Zur Person: Marc Bator
Marc Bator ist seit Mai 2013 Chefmoderator der «Sat.1 Nachrichten». Zuvor war der 41-Jährige bei der «tagesschau» zu sehen. Als Off-Sprecher vertonte der begeisterte Radsportler mehr als zehntausend Werbe- und TV-Produktionen.Ich muss offen gestehen, es geht mir blendend! Ich habe in der ProSiebenSat.1 TV Deutschland ein hoch professionelles, modernes Medienunternehmen gefunden, in dem ich gerne arbeite, in dem ich sicherlich künftig auch noch vieles verwirklichen kann. Dass in wenigen Wochen das erste Jahr dieser Zusammenarbeit vergangen sein wird, kann ich kaum glauben. Die Zeit ist gerast. Ein besonderer Umstand war es zudem, dass ich fast ein Jahr lang zwischen Hamburg und Berlin gependelt bin, wo die «Sat.1 Nachrichten» produziert werden. Die Autobahn ist zu einem zweiten Zuhause geworden, dazu kenne ich gefühlt jeden Bahnmitarbeiter, der auf der Strecke seinen Dienst verrichtet. Ende März bin ich dann mit meiner Familie umgezogen. Unser neues Zuhause heißt Berlin. Endlich!
Ihr «Tagesschau»-Abschied wurde leider etwas vom „Zickenkrieg“ mit Jan Hofer überschattet… Wie sehr ärgerten Sie diese Schlagzeilen?
Wissen Sie, ich habe bereits im vergangenen Sommer bei «Markus Lanz» deutlich gemacht, dass alles zu diesem Thema gesagt ist. Wirklich alles! Dabei wollen wir es belassen. Ich hatte dreizehn erfolgreiche und schöne Jahre bei der «Tagesschau» und in der ARD. Mit Erlebnissen, die ich nie vergessen werde. Dafür bin ich heute im Rückblick sehr, sehr dankbar.
Sat.1 stand – zumindest vor Ihrem Wechsel – nicht unbedingt für die große Nachrichtenkompetenz im deutschen Fernsehen. Wie wollen Sie dieses Image verbessern?
Inwieweit Sat.1 vor meinem Wechsel für Nachrichtenkompetenz stand oder nicht, steht mir nicht zu, zu beurteilen. Und Image ist oft geprägt von Vorurteilen. Fest steht: die «Sat.1 Nachrichten» bilden den Tag ab, werden professionell journalistisch produziert und leben nach zwei für uns wichtigen Kriterien: Verständlichkeit und Klarheit. Meine persönliche Haltung dabei, nach der ich auch meine Moderationen schreibe, liegt in dem Satz: Jeder soll die «Sat.1 Nachrichten» verstehen können.
Die «Sat.1 Nachrichten» starten mittlerweile schon um 19.55 Uhr statt um 20 Uhr wie Mitbewerber von ARD oder RTL II – sicherlich nicht ohne Hintergedanken…?
Ob mit oder ohne Hintergedanken, ob Radio oder Fernsehen: seit Beginn des kommerziellen Rundfunks wurden Nachrichtenformate immer wieder "vor voll" eingestartet. Über den Erfolg lässt sich sicherlich diskutieren. Wir fahren gut mit 19.55 Uhr.
Wie zufrieden sind Sie denn mit den aktuellen Einschaltquoten?
Über Quoten lässt sich immer diskutieren. Und die Quoten der «Sat.1 Nachrichten» in diesem Interview hinreichend zu diskutieren, würde sicherlich den Rahmen sprengen. Nun weiß ich ja, worauf Sie hinauswollen. Sicherlich sind wir an einigen Tagen nicht zufrieden. Ich möchte es mal anders formulieren. Suchen Sie sich die Sonntage heraus, an denen im Vorlauf Julia Leischik zu sehen war. Die «Sat.1 Nachrichten» hatten im Anschluss immer zweistellige Marktanteile und kratzten bei den Gesamtzuschauern sogar mal an der Drei-Millionen-Marke. Und das im Wettbewerb zur Sonntagsausgabe der 20.00 Uhr «Tagesschau»! Wir brauchen also nicht darüber zu diskutieren, ob mit den «Sat.1 Nachrichten» und ihren Moderatoren vielleicht grundsätzlich etwas nicht stimmt.
Das letzte «Sat.1-TV-Event» mit politischem Hintergrund war der «Wulff»-Themenabend, wo Sie in der Doku zu hören waren. Wie erklären Sie sich das eher überschaubare Zuschauerinteresse an dem Film angesichts des vorigen Werberummels und guten Kritiken?
