Cast und Crew
Vor der Kamera:Eva Green («300 - Rise of an Empire») als Vanessa Ivey, Timothy Dalton («James Bond 007 - Lizenz zum Töten») als Sir Malcolm, Josh Hartnett («30 Days of Night») als Ethan Chandler, Robert Nairne («The Nightman of Nevermoor») als The Vampire, Rory Kinnear («James Bond 007 - Skyfall») als The Creature, Billie Piper («Doctor Who») als Brona Croft, Harry Treadaway («Lone Ranger») als Dr. Viktor Frankenstein, Reeve Carney («Schnee, der auf Zedern fällt») als Dorian Gray
Hinter der Kamera:
Schöpfer: John Logan, Regie: J.A. Bayona, Sam Mendes, Coky Giedroyc, James Hawes, Dearbhla Walsh, Kamera: Owen McPolin, P.J. Dillon, Drehbuch: John Logan, Musik: Abel Korzeniowski
Eine verlockende Prämisse, die uns Serienschöpfer John Logan in seiner aktuellen Serienhoffnung «Penny Dreadful» präsentiert. Der Oscar-nominierte Drehbuchautor, der unter anderem an «Aviator», «Hugo Cabret» und «James Bond 007 – Skyfall» beteiligt war, begibt sich mit seinem Horrorformat zum allerersten Mal ins TV-Serien-Segment. Um dieses Experiment einen Erfolg werden zu lassen, holt sich der Mann, der derzeit auch am Skript für den neuen Bond-Film schreibt, eine ganze Heerschar aus Hollywoods A-Prominenz an die Seite; sowohl vor, als auch hinter der Kamera. Zu den Regisseuren gesellen sich unter anderem der Horror-erfahrene J.A. Bayona («Das Waisenhaus») sowie «Skyfall»-Regisseur Sam Mendes, der ebenfalls als ausführender Produzent fungiert. Vor der Kamera agieren die «300»-Amazone Eva Green, Hollywood-Haudegen Timothy Dalton («James Bond 007 – Lizenz zum Töten») und Josh Hartnett, der nach seiner letzten großen Leinwand-Rolle in «30 Days of Night» sein siebenjähriges Nischenfilmdarsteller-Dasein beendet.
«Penny Dreadful» hat auf dem Papier also die besten Voraussetzungen für einen Erfolg. Die von Showtime und Sky Atlantic co-produzierte Horrorserie könnte somit direkten Kurs auf das Fahrwasser von «American Horror Story» nehmen. Mit ihrer psychosexuellen Mischung aus Suspense, Drama und dezenter Erotik steht das kommende Saison in die vierte Staffel gehende Erfolgsformat der «Glee»-Schöpfer in der Serienlandschaft derzeit ziemlich alleine da. Während «The Walking Dead» auf ein zombieverseuchtes Apokalypse-Szenario setzt und sich «Hannibal» sowie «Bates Motel» auf die tiefenpsychologische Betrachtung einer einzelnen Figur konzentrieren, verknüpft «American Horror Story» als bislang einziges TV-Format sämtliche Horror-Subgenres zu einem unheimlichen Ganzen (Eine ausführliche Analyse der Serie finden Sie hier). So setzt das Format auf den schnellen Schock, ebenso wie auf die seelischen Hintergründe ihrer Pro- und Antagonisten.
Vor allem letztere sollen nun auch in «Penny Dreadful» im Mittelpunkt stehen. Mit der Wahl der unterschiedlichen Roman-Figuren, die in den USA und Großbritannien zum Teil wesentlich bekannter sind als hierzulande, setzt man von vornherein ein mutiges Statement. Auch in Promotions-Unterlagen wird verstärkt darauf verwiesen, sich mit den furchteinflößenden Geisteskrankheiten der Literatur-Emporkömmlinge auseinandersetzen zu wollen. Einen oder mehrere Antagonisten derart in den Vordergrund zu rücken, ist mutig. Dass es funktioniert, bewies zuletzt Bryan Fullers «Hannibal»: Nicht nur, dass es Mads MIkkelsen gelang, die übergroßen Fußstapfen von Sir Anthony Hopkins auszufüllen, welcher die Horror-Ikone Dr. Hannibal Lecter einst für die Ewigkeit prägen sollte; Zeitgleich spielte Mikkelsen seinen ursprünglich als Protagonisten angelegten Kollegen Hugh Dancy an die Wand und richtete die Serie im Laufe der ersten Staffel komplett neu aus: Wenn Ende Mai die zweite Staffel von «Hannibal» startet, wird das TV-Publikum Zeuge sein, wie eine Serie in Gänze ohne einen klar definierten Protagonisten auskommen muss.
