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Doch auch ohne Kenntnis der englischen Vorlage wirkte die Premierenausgabe allzu bekannt, denn sie bestand vollständig aus Versatzstücken, die bereits in früheren deutschen Impro-Shows auftauchten, wobei von der «Schillerstraße» über «Frei Schnauze» und «Voll witzig!» bis zu «Genial daneben» kaum ein Vertreter fehlte. So wurden erneut seichte Popsongs als bedeutungsvolle Reden vorgetragen, skurrile Regieanweisungen spontan in Darbietungen eingebaut und die Bedeutung von zweideutigen Begriffen hergeleitet. Auf dieser Ebene bot die Produktion überhaupt keinen Neuwert. Das war offensichtlich gar nicht gewollt, denn der – für Deutschland – innovative Aspekt sollte sich daraus ergeben, dass die altbekannten Aktionen in ein neues Setting eingebettet wurden. Und hier kommt die «heute-show» ins Spiel.
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Dazu gesellte sich Wigald Boning, der als eine Art Bundestagspräsident das Geschehen leitete sowie die Herausforderungen erklärte und zuteilte. Er tat dies, indem er die Erläuterungen mit eigentlichen recht komischen Überleitungen und Wortspielen kombinierte, diese aber derart starr vom Teleprompter ablas, dass jeglicher Witz verloren ging. Gerade zu Beginn der Auftaktepisode war es so schlimm, dass die peinlichen Pausen deutlich hörbar mit nachträglichen Lachern unterlegt werden mussten. Dabei ist es völlig unerklärlich, wieso in einer Impro-Show überhaupt auf vorgefertigte Texte zurückgegriffen werden muss.
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Trotz all dieser konzeptionellen Mängel und abgegriffenen Ideen bot die Produktion für wenige Augenblicke dennoch Potential für gute Unterhaltung – nämlich immer dann, als die Beteiligten aus dem starren Konzept der Show ausbrachen und frei agieren konnten. Bedauerlicherweise wurden diese Phasen schnell abgewürgt oder im Endschnitt entfernt. In diesen Momenten zeigte sich auch, dass die Aufteilung in zwei Lager durchaus funktionieren kann, wenn man den Beteiligten genügend Raum lässt, sich aneinander zu reiben.
Wie im echten Bundestag müssen die Prinzipien daher künftig Sparsamkeit und Bürokratieabbau lauten. Sparsamkeit ist vor allem bezüglich der Anzahl der Runden geboten. Der Einsatz von Texten und Prompter für Boning kann sogar vollständig wegrationalisiert werden. Bürokratieabbau muss hingegen bei der Starrheit des Regelwerkes und der Maßregelung der Gäste vorangetrieben werden. Bei der Improvisation verhält es sich schließlich wie bei der Demokratie: Je mehr Freiheiten, desto besser.