Das qualifiziert zu beurteilen, steht mir ebenso nicht zu. Und um dem Wort "überschaubar" zu folgen, müsste ich mir den Gesamtmarkt an dem Abend anschauen. Das Thema "Wulff" ist ein Stück Zeitgeschichte, der Fall wird in den Geschichtsbüchern künftiger Generationen stehen. Dass Sat.1 hier den Mut hatte, ein Movie zu produzieren, beeindruckt mich. Auch die Dokumentation im Anschluss, ich durfte sie vertonen, lief sehr gut. Und: solche Abende tragen mehr zur Imagebildung eines Senders bei, als drei Tagessiege in der Primetime am Stück.
Können Sie das Vorurteil brechen, der Arbeitsalltag in einer öffentlich-rechtlichen Redaktion unterscheide sich gegenüber der Arbeit eines Privatsenders?
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Was das Budget angeht, sind den «Sat.1 Nachrichten» sicherlich Grenzen gesetzt.
”
Marc Bator
In der Tat machen auch Privatsender gute Nachrichtensendungen. Wie muss denn eine moderne Nachrichtensendung für Sie aussehen – auch, um noch mehr jüngere Zielgruppen anzusprechen?
Klar, verständlich, nah. Mit einem glaubwürdigen Moderator, der die Sprache seiner Zielgruppe spricht. Ansätze, wie jüngere Zuschauer für politische Themen begeistert werden können, hat ProSieben zu Genüge geliefert.
Welche Rolle spielen die sozialen Medien für Sie als Fernsehmacher?
Ich kann und mag hier keine zuverlässigen Einschätzungen darüber geben, wohin die Medienwelt aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung steuert. Heerscharen von Experten zerbrechen sich ja täglich ihre Köpfe daran. Nur soviel: mich erstaunt die unablässige Geschwindigkeit dieser Entwicklung. Ich hatte mal gedacht, Zwischenziele seien erreicht, es kehre nun relative Ruhe ein. Aber das Gegenteil scheint der Fall. Für mich persönlich heißt das, sich selbst und damit dem journalistischem Handwerk treu zu bleiben, bleibt oberstes Gebot. Was meine Fähigkeiten mit den Brands der sozialen Medien angeht, habe ich, offen gestanden, großen Nachholbedarf. Bislang hat die persönliche Einstellung noch nicht so richtig gestimmt. Inzwischen erkenne aber auch ich in Twitter einen gewissen Sinn... (lacht). Tatsächlich beängstigt mich die Smartphonisierung unserer Gesellschaft, vielleicht ist das auch der Grund für die Lücke und den Nachholbedarf. Und dennoch: für einen schnellen Informationsfluss ist das Smartphone immer noch das Mittel der Wahl. Und damit sind wir wieder beim Journalismus. Wie auch immer Produkt und Ausspielweg künftig aussehen mögen, die Ware Information und/oder Nachricht müssen sauber aufbereitet sein.
Ähnlich wie Ihre Ex-Kollegin Judith Rakers sind Sie als Nachrichtenmann auch in der Unterhaltung zu sehen: Welche Projekte sind da 2014 geplant?
Von Beginn der Zusammenarbeit mit der ProSiebenSat.1 TV Deutschland an sprechen wir über Projekte, Formate, Moderationen außerhalb der «Sat.1 Nachrichten», derzeit wieder sehr intensiv. Ich denke, schon bald weiß ich da mehr.
Ihre Fernsehkarriere begann 1994 als Off-Stimme - passenderweise bei «ran – Sat.1 Fußball» – wäre eine Sport-Moderation auch vorstellbar? Sie sind ja sogar Präsident des Hamburger Radsportverbandes…
Für Radsport bin ich immer zu begeistern. Sie könnten mich sogar mitten in der Nacht wecken und auf ein Rennrad setzen, ich würde fahren. Na klar, kann ich mir vorstellen, Sport im Fernsehen zu präsentieren. Aber man muss für sich schon selbst genau beurteilen, wo bleibt man Sportfan, wo lohnt es sich mal darüber nachzudenken, die Begeisterung und das Fachwissen auch mit dem Beruflichen zu verbinden. Dies ginge bei mir nur im Radsport. Die Frage, ob beispielsweise die Übertragung der «Tour de France» auch sinnvoll für ein kommerzielles Programm sein könnte, würde ich inzwischen wieder mit „Ja“ beantworten.
Zum Abschluss: Welche Nachricht wünschen Sie sich, die Sie mal verkünden möchten?
Die «Sat.1 Nachrichten» sind nicht nur für den «Deutschen Fernsehpreis» nominiert, sie gewinnen ihn auch!
Wir drücken Ihnen die Daumen! Vielen Dank, Marc Bator!