Hinter den Kulissen
- Produktion: Ziegler Film GmbH
- Drehbuch: Mathias Klaschka
- Romanvorlage: Silvia Roth
- Regie: Christiane Balthasar
- Kamera: Hannes Hubach
- Produzentinnen: Gabriele Lohnert und Regina Ziegler
In der ländlichen Umgebung Wiesbadens wird die Leiche von Lilli Fennrich aufgefunden. Deren Ehemann Jasper hat den Mord bereits gestanden und sitzt in Untersuchungshaft. Ein scheinbar leichter Fall, der Kommissarin Winnie Heller erwartet, die aus Köln wieder in ihre Heimatstadt Wiesbaden versetzt wurde. Die Versetzung ermöglicht ihr nicht nur eine berufliche Neuorientierung, sondern auch die Möglichkeit, ihrer Schwester Elli nahe zu sein, die seit einem Autounfall im Koma liegt.
Winnies Kollegen Hendrik Verhoeven ist alles andere als begeistert über die neue Kommissarin, die ihm da vor die Nase gesetzt wird, und auch ihr erstes Zusammentreffen verläuft nicht gerade harmonisch. Verhoeven möchte den Fall schnell zu den Akten legen, zumal ein Unbekannter gerade in Wiesbaden sein Unwesen treibt, der junge Mädchen entführt und bei sich zu Hause gefangen hält. Gerade ist eines der Kinder wieder aufgetaucht, kann aber über die Identität des Kidnappers keine Angaben machen.
Winnie Heller lässt nicht so schnell locker. Sie will wissen, warum Fennrich seine Frau ermordet hat. Doch der Ehemann schweigt zu den Hintergründen seiner Tat. Als bei der Obduktion der Leiche mehrere Knochenbrüche entdeckt werden, die noch aus Kindertagen stammen, taucht Winnie Heller tief in die Familiengeschichte der Ermordeten ein. Dabei deckt sie eine Tragödie auf und findet eine Verbindung zu dem aktuellen Fall der entführten Mädchen. Der Kidnapper hingegen hat bereits ein neues Opfer gefunden. Für Verhoeven und Winnie beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um das Mädchen aus den Fängen des Entführers zu befreien.
Darsteller
Lisa Wagner («Gestern waren wir Fremde») als Winnie Heller
Hans-Jochen Wagner («Der Rücktritt») als Hendrik Verhoeven
Peter Benedict («Mantrailer») als Burkhard Hinrichs
Nina Kronjäger («KDD – Kriminaldauerdienst») als Silvie Verhoeven
Thomas Loibl («Zeit der Helden») als Wismut
Markus Hering («Um Himmels Willen») als Jasper Fendrich
Ralf Dittrich («Zeit der Helden») als Helmut Dahl
Kritik
Das ZDF steht samstagabends weiterhin auf Kriegsfuß mit dem Begriff „Innovation“.
Denn auch der (nach «Helen Dorn» und «München Mord») dritte Reihenneustart im – was sonst? – Krimi-Genre bleibt weit hinter den Möglichkeiten zurück, die sich erzählerisch und ästhetisch hinsichtlich einer möglichen Innovation so böten, und entscheidet sich stets für die einfachen Varianten, für Szenen, Sequenzen und narrative Abläufe, die dem gemeinen Zuschauer bereits aus den üblichen Fiction-Produktionen bekannt sind.
Es wird klar: Dem ZDF geht es mit seinen neuen Krimi-Reihen nicht darum, eine wirkliche Innovation zu versuchen, neue Wege zu gehen, vielschichtige (vielleicht gar mal gebrochene und zur Identifikation ungeeignete?) Figuren zu präsentieren, das Genre zu dekonstruieren, mit Konventionen und Sehgewohnheiten zu spielen oder altbekannte dramaturgische Muster zu verlassen. Nein, mit «Kommissarin Heller» soll – wie bereits bei «Helen Dorn» – lediglich das offensichtlich Altbackene vermieden werden, Plots wie Szenen und Figuren sollen weniger überzeichnet wirken, nicht mehr so plump, so banal, so dümmlich wie bei der ubiquitären Massenbefriedigung auf die öffentlich-rechtliche Art.
Angesichts dessen, was man sonst so sehen muss, ist das schon eine ganze Menge. Auch wenn sich diese Feststellung mit Blick auf die üppigen finanziellen Möglichkeiten des ZDF ziemlich traurig anhört. Doch «Kommissarin Heller» ist gelebte Realpolitik: Es geht um das Machbare, darum, das Schlimmste, das Dümmste, das Abgefrühstücktste zu verhindern, und so viel erzählerische Glaubwürdigkeit, charakterliche Tiefe und ästhetische Kompromisslosigkeit durchzubringen, wie die Strukturen es eben zulassen.
Und obwohl man es besser macht als der Mainstream, sind die grundlegenden Bausteine doch die selben: Der zu lösende Kriminalfall spiegelt sich ziemlich offensichtlich im Privatleben der Ermittlerin, die neben einer komplizierten Familiensituation auch das dramaturgisch bei solchen Filmen als notwendig erachtete allenfalls semi-verarbeitete Trauma mitbringt. Ihr Kollege, ein etwas anderer Menschenschlag als sie selbst, legt ihr zu Beginn so manchen Stein in den Weg, um die Spannung halbwegs oben zu halten, kämpft aber am Schluss Seite an Seite mit ihr. Im Laufe der Ermittlungen kommt Erschreckendes ans Licht, während dramaturgisch und inszenatorisch gleichzeitig viel getan wird, um das Erschreckende zu mildern. Die zweite Ebene will lieber aufklären, statt die menschlichen Abgründe durch eine entsprechend kompromisslose Inszenierung emotional erlebbar zu machen.
Als ein Segen erweist sich in dieser Innovationsschizophrenie Hauptdarstellerin Lisa Wagner. Sie verdichtet die im narrativen Konstrukt nur bruchstückhaft vorhandene psychologische Intensität zu einem stimmigen Gesamtbild, spielt intensiv, ohne zu überzeichnen und damit umso nahbarer. Sogar all die ausgedachten Keckheiten in den krampfhaft auf Charakteroffenbarung gebürsteten Dialogen wirken bei ihr noch authentisch und ehrlich (Beispiel: Kollege Verhoeven blickt auf Hellers üppig gefüllten Teller: „Sie wollen auch nicht lang leben.“ - Heller: „Wieso? Is' doch Salat dabei“).
Wie toll wäre es erst gewesen, sie in einem dramaturgisch ambitionierten und kühn inszenierten Film zu sehen statt in diesem Format, das vom qualitativen Bodensatz zwar weit entfernt ist, aber nicht einmal ernsthaft daraufhin arbeitet, sein Versprechen, eine "markante neue Marke des ZDF" zu sein, auch zu halten.
Das ZDF zeigt «Kommissarin Heller – Tod am Weiher» am Samstag, den 12. April um 20.15 Uhr.