Sonntagsfragen

Jorge González: „Die Leute wollen keinen traurigen Jorge“

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Sonntagsfragen: Deutschlands bekanntester Catwalk-Trainer Jorge González spricht bei uns über sein neues Coaching-Projekt, seine scheinbar immer gute Laune und den gesellschaftlichen Druck nach Perfektion…

Zur Person: Jorge González

Catwalk-Trainer, Model, Coach – und Uni-Diplom der Nuklearökologie: Jorge González begann als Laufsteg-Trainer bei «Germany´s Next Topmodel» und war zuletzt wieder in der «Let´s Dance»-Jury. Auch ohne Kameras können Damen für 180 € sechs Coaching-Einheiten bei ihm in Hamburg buchen.
Jorge González, beim neuen Coaching-Projekt mit VOX soll jetzt jede Frau Tipps von Ihnen bekommen können – nicht nur «Topmodel»-Anwärterinnen…
Meine Schule, die «Chicas Walk Academy», gibt es jetzt seit Januar in Hamburg. Die ist also nicht erst für die Coaching-Doku bei VOX entstanden. In der Academy melden sich Chicas an, um in den Kursen verschiedene Ziele zu erreichen. Das kann eine Verbesserung des Gangs oder der Haltung sein. Das bedeutet äußerlich, aber auch innerlich. Gemäß meinem Motto: Wie Du gehst, so gehst Du auch durchs Leben. In unserer «Chicas Walk Academy» haben wir drei Coaches, die mir dabei helfen. Wir machen da zum Beispiel auch Selbstverteidigungsübungen, was immer sehr gut ankommt. Zudem sprechen wir beispielsweise über aktuelle Mode-Trends und das perfekte Styling für jede Frau.

VOX zeigt die Coaching-Doku «Chicas Walk Academy by Jorge González» ab dem 24. Juni wöchentlich um 20.15 Uhr. Gute Werbung also für Ihre Hamburger Akademie…
(lacht) VOX hat davon gehört und hat gesagt, dass sie es dokumentieren wollen. Die Kameras haben mich über sechs Wochen begleitet, weil ich die Frauen in meinem Coaching immer genauso lang begleitete. Ich habe da eine Oase von Kosmopoliten-Frauen, die wir trainieren. Von jung bis alt, dick und dünn. Das ist also kein Fake in der Sendung, sondern alles echt, was da in meiner Academy passiert – auch, wenn sonst keine Kameras da sind. Ich habe nach diesem Interview zum Beispiel heute wieder Training.

Sie waren Laufsteg-Trainer bei «Germany's Next Topmodel», wo das Aussehen eine große Rolle spielt. Nun geht es aber wieder verstärkt auch um innere Werte wie Selbstbewusstsein?
Ja, aber das ist genau der Unterschied. Ich mache keine Castingshow. Ich sage niemandem, Du musst noch hübscher sein! Ich sage keinem, Du musst Dich zu einem bestimmten Typ verändern! In die «Chicas Walk Academy» kommen Chicas, weil sie gemeinsam mit mir ihr Ziel erreichen wollen. Models müssen dagegen hübsch sein, weil es deren Job ist. Sie bekommen dafür Geld und gehen anschließend wieder nach Hause. Das ist genau wie bei Sängern, die musikalisches Talent haben müssen. Zu mir kommen aber Leute, die mit mir gemeinsam eine neue Facette von sich entdecken wollen. In meinem Heimatland Kuba ist es für jede Frau ganz normal, ihre weibliche Seite in der Öffentlichkeit zu zeigen. Denn jede Frau kann weiblich sein. Wenn sie mal Lust auf High-Heels und Minirock hat – kein Problem! Hier in Deutschland trauen sich das einige mehr als andere. Aber die, die das lernen wollen, können zu mir kommen, damit ich ihnen dabei helfe. Aber ich will sie nicht zu einer anderen Person machen oder irgendwie verstellen. Ich sage jedem: Du bist gut so wie Du bist! Du musst nicht immer aussehen wie ein Model. Ich selbst sehe auch nicht wie Brad Pitt aus. Aber ich habe versucht, das Beste aus mir zu machen.

