Die Kino-Kritiker

«Ride Along»

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In Tim Storys Buddy-Cop-Komödie «Ride Along» begeben sich Rapper und Schauspieler Ice Cube und Comedian Kevin Hart auf die Spuren von Eddie Murphy.

Filmfacts: «Ride Along»

  • Kinostart: 24. Mai 2014
  • Genre: Action/Komödie
  • Laufzeit: 99 Min.
  • FSK: 12
  • Musik: Christopher Lennertz
  • Autor: Greg Coolidge, Jason Mantzoukas, Phil Hay, Matt Manfredi
  • Regie: Tim Story
  • Darsteller: Ice Cube, Kevin Hart, Tika Sumpter, John Leguizamo, Bruce McGill
  • OT: Ride Along (USA 2014)
Das Presseheft betitelt ihn als „nächsten Eddie Murphy“ und Kevin Harts neuer Film «Ride Along» erinnert wohl nicht ganz ungewollt an dessen Paraderolle des Axel Fowley in der Action-Komödie «Beverly Hills Cop». Als gewitzter Polizist aus Detroit bestritt Murphy die dreiteilige Filmreihe nahezu im Alleingang und drückte der von ihm verkörperten Hauptfigur alsbald seinen Stempel auf. Sollte Kevin Hart den hohen Erwartungen also standhalten, erwartet das Publikum ein charismatisches Gag-Feuerwerk der Extraklasse. Nicht umsonst gilt Murphy als einer der besten Comedians seiner Generation und Kevin Hart erarbeitete sich durch seine Stand-Up-Performances eine beachtliche Fangemeinde in den USA. Dass Werbung bisweilen mehr verspricht als das beworbene Endprodukt schließlich hält, bekommt der Zuschauer jedoch schneller zu spüren als ihm lieb ist. «Ride Along» ist zwar definitiv ein kurzweiliges Action-Vergnügen, den Vergleichen mit Martin Brests ins Leben gerufener Cop-Trilogie hält der Streifen jedoch nicht stand.

Als Ben (Kevin Hart) sich ein Herz nimmt und um die Hand seiner Freundin Angela (Tika Sumpter) anhält, hat er die Rechnung ohne ihren Bruder, den rohen Detective James (Ice Cube) gemacht. Für den ist Ben gar kein geeigneter Lebenspartner, hat der angehende Polizeischüler doch nicht die größten Eier in der Hose. Um sich von dessen Ehemannqualitäten zu überzeugen, nimmt James ihn mit auf einen Ride Along. Einen ganzen Tag begibt sich das ungleiche Duo auf Streife, die schneller als erwartet im Chaos mündet.

Bereits die stylische Eingangssequenz von «Ride Along» steht stellvertretend für all das, was Tim Storys testosterongeladene Spritztour richtig, aber eben auch ziemlich falsch macht. Zum Sound belangloser Hip-Hop-Rhythmen manövrieren ebenso belanglose Typen stylisch in Szene gesetzte Nobelkarossen durch die Straßen einer x-beliebigen Stadt, irgendwo in den USA. Halbgare Stunts, die sich aufgrund ihrer Unauffälligkeit allenfalls im Hintergrund eines «The Fast and the Furious»-Teils oder des erst kürzlich gestarteten «Need for Speed» abspielen dürften, finden nicht nur in Mega-Zeitlupe – sprich: ohne jedwede Dynamik – statt, sondern auch noch ganz dicht vor den Kameralinsen. Von Bildästhetik keine Spur. Und wer hier gut und wer böse ist, erfährt der Zuschauer ebenfalls nicht. Geschweige denn, dass sich erschließt, was besagte Eröffnungssequenz mit den Geschehnissen der nun folgenden neunzig Minuten zu tun hat.

