Die WM 2010 in Südafrika:
Das Selbstbewusstsein bei Staatsbürgern und Mannschaft war nach zwei erfolgreichen Turnieren und aufgrund einer beispiellosen Zahl an jungen Talenten groß, die Sehnsucht nach einem großen internationalen Titel nach 14 Jahren wuchs - und das Auftaktspiel gegen Australien (4:0, 20:30 Uhr) gab allen Anlass zur Hoffnung. Daheim schauten im Schnitt 27,91 Millionen Menschen zu, mit 74,4 Prozent war die Live-Übertragung beim Gesamtpublikum deutlich weniger erfolgreich als bei den Jüngeren, wo 79,9 Prozent möglich waren. Die 0:1-Niederlage gegen Serbien sahen um 13:30 Uhr bereits über 22 Millionen, was aufgrund der miesen Sendezeit für tolle 84,8 und 87,2 Prozent reichte. Gegen Ghana sahen dann am Abend 29,19 Millionen zu, rund 80 Prozent in beiden wichtigen Altersgruppen verfolgten den mühsamen 1:0-Erfolg.
Zu Beginn der KO-Phase rief das Nationalteam zum gepflegten Scheibenschießen gegen England (Achtelfinale, 4:1) und Argentinien (Viertelfinale, 4:0) auf, was sich die Nation natürlich nicht entgehen lassen wollte: Jeweils um 16 Uhr sahen beide Spiele knapp 26 Millionen, mit 87,2 und 89,2 Prozent erzielte man neue Rekordwerte, die Partie gegen die Südamerikaner überbot mit 90,4 Prozent bei 10,78 Millionen jungen Zuschauern sogar erstmals überhaupt in der Geschichte der Quotenmessung - sofern uns die Daten vorliegen - die Marke von 90 Prozent. Und einen weiteren Rekord markierte dann das wieder einmal enttäuschende Spiel gegen die letztlich siegreichen Spanier: Um 20:30 Uhr sahen 31,10 Millionen die 0:1-Niederlage, nie zuvor schaffte es ein komplettes Spiel im Durchschnitt auf mehr als 30 Millionen Fernsehende. Auch bei den 14- bis 49-Jährigen wurden unschlagbare 13,97 Millionen erreicht. Die Marktanteile waren mit 83,2 bzw. 86,1 Prozent zwar ebenfalls grandios, allerdings nicht unerreichbar. Mit dem sportlich letztlich eher bedeutungslosen 3:2-Triumph über Uruguay im Spiel um den Bronzerang kamen wenige Tage später zur selben Ausstrahlungszeit immerhin noch 77,3 und 78,4 Prozent bei 23,62 Millionen zustande.
Die EM 2012 in Polen und der Ukraine:
Wieder war Deutschland Mitfavorit, wieder scheiterte man kurz vorm Ziel, wieder biss sich die Elf an Italien oder Spanien (in diesem Fall erstere Nation im Halbfinale) die Zähne aus. Nach dem Rekord-Turnier in Südafrika fielen die Zuschauerzahlen auch vergleichsweise unspektakulär aus, vier der fünf deutschen Partien kamen auf 26,80 bis 27,98 Millionen Fernsehende und Marktanteile zwischen 74,2 und 77,8 Prozent. Damit war man weit von enttäuschenden Werten entfernt, aber eben auch von neuen Rekorden. Etwas mehr Begeisterung war erneut bei den jungen Menschen auszumachen, wo die letzten vier Partien stets um die 80 Prozent bei bis zu 12,62 Millionen Zuschauern verbuchten. Wirklich enttäuschend lief einzig das Eröffnungsspiel gegen Portugal, das - wie auch alle anderen Spiele mit deutscher Beteiligung - um 20:45 Uhr gezeigt wurde und nicht über eine Reichweite von 22,33 Millionen hinaus kam. Mit 69,3 Prozent wurde der schwächste Turnier-Wert seit 2004 verbucht, bei den Jüngeren lief es mit 74,2 Prozent bei 9,30 Millionen immerhin etwas besser.
