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Im Schnitt kommt die Formel 1 auf 4,52 Millionen Zuschauer und etwas mehr als 27 Prozent Marktanteil bei allen. 2013 lag man bis zum achten Rennen, das Ende Juni stieg, bei noch etwas mehr als sechs Millionen Zusehern und 32,4 Prozent Marktanteil. Die Rückgänge sind also dramatisch. Der Sender selbst beobachtet diese ganz genau, wollte sich auf Anfrage von Quotenmeter.de aber nur sehr knapp zu dieser Thematik äußern. RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer teilte mit: „Die TV-Quoten in der Formel 1 sind zuletzt nicht nur Deutschland, sondern weltweit tendenziell gesunken. Wir analysieren diese Entwicklung sehr genau, sind aber von dem außergewöhnlichen Potenzial dieser Sportart weiterhin fest überzeugt.“ Bezahlsender Sky teilt die Einschätzung sinkender Zuschauerzahlen in Bezug auf sein Programm derweil nicht.
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Florian Hellmuth, Blogger und glühender Formel 1-Fan, sieht zwei Gründe für den rasanten Rückgang der Zuschauerzahlen: „Die Spannung an der Spitze ist kaum noch vorhanden“, erzählt er mit Blick auf die Dominanz der Führenden. „In den vergangenen Jahren war es Sebastian Vettel, der im Grunde alles dominiert hat. Man wusste in den meisten Fällen, wer am Ende das Rennen gewinnen würde. Es gab kaum Überraschungen und daher fehlte vielen am Ende auch ein Grund, die Rennen zu verfolgen.“ Zweikämpfe, von denen der Sport einst lebte, seien kaum noch vorhanden, beklagt er. „Bei Michael Schumacher damals war es zwar ähnlich, Schumacher hatte aber schlichtweg eine größere Strahlkraft als Vettel heute“, so der Blogger.
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Seiner Meinung zufolge wollen die Zuschauer ehrlichen Rennsport und nicht das, was die Formel 1 ihnen bisher anbietet. Weitere Regeländerungen im Zuge der Reichweitentendenz sind durchaus wahrscheinlich – allzu viel Hoffnung hegt Hellmuth aber nicht: „Ich habe das Gefühl, immer wenn die FOM irgendwas ändert, ist es eine Verschlimmbesserung. Passend dazu gibt’s ja nun die Regel mit der doppelten Punktzahl bei einigen Rennen, um die WM-Entscheidung spannender zu machen. Das könnte es zwar, macht aber einige Rennen wichtiger, als andere. Die Fans haben ja bereits laut kommuniziert, was sie davon halten. Nicht viel. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man zu alten Wurzeln zurückkehren wird. Eher probiert man neue Dinge, die dann am Ende aber nicht angenommen werden oder die Quote weiter verringern.“
Sowohl RTL als auch Sky werden sich diese Entwicklung ganz genau anschauen. RTLs Vertrag mit der FOM, die die Rechte vergibt, läuft Ende 2015 aus – genau wie der von Sky. Einige spekulieren dann, dass auch in Deutschland das Modell kommen könnte, das schon in England und Italien mit den Sky-Sendern ausgehandelt wurde: Ein Teil der Rennen würde dann exklusiv im Pay-TV laufen. Das macht für den Bezahlsender aber natürlich nur Sinn, wenn die Formel 1 nicht noch unattraktiver wird. Und auch RTL wird sich im kommenden Jahr genau überlegen, wie viel Geld man für die Rechte angesichts der Zuschauerentwicklung auf den Tisch legen möchte.