Das Jerusalem der Gegenwart
Jerusalem vereint etliche ethnische und religiöse Gruppen und ist dadurch Treffpunkt unterschiedlichster Kulturen. Neben der Haupstadt des Multi-Kulti ist Jerusalem zugleich aber auch einer der prägenden Schauplätze des Nah-Ost-Koflikts. Ostjerusalem, wird von gemäßigteren Palästinenser-Organisationen als Hauptstadt eines zukünftigen palästinensischen Staates beansprucht, während radikalere Palästinenser-Organisationen die gesamte Stadt als Hauptstadt fordern - de facto wurde Jerusalem allerdings von Israel annektiert.Durch die religiöse und politische Brisanz im Rahmen der Dreharbeiten, welche letztendlich im April 2013 vonstattengingen, sahen sich die Verantwortlichen aber auch Boykottaufrufen ausgesetzt. In «24h Jerusalem» begleiten 70 Kamerateams (je ein Drittel Europäer, Palästinenser und Israeliten) insgesamt 90 Protagonisten israelischen und palästinensischen Ursprungs zu gleichen Anteilen. Ursprünglich sollte schon im September 2012 gedreht werden, die Aufzeichnungen wurden jedoch verhindert.
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Vor allem auf die Fragen „Was bedeutet es für eine Stadt, wenn sie von drei Weltreligionen beansprucht wird und von zwei Gesellschaften? Und wie sieht es aus, wenn sich auf wenigen Metern moderne und traditionelle Vorstellungen von Lebensführung aneinander reiben?“, will die Koproduktion zwischen arte und BR eine Antwort geben. Neben den einzelnen Beiträgen, die versuchen das Leben der Protagonisten, wie zum Beispiel das eines Muezzins, das einer Friedensaktivistin oder das eines Franziskaner-Priesters einzufangen, informieren zu jeder vollen und halben Stunde Sequenzen über die Geschichte Israels und Jerusalems, unterstützt von Stadtplänen und anschaulichen Grafiken – das gleiche Konzept verfolgte auch schon «24h Berlin».
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Die politische Neutralität bewahrt «24h Jerusalem» ausnahmslos. Von den Protagonisten Gesagtes werde nie von den Erzählern im Off bewertet und interpretiert, betont Heise. Zwar verhindert die Produktion so die Möglichkeit zwischen Israeliten und Palästinensern zu vermitteln, so vermessen eine Friedensmission zu leiten war Heise jedoch von vornherein nicht. „Mir war klar, dass wir nicht auf eine Mission gehen werden. Ich habe mich eher gefragt, wie wir beide Seiten zum Sprechen bringen können.“ Die beteiligten Drehteams, welche nur Protagonisten der eigenen Bevölkerungsgruppe begleiteten sorgen für die nötige Balance. 500 Stunden Filmmaterial sprangen bei den Produktionen heraus, genauso viele Beteiligte standen vor und hinter der Kamera. Das Mammut-Projekt, das wohl wie keine andere Dokumentation zuvor das Leben in Jerusalem aus Sicht der Bewohner darstellt, wurde nach den schwierigen Grundvoraussetzungen und den aufkommenden Konflikten also doch erfolgreich gestemmt.
Um 6 Uhr morgens beginnen arte und BR ihre Ausstrahlungen am 12. April. Die wichtigsten BR-Sendungen, die aufgrund der Marathon-Programmierung weichen müssen, übernimmt an diesem Tag BR-alpha. Am 10. April präsentiert der BR ab 22.30 Uhr außerdem das Making-Of «Der Weg zu 24h Jerusalem».