Schnitt. Mit einem Kulissenwechsel führt Regisseur Tim Story («Fantastic Four») sein Publikum mitten hinein in eine Ego-Shooter-Szenarie, welche die eigentliche Story einläutet. An der Konsole sitzt Ben, verkörpert von einem sympathischen Kevin Hart («Denkt wie ein Mann»), dessen Visage tatsächlich etwas an einen jungen Eddie Murphy erinnert – ohne die dazugehörigen Grimassen versteht sich. Hart, dessen Bühnenprogramm «Let Me Explain» in den USA gar auf der großen Leinwand gezeigt wurde, versteht es, seinem tölpelhaft angelegten Charakter genug Charisma zu verleihen, damit das Publikum an dessen Fortentwicklung im weiteren Filmverlauf tatsächlich interessiert ist. An gängigen Actionkomödien-Schemata orientiert ist Ben das typische Weichei – und damit das krasse Gegenteil zum vom Rapper und Schauspieler O’Shea "Ice Cube“ Jackson verkörperten James. Nach seiner ähnlich gezeichneten Rolle in der Serienadaption «21 Jump Street» gibt Ice Cube in «Ride Along» einmal mehr das klischeebeladene Bild eines Rüpelcops ab; nur dass sich sein Leinwanddasein in diesem Falle auf die gesamte Laufzeit ausdehnt und nicht wie ein zu lang geratener Cameo-Auftritt daherkommt. Für diesen sorgt im Falle von «Ride Along» ein Hollywood-Urgestein. Um dem ungeahnten Publikum die Freude hieran nicht zu nehmen, sei an dieser Stelle lediglich erwähnt, dass der Auftritt von „Mister X“ aufgrund dessen Hang zur Selbstdemaskierung zu den großen Highlights des Filmes gehört.

Nachdem sich alsbald herauskristallisiert hat, wer in der übersichtlich besetzten Buddy-Cop-Comedy welche Rolle zu erfüllen hat, begibt sich das Duo auf einen aberwitzigen Streifzug durch das ihnen zugeteilte Einsatzgebiet. Die einzelnen Stationen reihen sich dabei wie ein Sketch an den nächsten. Besonders einfallsreich ist dies nicht. Zumal der die einzelnen Storybausteine zusammenhaltende Faden mehr blassrosa schimmert denn dunkelrot leuchtet. So ist ein Antagonist per se zwar existent, die Aufklärung des alle Ereignisse umspannenden Falles interessiert dabei jedoch kaum. Um die Sympathien des Publikums buhlen dagegen viel lieber die beiden Hauptdarsteller. Und auf der Ebene funktioniert «Ride Along» dann auch endlich.

Obwohl Kevin Hart und Ice Cube mit ihren schon so oft dargebrachten, gegensätzlich gezeichneten Figuren keinen Originalitätspreis gewinnen, ist die Chemie zwischen den Akteuren beachtlich. Im Gegensatz zur tonal ähnlich gelagerten Lady-Variante von «Ride Along», Paul Feigs «Taffe Mädels», entwickelt sich aus dem zunächst stattfindenden Konkurrenzkampf nach und nach eine ehrliche und allen voran sich schlüssig entwickelnde Chemie. Wann immer die Komödie sich auf ähnliche Pfade begibt, die auch schon Sandra Bullock und Melissa McCarthy betraten, reißen es die beiden sympathischen Darsteller mithilfe ihres natürlich rauen Charmes, wahlweise aber auch ihrer tollpatschig-bodenständigen Art wieder heraus und hauen sich die von Drehbuchautor Greg Coolidge und einem ganzen Heer weiterer Autoren geschriebenen Dialoge förmlich um die Ohren. Dabei geben sämtliche Story-Verantwortliche wenig auf Rafinesse und Einfallsreichtum; langweilig muss dies aber noch lange nicht sein. Vor allem dann nicht, wenn Kameramann Larry Blanford («Minority Report») seine missratene Eröffnungssequenz in der zweiten Filmhälfte vergessen macht und uns ein ebenso anschauliches wie dynamisches Finale präsentiert.

Fazit: «Ride Along» ist alles andere als originell, doch die Figuren hat der Film auf seiner Seite. Aus Versatzstücken gängiger Action-Komödien zusammengebastelt liefert Tim Story seinem Publikum kurzweiliges Action-Kino – ohne Wiedererkennungswert, dafür mit Lachgarantie.

«Ride Along» ist ab dem 24. April bundesweit in den Kinos zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/70244
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