Tragen aber «Topmodel»-Sendungen nicht auch dazu bei, dass sich der Druck nach Perfektion oder eben persönliche Zweifel besonders bei jungen Mädchen verstärkt?
Ich, Du, wir alle achten zuerst auf das Aussehen! Wenn man eine schöne Frau sieht, sagen doch auch alle zuerst: Wow, heißes Gerät! (lacht) Aber das ist wirklich ein Gesellschaftsproblem, was wir haben. Neulich im Hotel habe ich zum Beispiel eine Familie mit Kindern beobachtet. Die kleinen Kinder riefen die ganze Zeit: Mama, Mama! Und die Eltern sagen dann immer sofort: Nicht so laut! Oder auch: Lache nicht so viel! – Das ist aber nicht gut, wenn Du als Kind immer nur hörst: Lache nicht so viel! Sei unauffällig und leise! - Die ganzen Emotionen werden unterdrückt, weil das angeblich alles falsch ist. Wir haben ein gesellschaftliches Problem, dass die Leute nicht auffallen wollen oder dürfen. Du musst wie ein Geist sein – bloß nicht auffallen! Und keine High-Heels tragen, sonst denken die Leute womöglich noch, Du arbeitest auf der Hamburger Reeperbahn!

Aber warum denken die Leute hier so? Das ist doch alles Quatsch! Ich komme aus Kuba, da ist das ganz anders. Die Frauen zeigen ganz selbstverständlich ihre Kurven und ihre feminine Seite. Das ist ein ganz anderes Selbstbewusstsein. Da geht es um die innere Einstellung. Wenn Du willst, kannst Du Deine ganzen Facetten nach außen zeigen. Du musst nur wissen, was Du kannst. Zu mir ist eine über Dreißigjährige Chica in die Academy gekommen, die bisher nie Kleider getragen hat und sich nie schminkte, weil sie zu schüchtern war und man ihr zu Hause immer sagte, als Sportlerin solle sie lieber unauffällig bleiben. Ich dachte zuerst, das wäre versteckte Kamera oder so! (lacht)

Können solche Coaching-Formate denn solche Botschaften an die Zuschauer übermitteln oder Hilfestellungen für zu Hause geben?
Ja, die Zuschauer können die Tricks, die wir anwenden, auch direkt umsetzten. Sie sollen sagen: Ja, der hat Recht! Los, wir trainieren gleich richtige Körperhaltung und haben viel Spaß dabei!

In der Öffentlichkeit gelten Sie meist als der Catwalk-Trainer mit der markanten Aussprache und der immer guten Laune – so auch heute. Woher nehmen Sie diese gute Laune?
(lacht) Ich bin ein optimistischer Mensch. Ich habe jahrelang meine Mutter in Kuba gepflegt, die an Krebs gestorben ist. Aber meine Eltern haben immer gesagt: Seine Energie für Traurigkeit zu verlieren, bringt nichts. Man darf nie vergessen, wir könnten hier eigentlich alle glücklich sein. Denn da draußen, ein paar Meter weiter, passieren die wirklich schrecklichen Sachen. Ich glaube, jeder kann sein Leben positiver sehen. Ich gehe so auch raus, um andere mit zu motivieren. Die Leute wollen keinen traurigen Jorge, der immer nur sagt: Oh, mir tut das und das so weh! – Die Leute wollen das von mir nicht sehen. Ich mache meine Selbsttherapie zu Hause. Ich gehe raus, um zu Lachen. Das ist das Schönste, was es gibt und dann wollen die Leute auch mit Dir zusammen sein.

Haben Sie neben Ihrer Akademie und der VOX-Doku denn auch wieder Zeit für „Let´s Dance“ oder für ein Engagement bei Heidi Klum?
Das ist noch lange hin. Das erzähle ich dann beim nächsten Mal… (lacht)

Die nächsten Wochen ist Deutschland im WM-Fieber: Wer wird Weltmeister?
Deutschland muss echt Gas geben! Ich hoffe, dass Deutschland gewinnt.

Ihr Heimatland Kuba spielt ja leider nicht mit…
(lacht) Nein, leider nicht! Die sind nicht so gut im Fußball. Kuba ist sportlich in der Welt eher bekannt für seine Boxer. Im Baseball sind die auch gut. Aber im Fußball sind wir leider ganz schlecht! (lacht)

Vielen Dank für das Gespräch, Jorge Gonzàlez.


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