Zu WGN America
- Launch: Oktober 1978
- Standort: Chicago, Illinois / New York City
- Slogan: "Chicago's very own"
- ging aus The WB (1995-1999) nach zuvor 17 unabhängigen Jahren hervor
- Besitzer: Tribune Broadcasting
- Original-Serien: «Salem» (2014), «Manhattan» (ab Juli 2014) & «Ten Commandments» (ab 2015)
- Eingekaufte Serien (Auswahl): «How I Met Your Mother», «Bones», «Law and Order», «It's Always Sunny in Philadelphia», «Futurama» u.v.m.
Gleich zum Start des Formats, das WGN America ab dem 20. April jeweils sonntags ab 22 Uhr ausstrahlte, schalteten fantastische 1,5 Millionen Zuschauer ein. Zur gleichen Zeit verzeichnete das etablierte HBO nach einem überragenden «Game of Thrones»-Lead-In mit «Silicon Valley» beispielsweise eine Zuschauerzahl von 1,62 Millionen und auch Lifetimes etabliertes «Devious Maids» lag nur knapp über «Salem». Um den Erfolg des «Salem»-Debüts einordnen zu können: Nur 62 Prozent der US-Haushalte empfangen WGN America und mit der außergewöhnlich hohen Gesamtzuschauerzahl sowie den 647.000 Interessierten aus der Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen, lag «Salem» bei den werberelevanten Fernsehenden 635 Prozent über dem Saisonschnitt des kleinen Senders. Gleichzeitig stellte die Serienpremiere das beliebteste Programm des Senders seit dem Jahr 2007 dar.
Dass die Show nach der Anfangsneugier dieses Niveau halten kann, hatte wohl niemand erwartet. Dennoch entschieden sich auch am 27. April noch 0,77 Millionen Zuschauer für die Geschichten um die Hexen – ein Wert, der noch immer weit über der WGN America-Norm lag. Dennoch bedeutete dies, dass das Format seine Zuschauerzahl bereits in Woche zwei halbierte. Vor allem die starken Ausstrahlungen bei HBO sowie «Law & Order: SVU» beim USA Network machten der ersten Drama-Serie von WGN America einen Strich durch die Rechnung. Ein kleinerer Schock folgte für den Kabelsender in der Folgewoche: Nur noch 0,44 Millionen Zuschauer und damit fast nur noch ein Viertel der Interessierten der Serienpremiere verfolgten «Salem» am 4. Mai. Dieser Wert stellte nicht einmal mehr das Doppelte des Sender-Mittelwerts dar, wodurch das erste Mal die Frage aufkam, ob eine Eigenproduktion für WGN America in diesem Ausmaß auch tatsächlich Sinn macht. Immerhin ist der Sender ein kleiner Fisch im Teich der großen Kabelanbieter und betrieb für die Produktion von «Salem» auch einen ungeheuren Aufwand. Werte, die weit über dem Senderschnitt liegen, sind daher Voraussetzung und auch bei vielen Kritikern gab es bereits Zweifel bezüglich der Qualität des Formats.
Am 11. Mai gab die Zuschauerzahl weiter ab. 320.000 Zuschauer bedeuteten nur eine kleine Differenz zu den Werten, die WGN America sonst mit eingekauften Sendungen generiert. Weiter bergab ging es für «Salem» jedoch nicht, denn eine Woche darauf standen schon wieder 500.000 Interessierte zu Buche, die den Verantwortlichen Hoffnung auf einen erneuten Aufschwung des Formats machten. Immerhin hielt «Salem» dieses Niveau von Ende Mai bis zur aktuellen achten Episode – alle Zuschauerzahlen bewegten sich zwischen 500.000 und 600.000 Interessierten. Fünf Episoden verbleiben, die noch ein gehöriges Risiko für WGN America bergen.
Durch die riskanten Vorstöße in Sachen Eigenproduktionen befindet sich der Kabelsender nämlich nun am Scheideweg: Sollten die verbleibenden Episoden sich noch einmal verschlechtern, könnte das den Senderverantwortlichen noch einmal Sorgenfalten ins Gesicht treiben, denn trotz den guten Anfangswochen hechelt «Salem» den Erwartungen in Bezug auf die vergangenen Episoden noch immer hinterher. Dabei hat WGN America bereits Anfang Mai eine zweite Staffel geordert und damit wohl etwas vorschnell gehandelt. Eine eigene Drama-Serie ist schließlich eine große Sache für einen kleinen Sender vom Format eines WGN America und das Geld, das der Sender für die Produktion in die Hand nehmen muss, ist in diesem Gefilde alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Dennoch beschreitet WGN America weiter den Weg aggressiver Expansion: Mit «Manhattan», das im Juli 2014 debütiert, und «Ten Commandments» folgen weitere WGN-Originalserien, mit denen der Sender viel Risiko eingeht. Zweifelsohne muss die Qualität dieser Produktionen besser werden – schon die zweite Staffel «Salem» kann zu einem Gradmesser für den Sender avancieren, nachdem der erste Durchlauf auf Kritikerseite wenig Anklang fand.