Letterman kündigte vor kurzem seinen Abgang ab. Jay Leno hat die «Tonight Show» an Jimmy Fallon abgegeben. Harald Schmidt ist nicht mehr auf Sendung. Fast wöchentlich nimmt derzeit eine TV-Größe ihren Hut. Dabei handelt es sich um kein Phänomen aus den USA, sondern betrifft auch Deutschland. Liegt es nur am Alter der Moderatoren?
Schaut man sich die neuen Helden an, so gibt es einen deutlichen Unterschied in der Herangehensweise an das Thema Fernsehen an. Die einstigen TV-Legenden sahen ihre Shows und Sendungen als fertiges Produkt an. Es gab Gäste, kleine Einspieler und Musik live im Studio. Dazu das bekannte Gesicht des Moderators. Diese Formel funktionierte wunderbar über die letzten 30 Jahre. Vielleicht sogar länger. Nur ist die Wachablösung eine vollkommen andere Generation. Kimmel, Conan, Fallon und Co. liegen in einem enormen Wettstreit. Sie twittern, schaffen virale Clips für YouTube und die Show im Fernsehen ist nur die Verdichtung der ganzen Marke im Medium Fernsehen.
Hat sich Gottschalk viel mit dem Internet auseinandergesetzt? Hat Schmidt Virals erschaffen? Hat David Letterman kleine Clips für YouTube gedreht? Sie alle haben ein goldenes Zeitalter im Fernsehen geprägt, doch für den heutigen TV-Markt sind sie einfach mit dem Medium Internet einfach viel zu unvertraut. Sie wollen es nicht annehmen, haben es nicht mit der Muttermilch aufgesogen und verstehen es auch nicht in seiner breiten Wirkung auf das Publikum. Selbst Olli Welke von der heute show nutzt sein Produkt nicht so stark im Netz wie Jon Stewart im Original aus den Staaten.
Heute dagegen interessieren die Interview-Clips auf YouTube längst nicht mehr die Massen. Bestenfalls wenn ein sehr lustiger Comedian auf dem Sofa sitzt. Da muss man Musikvideos parodieren, eigene Spielchen erfinden und fast täglich eine kleine Idee groß inszenieren. Vor allem ist man als Moderator nicht mehr Gott am Tisch. Man muss jede Woche Leistung abliefern und kann sich nicht mehr auf seinen Sendeplatz allein verlassen. Man muss auch in den sozialen Netzwerken mit um Aufmerksamkeit kämpfen und präsent sein. Hier ein lustiger Tweet, da ein Selfie und hier ein YouTube-Video mit einem Hollywood-Star.
Es hängt also nicht nur mit dem Alter der Moderatoren zusammen. Gottschalk hängt sich jetzt noch ein wenig an RTL und Günther Jauch fest, doch wirkt er auch mit Hilfe wie ein tapsender Showdino in einer neuen Welt.
Die Wachablösung ist längst auf Sendung.