Werte der beiden Ausgaben von «Deutschlands Beste!»
- Männer (2. Juli 2014): 4,15 Millionen Zuschauer / 15,4 Prozent MA gesamt / 9,7 Prozent MA 14- bis 49-Jährige
- Frauen (3. Juli 2014): 4,22 Millionen Zuschauer / 17,3 Prozent MA gesamt / 8,0 Prozent MA 14- bis 49-Jährige
Die entscheidendste Differenz zwischen «Unsere Besten» und «Deutschlands Beste!» ist aber kein Aspekt in der Show, sondern ein Metaproblem: Ganz gleich, wie sehr oder wenig sich beide Sendungen nun ähneln mögen – die neue Rankingshow kann beim Publikum nicht mehr so wirken wie «Unsere Besten» vor etwas mehr als zehn Jahren. Die erste ZDF-Suche nach den größten Deutschen stand auf dem Programm, als Rankingshows noch frisch wirkten und ein Voting wichtiger Personen besonders bedeutungsvoll erschien. Die öffentlich-rechtliche Antwort auf die musikalische Rankingsendung «Die ultimative Chart Show», gewissermaßen. Seit Ende 2003 zeigte RTL allerdings 124 verschiedene Ausgaben seines Musikcountdowns, was den Neuheitsfaktor dieses Konzepts komplett ausradierte.
Und auch die Illusion, dass das ZDF eine repräsentativ-seriöse Antwort auf dieses Konzept auf die Beine stellen kann, dürfte längst vergessen sein. «Deutschlands Beste!» begann hinsichtlich dessen noch durchaus ansprechend, bloß um auf dem Weg zur großen Fernsehshow diesen Aspekt über den Haufen zu werfen: Im Auftrag des Mainzer Senders erstellte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Rahmen einer repräsentativen Umfrage jeweils eine Liste der 100 beliebtesten lebenden Männer und Frauen. Diese 100er-Listen wurden daraufhin aber statistisch verwässert, da Interessenten online ihre Favoriten aus diesen Ranglisten wählen durften, woraus dann die 50 Personen umfassenden Rankings der zwei TV-Shows entstanden.
Und so fällt es dann auch schwer, Begeisterung für die pannenfreien, aber auch an Höhepunkten überschaubaren Sendungen aufzubringen, die das ZDF am Mittwoch und Donnerstag zur besten Sendezeit über den Äther schickte. Bei den Herren dominierte der Bereich Sport mit 24 Protagonisten das Ranking direkt vor dem Segment Fernsehen, das sich aus 22 primär öffentlich-rechtlichen Herren zusammensetzte. Ein Ranking der wichtigsten Deutschen sähe sicherlich anders aus, eine Popularitätsabstimmung jedoch würde wohl kaum Helmut Schmidt auf dem Thron sehen. Bei den Frauen wiederum sicherte sich Angela Merkel die Spitzenposition, direkt vor Steffi Graf und Magdalena Neuner.
Auch wenn die Zuschauerzahlen stimmten, wäre das ZDF gut beraten, an der Umsetzung zu schrauben, sofern weitere Ranglisten unter dem Namen «Deutschlands Beste!» geplant sind. Denn auch unabhängig vom Problem, dass das ZDF die Sendung als repräsentativ verkauft und dann eben doch ein Internetvoting nutzt. So sind 50 Platzierungen in 90 Minuten zu viel für ein solches Format: Da der Mainzer Sender (glücklicherweise) auf B-Promis verzichtet, die während der Einspieler ulkige Kommentare von sich geben, verschiebt sich in der Show der Fokus in Richtung Infotainment. Dafür ist die Musikauswahl aber zu exzentrisch („Sex Bomb“ bei Jan Hofer, „Eye of the Tiger“ bei Horst Seehofer), während die Informationen in den (angenehm von Sky du Mont eingesprochenen) Clips zu spärlich sind.
Die beste Lösung wäre jedoch, angesichts der antiklimatischen Gelassenheit, mit der auch das Saalpublikum die Enthüllung der drei Bestplatzierten an beiden Abenden begrüßte, das Format wieder aufzugeben. Johannes B. Kerner betonte mittlerweile mehrmals, eine Showoffensive im ZDF zu planen, und es wäre bedauerlich, die Ressourcen des Moderators in absehbarer Zeit durch diese aufgewärmte Rankingidee einzuengen. Denn wenn «Deutschlands Beste!» eins zeigte, dann, dass Kerner wieder mit Ehrgeiz bei der Sache ist. Seine Scherzchen mit den Studiogästen zählten zu den besseren Momenten beider Abende, weshalb es viel spannender wäre, Kerner in einem weniger straffen Showkorsett wiederzusehen.