Das «Avengers»-Erfolgsrezept
Da die Filmrechte von «Spider-Man» nicht bei Figurenschöpfer Marvel selbst, sondern bei Sony liegen, wird Spidey trotz entsprechender Comic-Vorlagen auf absehbare Zeit nicht bei den Leinwand-Avengers um Iron Man, Captain America und Co. mitmischen. Daher plant Sony nun, sein Universum auf eigene Faust mit aufeinander bezogenen Filmen auszubauen. Neben zwei weiteren bestätigten Fortsetzungen zu «The Amazing Spider-Man» sollen so auch Kult-Widersacher «Venom» und die Bösewicht-Gruppe «The Sinister Six» demnächst eigene Spin-Offs bekommen.Peter Parker alias Spider-Man (Andrew Garfield, «The Social Network») hat alle Hände voll zu tun. So muss er nicht nur den Kampf gegen das niemals ruhende Verbrechen in New York und seinen bevorstehenden High-School-Abschluss unter einen Hut bringen, sondern möchte dabei auch seine Freundin Gwen Stacy (Emma Stone, «Crazy, Stupid, Love.») nicht zu kurz kommen lassen. Allerdings plagen ihn mehr und mehr Zweifel an der Richtigkeit der Liebesbeziehung, hat er Gwens sterbendem Vater (Denis Leary, «Rescue Me») einst doch versprochen, Gwen durch sein Helden-Dasein als Spider-Man nicht in Gefahr zu bringen.
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«The Amazing Spider-Man 2» macht vieles ähnlich wie Teil Eins und legt somit auch erneut großen Wert auf Peter Parkers persönliche Konflikte, allen voran seine komplizierte Beziehung zu seiner großen Liebe Gwen Stacy, mit der er sich auch diesmal wieder einige unterhaltsame Wortgefechte liefert. Hin und wieder schrammen die Dialoge dabei zwar an der Grenze zum Kitsch entlang, doch machen nicht zuletzt die perfekt harmonierenden Hauptdarsteller Andrew Garfield und Emma Stone auch derartige Passagen erträglich. Dass ihre Beziehung als emotionaler Kern des Films dabei weiterhin wunderbar funktioniert ist die essentielle Voraussetzung für den bleibenden Eindruck der folgenschweren Geschehnisse im Laufe der Handlung.
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In seinen Auftritten als Spider-Man darf Garfield noch stärker als zuvor seinem Comic-Vorbild alle Ehre machen und den vorlauten Superhelden geben. Die arrogante Art der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft und die Hipster-Attitüde seines Alter Egos erschweren dabei anfangs ein wenig die gänzliche Etablierung der Figur als Sympathieträger, doch wenn es drauf ankommt, kriegt Peter Parker schließlich immer noch die Kurve. So zum Beispiel bei seinen Nachforschungen zum mysteriösen Tod seiner Eltern, die abseits bereits bekannter Versatzstücke einen wesentlichen Teil zur eigenen Identität des neuen «Spider-Man»-Franchises beitragen. Der Handlungsstrang birgt aufgrund seines Neuheitswertes und des ungemein packenden Einstiegs einiges an Spannung, die sich bei seiner vorläufigen, etwas unspektakulären Auflösung dann jedoch nicht bis zum Ende rundum befriedigend entspinnt.
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Dass der Electro zu Grunde liegende Charakter Max Dillon (ähnlich wie auch einige erstaunlich alberne Nebenfiguren) mit seinen überzeichneten Zügen bisweilen schon an der Schwelle zur Karikatur steht, tut der Nachvollziehbarkeit seines tragischen Daseins keinen Abbruch. Auch dank der einnehmenden Darstellung von Oscar-Preisträger Jamie Foxx ist Electro somit die Empathie garantiert, die nötig ist, um Mitleid für ihn zu empfinden. Vor allem aber visuell ist «Rise of Electro» erwartungsgemäß über jeden Zweifel erhaben. Marc Webb und sein Team haben ihre Methoden noch einmal ein gutes Stück verfeinert, um auch mithilfe der 3D-Technik und des wohl dosierten Zeitlupeneinsatzes ein streckenweise schier atemberaubendes Gefühl für Spider-Mans übermenschliche Fähigkeiten und seine waghalsigen Flugmanöver durch die Häuserschluchten New Yorks zu vermitteln.
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