Blamabel ist es schon: Zum dritten Mal in Folge kriegt kein einziges der vier großen kommerziellen US-Networks auch nur eine einzige seiner zahlreichen fiktionalen Formate in der Königsdisziplin der Emmys, der Kategorie „Outstanding Drama Series“, unter. Von jeweils sechs nominierten Serien war in den letzten drei Jahren nur jeweils eine aus dem frei empfangbaren Fernsehen dabei – und das war stets «Downton Abbey» aus dem Vereinigten Königreich, das in den USA bei PBS, also im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, läuft.
Betrachtet man die letzten fünfzehn Jahre, sieht die Verteilung zwischen Drama-Nominierungen aus der Network- und der Pay-TV-Riege so aus:
Der Trend ist klar erkennbar. Um diese Grafik korrekt interpretieren zu können, stellt sich aber folgende Frage: Hat das frei empfangbare Fernsehen nach Meinung der Academy nachgelassen – oder ist die Qualität der dortigen Serien zwar gleich geblieben oder gar höher geworden, aber von den bezahlungspflichtigen Angeboten gleichzeitig gnadenlos überholt worden?
Wenn man sich durch die Network-Formate der letzten Season sichtet, wird man wohl unweigerlich das zweite Szenario bejahen. «Sleepy Hollow», «The Blacklist» und «Scandal» waren hervorragende Serien. Ein qualitativer Verfall im Vergleich zu «Law and Order», «ER» und «CSI», die man bei den Emmys Anfang des Jahrtausends für die Spitzenklasse hielt, ist nicht erkennbar. Und doch: An «True Detective», «Breaking Bad» und «House of Cards» reichen die aktuellen Network-Hits qualitativ nicht hin. Die von vor zehn Jahren allerdings größtenteils auch nicht.
Trotzdem: Wenn das Network-Fernsehen weiterhin den Anspruch hat, auch qualitativ in der Oberliga mitzuspielen, scheint zumindest im Drama-Segment eine Kurskorrektur nötig. Dass seit 2008 die Pay-TV-Sender und VOD-Plattformen jedes Jahr mehr als die Hälfte der Nominierten stellen und dass zum letzten Mal 2006 eine Serie aus dem Network-Fernsehen («24») die Trophäe abgeräumt hat, muss bei NBC, CBS, ABC und FOX schmerzen.
Vielleicht kann man sich aber ein bisschen trösten, wenn man auf die "Outstanding Comedy Series" blickt. Dort stellen dieses Jahr zwar ebenfalls die Player aus dem Bezahlsegment mehr als die Hälfte der nominierten Formate; doch anders als in der Drama-Sparte ist das hier zum ersten Mal so. In den letzten beiden Jahren war die Aufteilung zwischen Free- und Pay-TV 50:50, davor waren stets die Formate aus dem frei empfangbaren Fernsehen in der Überzahl:
Doch auch hier besteht für die Networks eindeutig Handlungsbedarf. Sonst haben sie auch im Comedy-Serien-Bereich bei den Emmys bald nichts mehr zu lachen.