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Hannes Heyelmann: ‚Kein Ende des Pay-TV-Wachstums in den nächsten zehn Jahren‘

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Der Chef von Turner Broadcasting System Deutschland im Jubiläums-Interview: TNT Serie feierte kürzlich 5. Geburtstag, aus glitz* wurde TNT GLitz. Warum ihm vor Diensten wie Netflix nicht Bange ist, was er zur dritten «Add a Friend»-Staffel sagt und wie weit die Planungen für die nächste Eigenproduktion vorangeschritten sind…

Zur Person: Hannes Heyelmann

2006 wechselte er nach Stationen bei AOL Europe sowie Turner in Atlanta und London nach Deutschland. Mit 30 übernahm er im August 2007 die Verantwortung für das Entertainment-Angebot von Turner Broadcasting System in Deutschland. Seit Sommer 2009 ist er als Geschäftsführer für das gesamte Turner-Angebot in Deutschland zuständig. Derzeit zeichnet er als Senior Vice President and Managing Director für Turner Broadcasting System im deutschsprachigen Raum, in den Beneluxländern sowie in Mittel-/Osteuropa und Russland verantwortlich.
Herr Heyelmann, herzlichen Glückwunsch zu fünf Jahren TNT Serie. Zum Geburtstag gab‘s beim MIRA-Award 2014 unter anderem gleich den Preis für den „Lieblingssender des Jahres“. Was hat TNT Serie insbesondere im Jahr 2013 richtig gemacht? Oder sehen Sie den Preis eher als Produkt einer längeren Entwicklung?
Ja, das ist das Ergebnis einer kontinuierlichen Entwicklung und liegt auch an dem einzigartigen Konzept von TNT Serie. Natürlich freut es mich, wenn die Zuschauer uns für unsere Serien-Auswahl aus vielen Deutschlandpremieren und tollen bekannten Serien auszeichnen. Zudem haben wir ja mit «Add a Friend» eine exklusive Eigenproduktion im Programm, die uns nicht zuletzt auch viel Aufmerksamkeit im Markt beschert hat. Ich glaube, mit diesem Konzept treffen wir den Geschmack der Leute. Hinzu kommt unsere verlässliche Programmplanung. Ich weiß, dass die Frustration über das Free-TV wegen schneller Serienabsetzungen inzwischen hoch ist. Die TNT Serie Zuschauer hingegen können sicher sein, dass sie ihre Lieblingsserie auch bis zum Ende sehen können.

TNT Serie verwirklichte als erster deutscher Pay-TV-Kanal eine fiktionale Eigenproduktion: «Add a Friend» gewann sogar prompt den Grimme-Preis. Die Entscheidung zur Produktion einer eigenen Serie war mutig. Anlässlich des 5-jährigen Jubiläums darf es ruhig mal nostalgisch werden: Wie kam es denn damals dazu?
Wir waren damals davon überzeugt, dass wir uns im Markt auch differenzieren müssen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. So wollten wir etwas produzieren, das es noch nicht von irgendwem zu kaufen gab. Es ging um eine neue Farbe für den Sender, die auch zeigen sollte, dass wir ganz fest an die Zukunft des Pay-TV in Deutschland glauben. Das Beste ist: Daraus sind nun drei Staffeln geworden, die letzte startet im Herbst exklusiv auf TNT Serie. «Add a Friend» ist also keinesfalls eine Eintagsfliege gewesen, zumal die nächste Eigenproduktion schon in der Pipeline ist.

Aber bei allem Lob für «Add a Friend»: Wie groß war die Zuschauerresonanz? Die Reichweiten lagen gerne auch mal im nicht-messbaren Bereich, zumindest was die lineare Ausstrahlung anging.
Wenn man alle Ausstrahlungen zusammenzählt, dann hat die Serie auch aus dieser Perspektive gut funktioniert. Die mediale Aufmerksamkeit liegt ja meist auf den Erstausstrahlungen, die haben aber oft ein enormes Konkurrenzumfeld. Es ist nicht einfach, dann etablierte Formate direkt zu schlagen. Sie müssen bedenken: Wir haben Deutschland ja nie mit Werbung für «Add a Friend» zuplakatiert. Auf Facebook gab es aber schon reges Interesse und auch große Freude, als die Nachricht kam, dass wir weiterproduzieren. Wir haben die Serie in der neuen Staffel perfektioniert – und begrüßen unter anderem hochkarätige Gaststars, darunter Heiner Lauterbach, Max und Friedrich von Thun, Hannes Jaenicke und Devid Striesow.

