Quotencheck

«Verklag mich doch!»

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VOX muss sich die Frage stellen, ob es die richtige Entscheidung war, die Doku-Soap einzustellen. Die Quoten können sich sehen lassen.

Innerhalb der RTL-Sendergruppe ging der Trend jüngst hin zu weniger Doku-Soaps und Scripted Realitys. So gab RTL erst vor kurzem bekannt am Nachmittag künftig ohne «Die Trovatos» und «Familien im Brennpunkt» planen zu wollen. Beide Produktionen holten angesichts des geringen finanziellen Aufwands tolle Marktanteile. Auch bei VOX steht das Genre Doku-Soap kurz vor dem Abschied, obwohl die Quoten gegen eine Einstellung der Formate sprechen. «Verklag mich doch!» ist seit November 2011 Bestandteil des VOX-Nachmittags und hatte dort zunächst mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Jedoch entwickelte sich das Format spätestens Anfang 2012 zum Renner, als oftmals sogar Quoten von über zehn Prozent, später sogar bis zu 13,7 Prozent, in der Zielgruppe generiert wurden. Beim aktuellen VOX-Senderschnitt von 7,3 Prozent in der Altersgruppe sind das Traumwerte. Dennoch entschied sich der neue VOX-Chef Bernd Reichart Ende 2013 für eine neue Programmfarbe, als nach dem abgesetzten «Hilf mir doch!» auch «Verklag mich doch!» aus dem Programm fliegen sollte.

Ungewöhnlich, sorgte doch «Verklag mich doch!» zum ersten Mal seit langer Zeit am VOX-Nachmittag wieder für Erfolge, in deren Fahrwasser später auch Sendungen wie «Shopping Queen» beim Publikum ankamen. Obwohl die Entscheidung schon 2013 fiel, hatte VOX noch einige fertig produzierte Episoden in der Hinterhand, die bis in den Sommer hinein beim Kölner Sender für Unterhaltung am Nachmittag sorgten. Nun steht «Verklag mich doch!» unmittelbar vor dem Ende, das Straßen-Quiz «Wer weiß es, wer weiß es nicht?» soll den Programmplatz künftig einnehmen. Dabei macht die Ratesendung mit Amiaz Habtu überhaupt keine gute Figur in diesem Slot. Stets stehen nur Quoten zu Buche, die deutlich unter der VOX-Norm liegen, während sich «Verklag mich doch!» auf seiner Abschiedstournee noch immer solide präsentiert. War es ein Fehler die Doku-Soap dicht zu machen?

Allein in den ersten zwei April-Wochen lag «Verklag mich doch!» werktags mit nur drei von dreizehn Episoden unter dem VOX-Mittel von 7,3 Prozent bei den Umworbenen. Zur ersten der beiden Ausgaben im Zuge der Doppelfolge am Montag des 7. April verzeichnete das filmpool-Format sogar 11,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Die Reichweiten der Sendung, die VOX entweder um 13 oder um 14 Uhr ansetzt, bewegten sich zwischen 420.000 und 550.000 Zuschauern pro Episode. Nie lag «Verklag mich doch!» im Wochenschnitt zu dieser Zeit unter dem VOX-Durchschnitt. Zwischen dem 14. Und 17. April generierte die Doku-Soap beispielswiese 7,2 Prozent im Mittel bei den Werberelevanten, anders als die Werte von «Wer weiß es, wer weiß es nicht?» bewegten sich die Werte also in einem absolut zufriedenstellenden Bereich.

Dennoch ließen sich auch deutlichere Negativ-Ergebnisse nicht vermeiden, zumal zur gleichen Uhrzeit Formate von gleich drei der großen Privatsender wie «The Big Bang Theory», «Die Trovatos» oder «Auf Streife» zu ausschließlich hohen Sehbeteiligungen führen. Vor allem freitags hatte «Verklag mich doch!» häufiger Probleme, beispielsweise am 9. Mai mit nur 4,3 Prozent der jungen Zuschauer oder am 16. Mai mit 4,0 Prozent des umworbenen Publikums. Zwischen Ende April und Mitte Mai kam «Verklag mich doch!» deshalb im Wochenschnitt nie über 7,0 Prozent – zwischen dem 9. Und dem 16. Mai schalteten durchschnittlich sogar nur 6,4 Prozent der für die Werbewirtschaft wichtigen Zuschauer ein. Diese mageren Zahlen waren Ende Mai jedoch wieder passé und auch der Freitag hatte als Sorgentag ausgedient. Bis Mitte Juni lag der Wochenschnitt von «Verklag mich doch!» nur noch einmal mit 6,0 Prozent Anfang Juni unter dem VOX-Senderschnitt, die erfolgreichste Woche stellten die Ausstrahlungen zwischen dem 2. Und 6. Juni dar, die durchschnittlich 7,8 Prozent der Jüngeren anzogen.

Die «Verklag mich doch!»-Ausgaben zwischen dem 1. April und dem 19. Juni 2014 erreichten im Schnitt 450.000 Menschen am VOX-Nachmittag, von denen 0,22 Millionen aus der Zielgruppe entstammten. Gegen eine starke direkte Konkurrenz der anderen jugendaffinen Privatsender behauptete sich die Doku-Soap mit im Schnitt 5,4 Prozent des Gesamtpublikums auf einem harten Sendeplatz. Mit 7,2 Prozent bei den Werberelevanten liegt «Verklag mich doch!» nur hauchdünn unterhalb der VOX-Norm. Stellt sich VOX also mit der Entscheidung das wesentlich weniger beliebte «Wer weiß es, wer weiß es nicht?» anstelle von «Verklag mich doch?» zu senden selbst ein Bein? Schwer vorstellbar, dass sich das Straßenquiz rehabilitiert. Ganz Schluss ist mit «Verklag mich doch!» dann aber doch nicht: Neben Quotenproblemen gesellen sich bei «Wer weiß es, wer weiß es nicht?» nämlich dieser Tage auch Produktionsprobleme hinzu. Die Produktion neuer Folgen mit Amiaz Habtu hinkt der Programmplanung hinterher, weshalb VOX gezwungen ist ab Anfang Juli vorerst wieder Konserven von «Verklag mich doch!» auf dem gewohnten Sendeplatz auszustrahlen.

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