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Das Konzept ist sehr unspektakulär und altbekannt: In zunächst 38 geplanten Folgen will Moderatorin Emell Gök Che finanziell schwach betuchten Familien dabei helfen, ihre renovierungsbedürftigen Wohnungen neu einzurichten. Mit einem Kamerateam, diversen Handwerkern und Einrichtungsexperten im Schlepptau inspiziert sie zunächst die Wohnung mit einem ihrer Besitzer, während die restlichen Familienmitglieder überrascht werden sollen. Steht das Auffrischungskonzept grobe, wird der alte Krempel entsorgt, um Platz für neue Möbel und Einrichtungsgegenstände zu machen, die auch wenig später künstlerisch wertvoll platziert werden. Abschließend dürfen die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten abwesenden Bewohner eintreten und die Veränderungen ausgiebig bestaunen und loben, sodass nach einer Stunde Brutto-Sendezeit alle miteinander glücklich und zufrieden sind.
Das alles klingt nicht spannend, das alles ist nicht spannend. Die primäre Motivation der Macher ist hier ganz offenkundig nicht, innovatives und ambitioniertes Fernsehen zu schaffen, welches das Publikum in helle Aufregung versetzt, sondern schlicht und einfach eine Stunde Sendezeit bei einem Privatsender möglichst schmerzfrei zu füllen, der bislang auf diesem Programmslot eher durch schlechtes Schauspiel und gescriptete Dialoge auffällig geworden ist. Das gibt es hier ebenso wenig zu sehen wie künstliche Dramatik. Die Protagonisten werden zu keinem Zeitpunkt abfällig behandelt und auch die Tränendrüsen der Zuschauer werden nicht überstrapaziert. Wenn man an dieser Sendung also etwas wirklich lobenswertes finden möchte, dann ist es ihre für Eigenproduktionen im Nachmittagsprogramm von Privatsendern erstaunlich authentische und unaufdringliche Machart.
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Immerhin bemüht wirkt der Versuch, auch das Fernsehpublikum in das Geschehen zu involvieren, indem man nicht einfach nur andere Menschen bei der Arbeit filmt, sondern zusätzlich auch an einigen Stellen konkret erläutert, wie diese Arbeit auch für den Hobby-Heimwerker zuhause durchzuführen ist. In einem kleinen Infokasten am Bildrand wird zudem eingeblendet, welche Materialien benötigt werden. So richtig geht Emell Gök Che in ihrer Arbeit auf, als sie einen so genannten Schmuckturm errichtet, welcher es der Tochter ermöglichen soll, ihren gesamten Schmuck zu platzieren. Diese Styroporbox ist letztlich ebenso platzraubend wie nutzlos, doch sie hat den Nutzen, Zahnstocher in sie hereinzustechen, um daran schließlich Ketten und Halsbänder aufzuhängen, erläutert Gök Che stolz. Alternativ kann man sich damit allerdings auch schlicht ins Auge stechen, wenn man gerade achtlos durchs Zimmer läuft. Erstere Verwendungsmethode führt sie gleich mehrfach vor, letztere erstaunlicherweise nicht.
Unterm Strich ist «WohnSchnellSchön» Fernsehen, das nicht groß heraussticht. Es ist angenehm zu konsumieren, tritt allerdings zu keinem Zeitpunkt aus dem Korsett der 0815-Dekorations-Soap aus, um ein wirklich eigenes Profil zu errichten. Ob es allerdings derartiger Highlights bedarf, kann angesichts des noch immer erfolgreichen «Zuhause im Glück» auch durchaus in Frage gestellt werden. Und als Liebhaber der qualitativ hochwertigen Unterhaltung kann man immerhin nach dem Strohhalm greifen, dass RTL II um 16:05 Uhr nun deutlich weniger unangenehm daherkommt als zuvor mit seinen sich im televisionären Einsatz befindlichen Privatdetektiven. Letztlich werden wie so oft die Einschaltquoten darüber bestimmen, ob es mehr als die zunächst geplanten 38 Folgen geben wird. Stören dürfte es wohl kaum jemanden, sollte es dazu kommen.