Welchen Anteil hat «Add a Friend» am derzeitigen Image und Status von TNT Serie ihrer Einschätzung nach?
Das kann man nicht in Prozent ausdrücken. Man muss aus meiner Sicht zudem zwischen den Zuschauern und dem B2B-Bereich unterscheiden. Bei unseren Partnern war es sicherlich ein großer Anteil. Schauspieler und Produzenten kommen inzwischen aktiv auf uns zu, wollen mit uns zusammen neue Projekte verwirklichen. Auch für unsere Partner, wie zum Beispiel Sky oder Kabel Deutschland, war die Serie wichtig. Wir haben dadurch viel Presse bekommen, was die Aufmerksamkeit beim Zuschauer erhöht hat. Unter dem Strich hat das Format also die Positionierung von TNT Serie sehr positiv beeinflusst.

Aber es war schon ein gewagtes Unterfangen…
Natürlich. Was wäre gewesen, wenn das gründlich daneben gegangen wäre? Dann hätte man gesagt, dass eigene Serien im deutschen Pay-TV in Deutschland nicht funktionieren. Aber: Wir können mithalten mit anderen Produktionen – halt auf andere Art und Weise. Zudem haben wir mit «Add a Friend» Pay-TV in Deutschland einen wichtigen Impuls gegeben.

Und dennoch wird Staffel drei die letzte sein. Warum eigentlich?
Wir haben schon vor der zweiten Staffel entschieden, noch eine dritte zu machen, und den Erzählbogen auch entsprechend gespannt. Irgendwann aber war die Geschichte einfach zu Ende. Es bringt ja auch nichts, wenn man etwas künstlich in die Länge zieht. Die letzten Folgen werden aber noch einmal eine große Freude, da lassen wir es richtig krachen.

Sie kündigten bereits an, dass TNT Serie sich schon an Arbeiten bezüglich einer neuen Eigenproduktion befände? Wie weit sind Sie derzeit mit den Planungen und können Sie schon was über das Projekt verraten?
Wir wollen noch in diese Jahr mit den Dreharbeiten zu unserer neuen Serie beginnen. Ich hoffe, dass uns auch andere Sender folgen werden. TNT Serie darf nicht der einzige Pay-TV-Produzent in Sachen Fiction sein.
Hannes Heyelmann über neue Serienpläne von TNT Serie
Wir sind ziemlich weit. Schon bald werden wir hier erste Details nennen können. Wir haben uns mögliche Projekte schon lange angeschaut – also auch parallel zur Produktion der letzten «Add a Friend»-Folgen. Wir wollen noch in diese Jahr mit den Dreharbeiten zu unserer neuen Serie beginnen. Ich hoffe, dass uns auch andere Sender folgen werden. TNT Serie darf nicht der einzige Pay-TV-Produzent in Sachen Fiction sein. Sky hat ja schon erste Koproduktionen angeschoben – toll wäre es, wenn auch eine eigenproduzierte deutsche Sky-Serie kommt. Grundsätzlich begrüßen wir solche Schritte: Je mehr für das deutsche Pay-TV produziert wird, umso besser. Alle Pay-TV-Sender sitzen letztlich in einem Boot, da wir gemeinsam zum Mehrwert Pay-TV beitragen.

Für den Sommer haben Sie jetzt «The Last Ship» angekündigt, eine Serie, die 18 Monate lang exklusiv im Pay-TV laufen wird. Keine DVDs, keine Free-TV-Ausstrahlung. Das Modell der Zukunft?
Bei großen Event-Serien, bei denen eine lange Pay-TV-Exklusivität besonders wichtig ist, kann dies ein zukunftsweisendes Modell sein, ja. Wie schon bei «Falling Skies» haben wir hier auch in die Produktion mit investiert, waren also von Anfang an mit dabei. Die Serie ist ein TNT Original und über Turner International sind wir Ko-Produzent und verfügen über umfassende Rechte. Uns ist wie auch schon bei «Mob City» wichtig, dass wir über die Exklusivität ein Zeichen setzen. Wir möchten den Menschen sagen, dass es schon seine Gründe hat, warum sie für Pay-TV monatliche Abo-Gebühren zahlen. In diesem Bereich wird also definitiv mehr kommen, das ist die klare Strategie unseres Senders.

Wo Sie gerade «Mob City» ansprechen. Waren Sie da sehr enttäuscht?
Ich hätte mich vor allem für die US-Kollegen gefreut, wenn die Serie aus Quotensicht ein größerer Erfolg gewesen wäre. Es war mutig, das Format kurz vor Weihnachten und noch dazu in Doppelfolgen auszustrahlen. Aber die Serie war gut produziert, ich hatte viel Spaß daran.

