Die Kino-Kritiker

«About Last Night»

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Eine Flut an Black-Comedies sucht derzeit die internationalen Kinosäle heim. Auch Steve Pink springt auf diesen erfolgversprechenden Zug auf und kreiert mit «About Last Night» ein unspektakuläres Liebes-Wirrwarr, das vergeblich nach seiner Daseinsberechtigung sucht.

Filmfacts «About Last Night»

  • Kinostart: 19.06.14
  • Genre: Komödie/Romanze
  • FSK: 12
  • Laufzeit: 100 Min.
  • Kamera: Michael Barrett
  • Musik: Marcus Miller
  • Autor: Leslye Headland
  • Regie: Steve Pink
  • Darsteller: Kevin Hart, Michael Ealy, Regina Hall, Joy Bryan, Christopher McDonald
  • OT: About Last Night (USA 2014)
Mit seiner Kuppel-Komödie «About Last Night» springt «Hot Tub»-Regisseur Steve Pink auf einen Zug auf, der anderswo bereits als “neuer Blacksploitation-Boom” gefeiert wird. Und es stimmt: In jüngster Vergangenheit drängten mit «Ride Along», «Denk wie ein Mann» oder «Liebe im Gepäck» verstärkt Filme mit durchgehend afro-amerikanischen Darstellern ins Kino, die sich in Übersee vornehmlich an ebenjenes Publikum richten. Ein schöner Trend, der sich abseits des Hollywood’schen Pre- und Sequel-Wahns gern weiter verbreiten darf. Und das, obwohl die bislang auf die große Leinwand gebrachten Stoffe nicht unbedingt zu den einfallsreichsten ihrer Art gehören. Mit «Ride Along» schaffte es eine halbgare Mischung aus «Bad Boys» und «Beverly Hills Cop» in die internationalen Lichtspielhäuser, «Liebe im Gepäck» und «Denk wie ein Mann» funktionierten als klassische romantische Komödien. «About Last Night» gelingt es im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht, den mangelnden Einfallsreichtum durch eine große Portion Charme auszugleichen. Die Story über zwei beste Freunde, die unabhängig voneinander Frauen daten und sich somit vom ewigen Single-Dasein loslösen, ist so frei von Überraschungen, dass der Sehgenuss jäh getrübt wird. Da kann auch das punktgenaue Casting und die seit eh und je toll eingefangene Kulisse Los Angeles nichts dran ändern.

Es gibt One-Night-Stands und es gibt Langzeitbeziehungen. Beide haben ihren Platz beim modernen Dating, aber kann das erste zum letzten werden? Kann die Hitze des Augenblicks zur ewig brennenden Flamme werden? Das ist eine immer währende Frage, die zu weiteren führt: Ist es wichtig, wer zuerst “Ich liebe dich” sagt? Wie lange sollten Paare warten bis sie zusammen ziehen? Wann sollten die besten Freunde involviert werden und wie reagieren sie? Vier Singles aus L.A. sammeln Erfahrungen mit den heutigen Dating-Gepflogenheiten. Danny (Michael Ealy) begleitet seinen besten Freund Bernie (Kevin Hart) beim Frauenaufreißen und trifft dort auf die hübsche, kluge Debbie (Joy Bryant), die genauso beziehungsscheu ist wie er. Die Chemie zwischen den beiden stimmt sofort und sie verbringen die Nacht miteinander und die nächste Nacht und die folgende Nacht… Schließlich wagen die beiden den Versuch den Alltag als Paar zu bewältigen. Dabei müssen die frisch verliebten lernen, dass sie trotz ihrer guten Vorsätze und ihrer Gefühle füreinander in den Alltagstrott und Beziehungsstreitereien verfallen.

