Quoten bei den ganz Jungen sicher nicht schädlich.