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Die «akte»-Krise

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Ausgelöst durch unsauberes journalistisches Arbeiten bei «Lange Undercover» ist META Productions gewaltig unter Druck geraten. Sogar ein Aussetzen der Ausstrahlung der Traditionssendung «Akte» war kurzzeitig nicht ausgeschlossen. Der scharfe Umgang von Sat.1 mit dem Magazin dürfte aber auch etwas mit der allgemeinen Entwicklung dessen zu tun haben.

Und Daniel Lange?

Als Kopf der Sat.1-Sendung muss der langjährige «akte»-Reporter für den Skandal nun auch diesen hinhalten. Inzwischen sei das Arbeitsverhältnis zwischen META und Lange beendet wurden, bestätigte Ulrich Meyer am Wochenende. Das wirft ein kleines Fragezeichen auf: Unserer Redaktion liegen Infos vor, wonach dieses Gespräch schon Mitte vergangener Woche geführt wurde - also bevor große Portale wie Quotenmeter.de über die Missstände berichteten. Am Donnerstag aber noch dementierte META-Chef Ollie Weiberg dies. Drei Tage später folgt die Bestätigung. Weitere Konsequenzen bei der META soll es Quotenmeter.de-Infos zufolge erst einmal nicht geben.
Einige nennen es „TV-Fälscher“, andere „unsauberes journalistisches Arbeiten“. Ein kleiner TV-Skandal, ist das, was um das Sat.1-Format «Lange Undercover» in der vergangenen Woche passiert ist, auf jeden Fall. Das investigative Reporterformat, das vorzeitig vom Schirm genommen werden musste, kommt von der zu Endemol gehörenden Firma META Productions, jenem Unternehmen, dass seit fast 20 Jahren Woche für Woche auch das Magazin «akte» in die deutschen Wohnzimmer bringt. Und genau deshalb wird in Boulevard-Medien nun auch Ulrich Meyer, einstiger Sat.1-Nachrichtenanchor und eines der treusten Sendergesichter in diesen Fall hineingezogen.

In einem in der BamS erschienen Artikel wehrt sich Meyer inzwischen massiv gegen die Vorwürfe, auch in seiner «akte»-Redaktion würde unsauber gearbeitet werden: „Ich habe immer gesagt, dass unsere Glaubwürdigkeit beim Zuschauer und beim Sender unser höchstes Gut ist. Deshalb sorge ich durch intensive Betreuung speziell der 'Akte' seit Anbeginn der Sendereihe persönlich für saubere und vertrauenswürdige Arbeit unserer Journalisten." Wirklich überzeugt davon war der Heimatsender der «akte» davon jedoch nicht mehr, ließ sich via Eidesstattlicher Versicherung erklären, dass mit der gebotenen journalistischen Sorgfaltspflicht gearbeitet würde.

Genau das aber ist im Fall von «Lange Undercover» nicht passiert – und es gibt einige, die meinen, es könne nicht nur alleine Reporter Lange die Schuld in die Schuhe geschoben werden. Den öffentlichen Sündenbock nennt Meyer „mutig und ausdauernd.“ Dass Uli Meyer plötzlich derart in den Fokus gerückt ist, mag vielleicht schlecht für dessen Reputation sein, hat seiner «akte» wohl aber geholfen – er immerhin steht für diese fast 20-jährige Tradition. Und dennoch war bei seinem Format früher auch einiges besser. Wenn Sat.1 die «akte» öffentlich zumindest anzählt, dann kommt das nicht von ungefähr.

Schon vor Jahren beklagte sich Meyer über immer weiter zurückgehende Budgets, in folge derer ganz aufwändige Recherchen wie noch vor zehn oder 15 Jahren gar nicht mehr möglich wären. Stattdessen hat die «akte» jüngst gleich mehrere Wandel erlebt. Zunächst als „Reporter kämpfen für Sie“-Format, später als teilweise belangloses Magazin, das Gartengeräte testet. Das haben auch die Zuschauer gemerkt – längst ist die Meyer-Sendung nicht mehr das Zugpferd von früher.

2009 kam man am Dienstagabend auf durchschnittlich 11,7 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen, erreichte in der Spitze Quoten von mehr als 15 Prozent. 2010 schloss man sogar mit zwölf Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen ab – kam an ganz besonderen Abenden auf mehr als 20 Prozent, knackte aber auch mehrfach die 16-Prozent-Marke. 2011 dann mehrten sich schon die Ausstrahlungen, bei denen nur eine Zahl vor dem Komma stand – im Jahresdurchschnitt kam die Sendung von META Productions aber immerhin noch auf 11,1 Prozent. In die Bredouille kam Meyer eigentlich ab 2012, zeitgleich mit der eintretenden Sat.1-Krise. Vor zwei Jahren erreichte eine «akte» plötzlich nur noch zehn Prozent im Schnitt.

2013 sanken die Quoten munter weiter; auf nur noch etwas mehr als neun Prozent beim Publikum zwischen 14 und 49 Jahren. Die erfolgreichste Ausgabe kam auf etwas mehr als zwölf Prozent – 30 der insgesamt 46 Ausgaben lagen unter der 10-Prozent-Marke. In diesem Jahr nun schickt man sich an, eventuell eine minimale Trendwende einzuläuten – die Quoten liegen derzeit bei 9,3 Prozent und somit immerhin etwas über den zuletzt gemessenen Werten.

Bis zum «Lange»-Skandal gab es an dem Magazin von Senderseite aus nichts zu rütteln – wann immer Quotenmeter.de die Zukunft der Sendung kritisch hinterfragte, stellte sich Sat.1 ohne Wenn und Aber hinter das Format – vielleicht auch im Bewusstsein, dass sich die Situation am Dienstag geändert hat. Längst zeigt der Bällchensender im Vorfeld nicht mehr die Vielzahl an eigenproduzierten Filmen, sondern in aller Regelmäßigkeit Wiederholungen oder deutsche Kinoware.

Am Ende wird aber selbst für ein Tradtionsformat wie die «akte» die Quote zählen. Läge diese dauerhaft im roten Bereich, dann würden auch hier irgendwann die gängigen Mechanismen des TV-Geschäfts greifen. Um das zu verhindern, sollte das Thema Relevanz bei der «akte» künftig nicht mehr die Aufgabe von ausgelagerten Formaten wie «Lange Undercover» sein – oder anders gesagt: Gartengeräte-Tests haben in der «akte» eigentlich nichts zu suchen.

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