Die Hollywood-Komödie mit romantischem Einschlag – neudeutsch: RomCom – läuft seit jeher nach einem durchkalkulierten Schema ab. Zwei recht unterschiedliche Menschen (meist Mann und Frau) treffen aufeinander, kabbeln sich, entdecken ihre Gefühle füreinander, durchlaufen erst mehrere Hochs, dann ein intensives Tief um kurz vor dem Abspann doch endlich zusammenzufinden. Dieses Prinzip funktioniert bei Matthias Schweighöfer ebenso wie bei Adam Sandler; auf die Feinheiten kommt es an. Judd Apatow garniert seine Alltags-Comedies regelmäßig mit einer gehörigen Portion Ernsthaftigkeit, Sandler hat sich auf Blödelhumor spezialisiert (auch wenn «Urlaubsreif» ein Beispiel dafür ist, dass Ausnahmen die Regel bestätigen) und Til Schweiger hat mit seiner Tochter Emma die Geheimwaffe gefunden, um das deutsche Publikum scharenweise in die Kinos zu locken. Autor, Regisseur und Produzent Steve Pink scheint sich noch nicht ganz sicher zu sein, welche Spezialität er zu seinem Markenzeichen machen möchte. Nach dem kuriosen Kultfilmanwärter «Hot Tub – Der Whirlpool ist ‘ne verdammte Zeitmaschine» und seine Arbeit am Klassiker “High Fidelity” ist eine Tendenz nur schwer zu erkennen. Sein neustes Werk «About Last Night», das auf dem Theaterstück “Sexual Perversity in Chicago” basiert und für das Pink ausschließlich auf dem Regiestuhl platznahm, macht es einem nicht leichter, den Filmemacher einzuordnen. Spannungsarm und vorhersehbar manövriert sich der Cast aus Kevin Hart («Ride Along»), Michael Ealy («Denk wie ein Mann»), Regina Hall («Scary Movie 1-4») und «Parenthood»-Star Joy Bryant durch eine Geschichte, deren Ausgang noch während des Vorspannes meilenweit gegen den Wind zu riechen ist. Dabei macht «About Last Night» diesen Umstand nicht etwa durch schmissige Gags oder eine dynamische Erzählweise wieder wett: Das Skript von Leslye Headland, deren Debüt «Die Hochzeit meiner dicksten Freundin» einen äußerst einfallsreichen Vertreter seines Genres darstellte, zieht sich nicht nur bedauerlich in die Länge, sondern verärgert fast schon aufgrund seiner Ideenlosigkeit.

Dem Cast lässt sich diese Tatsache nur selten vorwerfen. Vor allem Regina Hall und Kevin Hart schmeißen sich ihre gegenseitigen Vorwürfe so schön hysterisch an den Kopf, dass derartige Szenerien offenbaren, dass vor allem in den Dialogen viel mehr Potenzial steckt, als der Film es über den Großteil der Laufzeit andeutet. Stattdessen lässt Steve Pink viel lieber seinen Kameramann Michael Barrett («A Million Ways to Die in the West») sich an der Kulisse LAs ergötzen, die einmal mehr zum Dreh- und Angelpunkt einer romantischen Lovestory wird. Ohne Hollywood generell zu wenig Einfallsreichtum vorwerfen zu wollen, erweist sich die ewig gleiche Kulisse einer hippen Großstadt langsam aber sicher als langweilig. Auch hierzulande weiß man mittlerweile, dass die schönsten Singles in den angesagtesten Metropolen leben, die vor allem bei Nacht einen unerreichten Charme versprühen. Zuletzt gesehen in «Für immer Single» und demnächst zu erwarten in «Mädelsabend». Mit diesem durchkalkulierten Filmdesign, das immerhin mit einigen gezeichneten Spielereien als Szenenübergang aufwarten kann, geht auch die musikalische Untermalung einher. Marcus Miller («Denk wie ein Mann») bedient sich frei an allerhand lapidaren Popsongs und lässt «About Last Night» somit mehr als einmal in reinen Kitsch abdriften.

Abseits des tollen Ensembles hat die Komödie lediglich einige Sketch-artig in die Handlung eingebettete Szenerien zu bieten, die zum Großteil leider bereits in diversen Trailern zu sehen sind. Doch auch hier macht sich alsbald ein fader Beigeschmack bemerkbar: Wenn Kevin Harts Figur die von Liebeskummer geplagte Debbie darauf hinweist, keinesfalls das von seiner Freundin zubereitete Abendessen herunterzuschlucken und ihr schließlich eine Plastiktüte reicht, ist dies in dem Moment lustig, hat jedoch keinerlei Auswirkungen oder gar Konsequenzen auf die Folgehandlung. So bietet das Skript von «About Last Night» die perfekten Voraussetzungen für einen Episodenfilm oder gar eine Sketch-Comedy. Als eineinhalbstündige Pärchen-Odyssee ist der Film jedoch selbst für Frisch verliebte nur schwer zu ertragen.

Fazit: Wenig komisch und überinszeniert: «About Last Night» ist ein RomCom-Vertreter ohne Seele, dem nicht einmal seine engagierten Darsteller Leben einzuhauchen vermögen.

«About Last Night» ist ab dem 19. Juni bundesweit in den Kinos zu sehen.

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