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Gisys sorgenvolle Erwartungen lassen sich leicht mit Zahlen belegen: So erreichten die zehn erfolgreichsten Filme während des dritten Wochenendes der WM 2010 zusammengerechnet weniger als 260.000 Besucher. Zum Vergleich: Die aktuelle Nummer eins der deutschen Kinocharts, «X-Men – Zukunft ist Vergangenheit», überbot dieses Ergebnis zum Start im Alleingang. Alles in allem standen, gemessen an den Zuschauerzahlen, während der vergangenen sechs Fußball-Weltmeisterschaften einige der magersten Kinowochen der gesamtdeutschen Geschichte zu Buche – einzig 2002 fielen die Werte gut aus. Der Unterschied: Weil diese WM in Südkorea und Japan stattfand, wurde zumeist vormittags hiesiger Zeit angepfiffen, also außerhalb der üblichen Kinobesuchszeiten. Eine weitere Differenz zwischen der WM 2002 und anderen großen Fußballturnieren: Die Verleiher entließen mit Filmen wie «Spider-Man» (insgesamt 5,70 Millionen Besucher), «40 Tage und 40 Nächte» (2,46 Millionen Zuschauer) oder auch dem DreamWorks-Zeichentrickfilm «Spirit – Der wilde Mustang» (1,54 Millionen Trickfans) trotz des Sportevents mehrere Publikumsmagneten in die Lichtspielhäuser. 2010 zum Beispiel fielen die größten Hits während der WM mit «Hanni & Nanni» (0,87 Mio. Besucher) und «Predators» (0,49 Millionen Interessenten) deutlich dürftiger aus.
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Kurzum: Wenn in den Kinos mal ein zuschauerträchtiger Film startet, obwohl ein großes Fußballturnier stattfindet, finden die Kinobegeisterten auch den Weg in die Lichtspielhäuser. Und dennoch kneifen alle zwei Jahre wieder die Verleiher und stapeln mögliche Blockbuster in den Wochen direkt vor und nach der WM respektive EM. So auch dieses Jahr: Bereits am 29. Mai, also zwei Wochen vor Turnierbeginn, laufen mit «A Million Ways to Die in the West», «Edge of Tomorrow» und «Maleficent» drei große, sich gegenseitig beim Zuschauerfang behindernde Produktionen an, obwohl in den Folgewochen massig Platz in den deutschen Kinos ist. Denn schon am 5. Juni laufen nur noch kleinere Projekte an, der nächste aufwändige Massenstart ist dann wenige Tage nach der WM «Transformers – Ära des Untergangs».
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Die Filme der "20 Jahre Arthaus"-Programmreihe
«Down By Law»,«Night On Earth»,
«Der Prozes»,
«Das Fest»,
«Der Elefantenmensch»,
«The Doors»,
«Trafic – Tati im Stoßverkehr»,
«Angst essen Seele auf»,
«Das siebente Siegel»,
«Out Of Rosenheim»,
«Fitzcarraldo»,
«Außer Atem»,
«Apocalypse Now Redux»,
«Die große Illusion»,
«Die Reifeprüfung»,
«Die durch die Hölle gehen»,
«Wenn die Gondeln Trauer tragen»,
«Der englische Patient»,
«Das Piano» und
«Die Blechtrommel – Director’s Cut»
Rodolphe Buet, CEO von Studiocanal in Deutschland merkt in diesem Zusammenhang an: „Gerade junge Leute sollen entdecken, dass es eine Filmgeschichte gibt und dass die großen Filme dieser Geschichte zeitlos und überhaupt nicht altmodisch sind.“ Tatsächlich ist diese Taktik bewährt: Bis in die 80er waren Wiederaufführungen beliebter Produktionen während der Sommermonate, gerade wenn König Fußball das Fernsehprogramm dominierte, in deutschen Kinos Usus. Trotzdem zeigt ein Blick auf die raren Ausnahmen der vergangenen Jahre, wenn trotz eines Fußballevents in Deutschland ein potentieller Publikumsrenner startete, sowie ein Vergleich mit unserem Nachbarn Frankreich, dass selbst neue Produktionen nicht floppen müssen, wenn das runde Leder rollt. Für 2016 dürfen sich die Verleiher also vornehmen, den Filmfans und Kinobetreibern ein Geschenk zu machen und auch in den EM-Wochen vereinzelte Blockbuster-Produktionen rausbringen.