Durchschnittliche Quoten der EM- und WM-Turniere (seit 2004):
EM 2004, drei Spiele: 22,44 Millionen (70,1 Prozent / 73,4 Prozent)
WM 2006, sieben Spiele: 23,71 Millionen (80,4 Prozent / 81,7 Prozent)
EM 2008, sechs Spiele: 26,28 Millionen (77,2 Prozent / 80,0 Prozent)
WM 2010, sieben Spiele: 26,48 Millionen (82,3 Prozent / 85,2 Prozent)
EM 2012, fünf Spiele: 26,40 Millionen (74,6 Prozent / 79,3 Prozent)
Höchste Marktanteile (seit 2004)
- WM 10, VF vs. Argent.: 89,2% (90,4%)
- WM 10, AF vs. England: 87,2% (88,5%)
- WM 06, AF vs. Schweden: 86,3% (86,5%)
- WM 06, VF vs. Argent.: 86,1% (87,9%)
- WM 10, VR vs. Serbien: 84,8% (87,2%)
Durchschnittliche Marktanteile beim Gesamtpublikum und den 14- bis 49-Jährigen.
Durchschnittliche Quoten von Vorrunde und KO-Phase (ab 2006):
WM 2006, Vorrunde: 21,75 Millionen (76,8 Prozent / 78,7 Prozent)
WM 2006, KO-Phase: 25,18 Millionen (83,2 Prozent / 84,0 Prozent)
EM 2008, Vorrunde: 24,83 Millionen (74,3 Prozent / 76,9 Prozent)
EM 2008, KO-Phase: 27,73 Millionen (80,1 Prozent / 83,0 Prozent)
WM 2010, Vorrunde: 26,37 Millionen (79,6 Prozent / 83,6 Prozent)
WM 2010, KO-Phase: 26,56 Millionen (84,2 Prozent / 85,9 Prozent)
EM 2012, Vorrunde: 25,73 Millionen (72,8 Prozent / 77,9 Prozent)
EM 2012, KO-Phase: 27,39 Millionen (77,3 Prozent / 81,5 Prozent)
Beim Vergleich der Vorrundenspiele mit jenen der KO-Runde kommt man zu einem eindeutigen Quotenbild: So toll die Vorrundenpartien auch bereits laufen mögen, die wahren Sensationswerte werden in aller Regel erst ab dem Achtelfinale erreicht. Bei jedem Turnier stiegen die Zahlen ab der Runde der besten 16 Mannschaften (bzw. bei EMs der besten acht, da es kein Achtelfinale gibt) noch einmal deutlich an. Diesen Eindruck untermauert dann letztlich auch der Gesamt-Schnitt aus Vorrunde und KO-Phase:
Vorrunde (alle Turniere seit 2006): 24,67 Millionen (75,9 Prozent / 79,3 Prozent)
KO-Phase (alle Turniere seit 2006): 26,53 Millionen (81,7 Prozent / 83,8 Prozent)
ARD und ZDF werden also gewiss auf ein bestmögliches Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien hoffen. Denn zum einen ist jedes deutsche Spiel ungleich zugkräftiger als sämtliche Partien ohne deutsche Beteiligung und zum anderen steigen die Werte nach der Vorrunde noch einmal deutlich. Eine Ausnahme gibt es hier allerdings: Die Spiele um Platz drei lagen 2006 und 2010 deutlich unter dem Niveau der restlichen KO-Begegnungen und darüber hinaus zum Teil auch noch unterhalb derer der Vorrunde. Mit Marktanteilen zwischen 75 und 80 Prozent bei fast 24 Millionen Zuschauern ist dies aber nun wahrlich Jammern auf allerhöchstem Niveau. Ob neue Quoten-Rekorde bei dieser Weltmeisterschaft erreicht werden, hängt also nicht zuletzt auch von der Nationalmannschaft selbst ab - und die kann bereits am Samstagabend gegen Ghana den nächsten Schritt zum Titel machen.