«Der Jugendknast»

In der ersten Jahreshälfte 2014 setzte RTL II auf Bewährtes: Mit «Der Jugendknast» verzeichnete der Grünwalder Sender schon im Sommer 2012 Quotenerfolge – im Mittel entschieden sich damals 6,7 Prozent der jungen Zuschauer für die sechs Folgen um die Jugendlichen hinter schwedischen Gardinen. Nach diesem geglückten Sendungs-Neustart bestellte RTL II gleich doppelt so viel frische Ware. Bevor die RTL II-Zuschauer ab dem 19. Februar 2014 zwölf neue Ausgaben von «Der Jugendknast» erwarteten, wiederholte RTL II die sechs alten Folgen, welche nach wie vor mittwochs gegen 22.00 Uhr zur Ausstrahlung kamen. Die Konserven kamen bei den Werberelevanten nur auf Werte zwischen 4,0 und 5,7 Prozent – der RTL II-Mittelwert liegt in dieser Altersgruppe eigentlich bei 6,9 Prozent.

Keine guten Vorzeichen also für die neuen Folgen. Oder warteten die Fernsehenden schlicht auf ausschließlich nie zuvor Gesehenes? Anfangs zumindest keineswegs: Die Marktanteile verharrten im unzufriedenstellenden Bereich. Am Mittwochabend mussten sich die jugendlichen Häftlinge zumindest teilweise gegen die starke Champions-League-Berichterstattung im ZDF zur Wehr setzen, auch «Der Bachelor» sorgte bei RTL für hohe Sehbeteiligungen. So kam es, dass die Auftaktfolge der neuen Staffel am 19. Februar 2014 nur zu insgesamt 690.000 Zuschauern und 4,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen gelangte. Auch in der Folgewoche machten Fußball aus der Königsklasse und RTLs balzender Junggeselle dem «Jugendknast» so große Konkurrenz, dass RTL IIs Doku-Reihe auf 3,9 Prozent beim jungen Publikum stürzte, was den bisherigen Tiefpunkt des Formats kennzeichnete und bis heute nicht mehr unterboten werden sollte.

Verbesserungen auf niedrigem Niveau verbuchte «Der Jugendknast» am 5. März, als, wie schon zur Premiere der neuen Folgen, 4,4 Prozent der umworbenen Zuschauer einschalteten, welche aus 760.000 Zuschauern resultierten. Abschläge musste man wieder in der darauffolgenden Woche verkraften, als das Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und Chile die Massen vor die Empfänger lockte: 660.000 Zuschauer insgesamt sowie 4,2 Prozent aus der Zielgruppe standen für RTL II zu Buche. Trotz Champions League verbesserte sich «Der Jugendknast» am 19. März immerhin auf 5,1 Prozent beim jungen Publikum, die letzte Ausgabe im März verfolgten sogar 840.000 Fernsehende und 6,3 Prozent, womit «Der Jugendknast» dem RTL II-Senderschnitt schon ziemlich nahe kam. An diesem 26. März konkurrierte die Doku zwar auch mit der englischen Woche in der Fußball-Bundesliga, dafür hatte sich «Der Bachelor» nach bereits erfolgreicher Partnersuche verabschiedet.

Der Aufwärtstrend riss nicht ab: Am 2. April nahm «Der Jugendknast» im Rahmen seiner neuen Folgen zum ersten Mal die Hürde des Senderschnitts und unterhielt insgesamt 1,11 Millionen Fernsehende sowie 7,4 Prozent der für die Werbewirtschaft wichtigen Zuschauer, trotz der Auseinandersetzung zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund im ZDF. Mit Sicherheit hatte dann auch die Champions League-Übertragung am 9. April Aktien an den Verlusten des «Jugendknasts» an diesem Mittwochabend, als 800.000 Zuseher und damit 5,7 Prozent der Jüngeren hinschauten. Davon unbeirrt schwang sich die Sendung am 16. April wieder zu 6,6 Prozent auf, bevor die RTL II-Sendung am 23. April sogar ihren persönlichen Rekord einstellte: 1,26 Millionen Zuschauer führten zu 4,8 Prozent Gesamtmarktanteil und 8,2 Prozent in der Zielgruppe. Auf einem ähnlich guten Niveau wandelte auch die Episode am 30. April, welche 7,9 Prozent der Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren für sich beanspruchte. Die vorerst letzte Episode von «Der Jugendknast» erwartete die Zuschauer am 7. Mai. Dieses Programmangebot nahmen 0,99 Millionen Personen sowie 6,9 Prozent der jungen Zuschauer wahr.

Die Verantwortlichen in Grünwald haben sicherlich mit besseren Werten gerechnet, als sie die Episodenzahl von «Der Jugendknast» verdoppelten und die Doku im Februar zur zweiten Runde ins Rennen schickten. Nach anfänglich großen Schwierigkeiten gegen die Konkurrenz des reichweitenstarken ZDF oder auch den Formaten von RTL fand «Der Jugendknast» jedoch zu alter Form zurück und erfüllte, zumindest nach der Hälfte der Episoden, die Ansprüche von RTL II. Unterm Strich sahen dennoch im Mittel nur 0,87 Fernsehende zu, von denen 0,59 der Zielgruppe angehörten. Der durchschnittliche Gesamtmarktanteil belief sich auf 3,4 und der Mittelwert bei den 14- bis 49-Jährigen auf 5,9. Insgesamt zu wenig für die Doku, die letzten Episoden könnten aber auch Hoffnung in Grünwald geweckt haben, sodass weitere neue Folgen gar nicht so unwahrscheinlich sind.