Cast und Crew der 1. Staffel
Vor der Kamera:Harald Krassnitzer («Tatort - Wien») als Paul Kemp
Katja Weitzenböck («Engel der Gerechtigkeit») als Ella Kemp
Erika Mottl («Die Lottosieger») als Franziska Kemp
Michou Friesz («Die Gipfelzipfler») als Brigitte Mitlehner
Hinter der Kamera:
Produktion: Dor Film Produktionsgesellschaft mbH
Drehbuch: Uli Brée und Klaus Pieber
Regie: Harald Sicheritz, Sabine Derflinger und Wolfgang Murnberger
Kamera: Markus Selikovsky und Carsten Thiele
Produzenten: Danny Krausz und Kurt Stocker
Insofern ist die Wahl der Besetzung der stereotypen Ella nur folgerichtig gewesen: Katja Weitzenböck ist schließlich eher für das Deklarieren als das Spielen bekannt. Durch ihre ZDF-Reihe «Engel der Gerechtigkeit» marschiert sie mit einem permanenten Betroffenheitsblick, der Konzept zu sein scheint, aus dem vierteiligen Schnulzenepos «Wilde Wellen» sind einem noch die penetranten, überstilisierten Close-Ups in Erinnerung, in denen sie pathetische Klischees in die Küstenlandschaft schreien musste.
Auch «Paul Kemp» will es lieber plump als unaufdringlich, lieber altbacken als innovativ, stößt seine Zuschauer lieber mit der Nase auf Parallelen zwischen den Handlungs- und Themenebenen, anstatt sie angenehm unauffällig miteinander zu verweben.
Die Dialoge laufen dann nach dem Schema „Was hätt' ich denn machen sollen?“ - „Die Wahrheit sagen!“ ab. Als Kritiker spult man an solchen Stellen noch einmal zurück, weil man nicht glauben kann, dass im Fernsehen heute tatsächlich noch so gesprochen wird. Wird es aber. Bei «Paul Kemp». Alles kein Problem für die ARD.
Die österreichische Lässigkeit, die in den meisten im Ersten laufenden Serien aus dem Land der Berge als konzeptueller Grundpfeiler herhalten muss, und Harald Krassnitzers Bemühungen um Anklänge an Vielschichtigkeit können da kaum noch etwas retten. Denn auch der nettere Plot um Paul Kemps Fall der Woche fühlt sich so an, als würde er einem mit dem Holzhammer über den Schädel gebraten werden:
Durch Zufall gerät Kemp an einen Anästhesisten, der am Rande des Nervenzusammenbruchs steht: Der Mann führt seit Jahren ein Doppelleben, hat zwei Kinder mit zwei Lebenspartnerinnen, die nichts voneinander wissen. Mittlerweile schlaucht ihn diese Doppelbelastung so sehr, dass er auch im OP völlig neben der Spur ist. Verständlich. Kemp soll in diesem degenerierten Lebenszustand nun bitte einmal gründlich aufräumen, damit der Anästhesist beim nächsten Eingriff nicht wieder dem Sekundenschlaf nahe kommt. Gesagt, getan, geschafft. Alles kein Problem.
Was dramaturgisch mit dieser überstilisierten Geschichte erreicht werden soll, ist klar: Eigentlich, so will man sich das zumindest hindrehen, führt ja auch Paul Kemp ein Doppelleben: Schließlich ist er nicht nur mit seiner feschen Ella, sondern auch mit seiner Arbeit verheiratet, wie ihm seine pathetische Frau ja vordeklariert. Und das ist ja irgendwie dasselbe wie ein Bigamist, der zwei Familien führt. Klar, oder?
Natürlich ist diese forcierte Parallelisierung der Handlungsebenen fadenscheinig und dümmlich. Doch das scheint hier nicht als Defizit wahrgenommen zu werden, sondern als Versuch, emotional zu erzählen. Dass dieser Versuch phänomenal scheitert, macht «Paul Kemp» leider zu einem Riesenproblem.
Das Erste zeigt die erste von dreizehn Folgen von «Paul Kemp» am Dienstag, den 10. Juni um 20.15 Uhr.