Zur Person: Aiman Abdallah
Aiman Abdallah ist seit 1998 das Aushängeschild des ProSieben-Wissensmagazins «Galileo», das täglich live ausgestrahlt wird. 2001 erhielt der heute 49-Jährige für die Sendung den «Bayerischen Fernsehpreis». 2004 gab es zudem eine Nominierung für den «Deutschen Fernsehpreis». Der frühere Rugby-Nationalspieler ist Vater von einem Sohn und zwei Töchtern. Mittlerweile gibt es zahlreiche Ableger der Wissenssendung wie unter anderem «Galileo Big Pictures».Ja, ProSieben begleitet eine 25-jährige Frau durch ihre Schwangerschaft und zeigt die Geburt live. Schon vorher werden die Zuschauer regelmäßig bei wichtigen Meilensteinen der Schwangerschaft dabei sein – zum Beispiel beim 3-D-Ultraschall.
Fünfzehneinhalb Jahre machen Sie schon «Galileo». Hut ab, in der schnelllebigen Medienwelt. Langweilig wird es Ihnen aber noch nicht?
Überhaupt nicht. Das «Galileo», das wir heute machen, unterscheidet sich in vielen Punkten von dem «Galileo», das wir vor 15 Jahren gemacht haben. Immer wieder haben wir die Themenschwerpunkte und die Bildsprache verändert. Aus der Sendung heraus haben wir neue Formate wie «Galileo Spezial» oder «Galileo Big Pictures» entwickelt.
Sind da neue Folgen geplant?
Für das zweite Halbjahr planen wir zwei neue Ausgaben von «Galileo Big Pictures» sowie den «Galileo Big Pictures-Jahresrückblick» im Dezember, der beim Zuschauer immer besonders gut ankommt. Da machen wir bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern schon mal 16,6 Prozent Marktanteil im Schnitt.
Im Sommer wird «Galileo» am Samstag in einer Art „Zwangssommerpause“ geschickt…
Richtig, von Juli bis September zeigt ProSieben samstags in der Access-Prime eine Sommerprogrammierung mit «The Big Bang Theory». Aktuell senden wir sieben Tage die Woche, dann eben eine Zeit lang mal nur sechs Tage.
Also keine Bauchschmerzen?
Nein, wir haben ja trotzdem noch jede Menge Sendezeit, die wir spannend füllen wollen (lacht). Im Juli führen wir eine Woche lang ein Live-Experiment in Essen durch, in dem wir das Thema Überwachung spürbar und anfassbar machen. Dafür lebt unser Reporter Thilo Mischke ab dem 20. Juli 2014 eine Woche lang in einer Glasbox und setzt sich den Blicken der Passanten aus. Aber nicht nur das. Wenn er telefoniert, hört man das Gespräch auf dem ganzen Platz. Wenn er eine SMS schreibt oder im Internet surft, sieht man das auf Displays auf der Außenwand der Wohnbox. Und all das zeigen wir 24/7 im Livestream auf unserer Homepage. Ich selbst bin die ganze Woche live am Ort des Geschehens und moderiere von dort aus «Galileo». Außerdem planen wir mehrere «Galileo»-Specials, unter anderem zum Thema Doppelgänger, und unser Reporter Harro wird sich im Spätsommer den Herausforderungen der Natur stellen und versuchen, alleine an einem einsamen Ort zurechtzukommen.
Wie läuft bei Ihnen die Themenfindung und lernen Sie nach 15 Jahren immer noch täglich etwas Neues dazu?
Das ist eine große Herausforderung. Unsere Redaktion ist immer auf der Suche nach neuen Themen. Das Schöne an «Galileo» ist aber, dass es kaum etwas gibt, das wir nicht auf die für uns typische Art erzählen könnten. Wenn wir beide jetzt hier durch die Räume gehen, fallen uns bestimmt jede Menge spannender Themen ein. Das wird Ihnen im Alltag genauso gehen. Es ist ja nie so, dass man sagt: So, jetzt weiß ich alles und habe ab morgen keine Fragen mehr! Es tun sich immer wieder welche auf. Bis heute habe ich täglich neue Aha-Effekte.
Mittlerweile buhlen auch andere Wissensformate um Zuschauer. Wie bleibt Ihr Format da einzigartig?
„
Wissensformate sind in den letzten Jahren wie Pilze aus der Erde geschossen. Natürlich muss man da sehen, dass man einerseits unique bleibt, sich andererseits aber auch immer wieder neu erfindet.
”
«Galileo»-Moderator Aiman Abdallah
Wie hat sich Ihr Format denn in den vergangenen 15 Jahren verändert, auch angesichts der Zuschauergewohnheiten?
Anfangs dauerte «Galileo» 25 Minuten. Die Beiträge waren eher kurz und Clip-artig geschnitten. Dann wurde die Sendung länger, die Beiträge ausführlicher. Wir haben Rubriken eingeführt, sie dann gegen neue ausgetauscht, um immer nah am Alltag unserer Zuschauer dran zu sein. Auch die Bildsprache hat sich im Laufe der Jahre verändert: Es kamen immer mehr Grafiken dazu. Heute setzen wir Drohnen bei unseren Drehs ein.
Früher gab es verstärkt Beiträge über beispielsweise die Produktion von Fischstäbchen. Um der Schleichwerbung zu entgehen, wurden die Logos auf den Verpackungen zwar gepixelt, dennoch gab es Kritiker, die angebliche PR unterstellten. Wie gehen Sie damit um?
Wir haben solche Beiträge gezeigt, weil die Leute sich das damals gerne angeschaut haben. Dabei ging es uns um die Produktionsprozesse. Wie wird zum Beispiel Tiefkühlpizza hergestellt? Wie macht man Taschentücher? Das kann man nur anhand eines konkreten Herstellungsprozesses zeigen. Nach einiger Zeit haben sich die Interessen der Zuschauer dann aber verändert und wir haben weniger solche Beiträge gemacht. Eine Zeit lang standen dann zum Beispiel Schwertransporte hoch im Kurs, später skurrile Internetvideos, die wir in unserer Rubrik „Fake-Check“ auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft haben. Ich bin sehr gespannt, was als nächstes kommt. Solange unsere Zuschauer neugierig bleiben, wird uns jedenfalls bestimmt nicht langweilig.
Vielen Dank für das Gespräch, Aiman Abdallah.