Die Indizien für einen Erfolg für «Penny Dreadful» häufen sich. Und auch visuell präsentiert sich das zunächst acht Episoden umfassende Format eindrucksvoll. Im Stile jüngster Horrorliteraturklassiker-Verfilmungen wie «Das Bildnis des Dorian Gray» von 2009 oder Stuart Beatties in diesem Jahr erschienenem 3D-Actioner «I, Frankenstein» zeigt sich auch «Penny Dreadful» äußerst düster und setzt ganz auf die faszinierende Atmosphäre des London im 19. Jahrhundert. Teilweise werden sogar Erinnerungen an die modernen «Sherlock Homes»-Verfilmungen wach. Der stete Blau-Stich und die gediegene Ausrichtung verhelfen dem Setting zu einem ganz eigenen, brodelnden Flair. Gewisse Einzelszenarien geraten regelrecht surrealistisch, etwa wenn Tausende von Spinnen aus einem umgedrehten Holzkreuz krabbeln. Das ist modern und poetisch, in seiner nicht vorhandenen Konsequenz jedoch noch nicht hundertprozentig zufriedenstellend. Sollte sich der noch zu willkürlich anmutende Symbolismus im Laufe der Serie als durchdacht erweisen, sind diese Bilder allerdings von ganz besonderer Bedeutung.
In dieses Szenario fügen sich die einzelnen Figuren ganz hervorragend. Eva Green präsentiert sich als unheilvolle Femme Fatale, während Ethan Chandler den konventionellen Part des Draufgängers übernimmt. Den Horror-Gestalten gelingt es in der Auftaktfolge dagegen noch nicht so recht, an die Authentizität ihrer diversen Vorgänger heranzureichen. Einzig die Entstehungsszene von Frankensteins Monster gerät beeindruckend intensiv. Überhaupt könnte sich das deutsche Publikum bei der Wahl der einzelnen Monster-Ikonen schwertun. So klingt die Grundidee eines Ungeheuer-Stelldicheins für jeden Horror-Liebhaber unweigerlich verlockend, vor allem mit der Wahl von Dorian Gray dürfte sich der Zuschauer hierzulande jedoch schwertun. Dracula und Frankensteins Monster zählen auch in Deutschland zu den bekanntesten Horror-Figuren, während Oscar Wildes niemals alt werdender Schönling Dorian Gray nur einem ausgewählten Publikum bekannt sein dürfte. Somit fehlen manch einem Zuschauer möglicherweise entscheidende Berührungspunkte, was sich zumindest in Deutschland als k.o.-Kriterium für die Serie erweisen könnte. Immerhin stellt Dorian Gray ein Drittel der vermeintlich bekannten Hauptfiguren.
Als ähnlich schwierig entpuppt sich schon zum Serienauftakt der behäbige Erzählton. Nach einem gruseligen Prolog entwickelt sich die Serie vornehmlich durch viel, viel Dialog. Einzelne Kampf- und Schock-Passagen sind in ihrer wenig ausgefallenen Choreographie nicht neu und wenig dynamisch. Das ist schade, da gerade solche Szenerien «Penny Dreadful» Würze verleihen könnten. Was dagegen funktioniert sind sämtliche technischen Belange. Abel Korzeniowski, der vor allem für seine zeitlosen Melodien im Liebesdrama «A Single Man» bekannt ist sowie den beiden Kameramännern Owen McPolin ([Da Vinci‘s Demons]]) und P.J. Dillon («Ripper Street») gelingt eine fesselnde Ausstattung in Bild und Ton. Die teils bizarren, teils hypnotischen Bilder ergänzen sich mit einem pulsierenden Score. So modern hat sich serieller Horror noch nie präsentiert.
Mehr dazu bei Quotenmeter.FM
In unserer neuen Ausgabe des Podcasts sprechen Antje Wessels und Manuel Weis über den Horror-Hype in Amerika - «Penny Dreadful», «American Horror Story» und «Bates Motel» liegen voll im Trend. Jetzt reinhören!Der US-Sender Showtime zeigt «Penny Dreadful» seit dem 11. Mai 2014 jeweils um 22 Uhr.