Eine Weltpremiere
Anders als etwa bei «The Voice of Germany» oder «Got to Dance» kann ProSieben bei «Keep Your Light Shining» nicht auf Erfahrungen aus dem Ausland zurückgreifen: Die Produktion von Tresor TV basiert zwar lose auf einer israelischen Showidee, wurde so aber bislang noch nicht umgesetzt.Ein großer Pluspunkt: Die «Keep Your Light Shining»-Macher scheinen zu wissen, wie simpel die hinter der Sendung stehende Idee ist, und verzichteten daher darauf, die Regeln immer wieder ausgedehnt zu erläutern. Neun Talente stehen auf der Bühne, ein Song wird bestimmt, ab dann müssen sie der Reihe nach singen, jeder für 30 Sekunden. So lange, bis das Lied zu Ende ist. Derweil stimmen die Zuschauer live ab: Bekommt der gerade zu hörende Interpret einen Daumen nach oben oder einen nach unten? In dieser digitalen Gladiatorenarena für Musikanten gilt: Wer nach dem letzten Takt mit dem geringsten Anteil an positiven Stimmen dasteht, fliegt raus. Sieben weitere Runden folgen, der im Finale seinem Konkurrenten vorgezogene Sänger gewinnt den Abend. Ein Konzept, das in der Praxisausführung erstaunlich intuitiv ist – und daher bietet es sich an, auf all zu viel Schnickschnack zu verzichten.
Vor der ersten Abstimmungsrunde durften jedoch die zwei prominenten Musikexperten, begleitet von den neun Kandidaten, ihren jeweils größten Hit anstimmen. Nach den Performances von Alina Süggeler und Ricky Martin ging es aber ohne Umschweife weiter: Moderatorin Annica Hansen führte rasch in die Showidee ein, schon startete die erste Abstimmungsrunde. Welcher der Kandidaten beginnt, wurde vor jeder Runde von Ricky Martin und Alina Süggeler bestimmt, sonst hatten die Promis nicht viel zu melden. Stimmgewalt haben sie gar keine, und aus Sympathie mit den Teilnehmern weigerten sie sich in der Premiere auch, auf Annica Hansens Fragen nach ihren Favoriten zu antworten.
Da zumindest Ricky Martin redlich von der Showidee begeistert wirkte und auch mehrfach ungefragt Lob an die Kandidaten verteilte, darf die Jury gerne Teil der Show bleiben, jedoch wird sie noch ihren richtigen Platz in der Showidee finden müssen. So sympathisch es ist, aus Prinzip jedem Kandidaten das Weiterkommen zu gönnen (erst recht, wenn die Jury ehrlich hinter diesem Urteil steht), irgendeine weitere konkrete Funktion darf sie künftig gerne erfüllen. Und sei es, dass sie neben gelegentlichen Kommentaren auch die Songauswahl von sich gibt.

Die obligatorischen Einspieler über die Showteilnehmer, die ab der zweiten Runde lose verteilt durch den Abend führen, sind stylisch, prägnant und zudem frei von Tränendrüsendrückerei – dieses Element sitzt also. Die offenbar beliebig gewährten Einblicke in die genauen Votingergebnisse (wer landete auf welchem Platz?) wirken in der bisherigen Form dagegen wie Lückenfüller – wenngleich nicht sonderlich störende. Ärgerlicher ist die überreizte Wartezeit zwischen Ende der Finalrunde und Bekanntgabe des Showgewinners – angesichts des sonstigen Tempos von «Keep Your Light Shining» ein unschöner Stilbruch.

Kurzum: Die Technik läuft, das Konzept macht Spaß und stellt den Gesang in den Vordergrund, die inhaltlichen Baustellen sind überschaubar. Sofern die Zuschauer dieses schnelle, interaktive Format auch auf Dauer akzeptieren, darf sich ProSieben als Trendsetter feiern. Gut genug für solch einen Erfolg ist «Keep Your Light Shining» allemal.