Seit Kurzem erweitert auch TNT Glitz bei Sky das Repertoire von Turner Broadcasting System im deutschsprachigen Raum. Der Sender spricht vor allem jüngere Frauen an. Inwiefern ist der Sender eine logische Erweiterung zum ebenfalls ausschließlich fiction-haltigen Programm von TNT Serie?
Schauen wir uns doch mal unsere Dachmarken-Strategie an: Wir haben TNT Film für Filme, TNT Serie für Serien, und jetzt wollen wir mit TNT Glitz ein weibliches Publikum mit einem Mix aus verschiedenen Bereichen ansprechen: Filme, Serien, Dokus, Lifestyle und Eigenproduktionen. Genauso wie unsere beiden schon seit längerem etablierten Sender wird TNT Glitz auch wieder für Verlässlichkeit im Programm und für erstklassiges Entertainment stehen.

Mit dem ohnehin schon etablierten Free-TV-Sender sixx und dem ebenfalls frei empfangbaren TLC von Discovery Networks, das seit Mitte April läuft, muss sich TNT Glitz in der Zielgruppe der Frauen gegen zwei Sender behaupten. Stellen die Programme von sixx und TLC ihrer Meinung nach eine direkte Konkurrenz dar?
Primär schauen wir natürlich auf den Pay-TV-Markt, und da haben wir, bevor wir mit glitz* im Frühjahr 2012 starteten, eine Lücke gesehen. Die Pay-TV-Angebote und demnach auch die Zuschauerschaft ist deutlich männlich geprägt. Das Angebot ist letztlich nicht so ausgewogen wie im Free-TV. Es stimmt allerdings, dass der Zuschauer nur eine begrenzte Zeit vor dem Fernseher verbringt, und somit ist jeder Sender auch Konkurrenz. Ein Sender wie TNT Glitz steht aus meiner Sicht aber für einen Mehrwert gegenüber dem Free-TV, vor allem, wenn man sich das tolle Programmportfolio des Senders ansieht. Und wenn ich TNT Glitz mit sixx vergleiche und zähle, wie viele Serienpremieren wir haben, dann müssen wir uns nicht verstecken.

Der Pay-TV-Markt in Deutschland wächst weiter. Sky hat jüngst gesagt, 2014 könnten es über 400.000 neue Kunden sein. Wann prognostizieren Sie ein Ende des Pay-TV-Wachstums hierzulande?
Gar nicht – zumindest nicht in den nächsten zehn Jahren. Das wird jetzt eine ganze Zeit lang so weiter gehen. Die Pay-TV-Penetration in Deutschland liegt immer noch bei unter 20 Prozent. Es gibt aber eine steigende Digitalitätsrate und die höchste Kundenzufriedenheit im Pay-TV aller Zeiten. Viele analoge Haushalte werden erst noch umstellen und erst dann überhaupt in den Genuss von Pay-TV kommen können. Wichtig ist, dass wir an der Kombination aus guten Inhalten und technischen Innovationen festhalten.

Als lineares Fernsehangebot steht TNT Serie wachsenden Angeboten wie Watchever oder Lovefilm gegenüber, die Serien und Filme auf Abruf anbieten. In den USA sind On-Demand-Dienste längst etabliert und Angebote wie Netflix bieten dem linearen Fernsehen die Stirn. Welches der beiden Konzepte wird sich langfristig durchsetzen?
Es ist richtig, dass diese Angebote auf dem US-Markt für Wirbel gesorgt haben, aber nur parallel zum eigentlichen TV-Abo. Die Pay-TV-Zahlen sind deshalb nicht eingebrochen, nicht bei HBO und auch nicht im Basic-Cable, wo man auch TNT findet.
Hannes Heyelmann über mögliche neue Konkurrenten wie Watchever oder Netflix
Ich sehe da zunächst einmal keine Gefahr. Es ist richtig, dass diese Angebote auf dem US-Markt für Wirbel gesorgt haben, aber nur parallel zum eigentlichen TV-Abo. Die Pay-TV-Zahlen sind deshalb nicht eingebrochen, nicht bei HBO und auch nicht im Basic-Cable, wo man auch TNT findet. Für uns ist es wichtig, eine geschlossene Rechtekette zu haben, also mit SVOD-Rechten und mobil. Es darf keine Entscheidung A oder B stattfinden. Wir haben da große Vorteile, etwa bei unserem Kindersender Cartoon Network oder bei TNT Serie mit unseren TNT Originals.

Unsere letzte Frage, Herr Heyelmann: Haben Sie schon einen Favoriten für den besten US-Serienneustart 2014?
Bisher gefällt mir «True Detective» sehr gut, aber warten wir mal die May-Screenings ab.

Danke für das Gespräch.

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