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Ein paar minimale Änderungen am Konzept, der Optik und der Jury ausgenommen, hat sich nicht viel geändert. Nur harmloser ist sie geworden, die gute alte Krawall-Show von damals. Dieter schimpft nicht mehr so sehr wie früher, RTL behandelt seine Kandidaten besser. So harmlos, ruhig und gewohnt wie «DSDS» in den vergangenen Wochen war, so harmlos, ruhig und gewohnt verlief am Abend auch die erste Mottoshow. Pardon: Die erste Live-Challenge-Show. Wobei es kaum einen Unterschied gemacht hätte, wäre RTL einfach bei der Bezeichnung "Mottoshow“"geblieben. Denn die Dance-Challenge einmal ausgenommen, bei der RTL am Ende des Abends für die beste Tanzleistung einen Suzuki raushaute, hat sich im Vergleich zu früher wenig verändert.
Da gab es einen lieben Dieter Bohlen, der – man mag es kaum glauben - auch nur ein Mensch ist. Und kein Gott mehr im «DSDS»-Universum. Statt Bohlen zu verherrlichen, setzt «DSDS» inzwischen lieber auf die menschliche Komponente. Heißt: Den Dieter Bohlen, der zu den Kandidaten geht, mit ihnen vorab den Song für die Live-Show aussucht und ein wenig rumwitzelt. Das wirkt nicht mehr so abgehoben und macht «DSDS» sympathischer als in der Frühzeit.
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Die übrigen Jurymitglieder verhedderten sich fast geschlossen bei jedem mittelmäßigen Auftritt – und von denen gab es am Samstag reichlich - in Lob-Hudeleien. Deutschlands härteste Castingshow? Eher ein Witz. Da passt es nur zu gut ins Bild, dass mit Larissa Melody eine der besseren Sängerinnen am Ende den Hut nehmen muss. Und dass für den musikalischen Höhepunkt mit Menowin Fröhlich jemand sorgen muss, der noch nicht einmal zur derzeitigen Kandidatenbesetzung gehört.
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Aussehen: Top, Ausstrahlung: Top, Zähne: Top, Arsch: Top, Stimme: Scheiße. Aber weil wir nicht «The Voice» sind, kriegst du mein "Ja".
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Prince Kay One zu Kandidatin Tanja Tischewitsch
Es wirkt paradox: Aber nicht zuletzt die zahlreichen Entscheidungsrunden trugen in der Summe dazu bei, dass «DSDS» hervorsehbarer denn je daherkommt. Für Gespräche zwischen Juroren, Kandidaten und Moderatorin bleibt kaum noch Zeit. Das geht zu Lasten der Spontanität. Oder anders gesagt: Man spürt, dass der Faktor Unberechenbarkeit fehlt. Dabei ist gerade er bei Liveshows das Salz in der Suppe. Reibereien zwischen Jury-Mitgliedern (man denke nur an Mateo vs. Dieter) untereinander oder der Moderatorin werden im Keim erstickt. «DSDS» wirkt streckenweise furchtbar routiniert.
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Kurzum: Änderungen von Relevanz hat RTL auch bei seiner ersten Challenge-Show nicht vorgenommen. Vielmehr wurden Veränderungen des letzten Jahres ein wenig weitergedacht. Die Harmlos-Strategie wird weitergefahren. Fast schon traurig, dass die Verantwortlichen den Abend über ständig die Autonomie der Kandidaten betonen: „Kandidaten an die Macht!“. Dabei sollte man doch meinen, dass das selbstverständlich ist.
Wer «DSDS» früher nicht mochte, wird sich mit dem Format auch 2014 nicht mehr anfreunden. Aber so heftig drüber schimpfen wie damals wird er nicht mehr können. Dafür hat RTL alles so lieb und harmlos gemacht, dass die Angriffsfläche fehlt. Und dafür ist Dieter Bohlen einfach viel zu onkelhaft geworden.