Filmfacts «Viel Lärm um Nichts»
- Kinostart: 24.07.14
- Genre: Komödie / Lovestory
- FSK: 6
- Laufzeit: 109 Min.
- Kamera: Jay Hunter
- Musik: Joss Whedon
- Autor: Joss Whedon
- Regie: Joss Whedon
- Darsteller: Amy Acker, Alexis Denisof, Clark Gregg, Jillian Morgese, Fran Kranz, Nathan Fillion
- OT: Much Ado About Nothing (USA 2013)
Leonato (Clark Gregg), der Gouverneur von Messina, wird von seinem Freund Don Pedro (Reed Diamond) besucht, der gerade von einem siegreichen Feldzug gegen seinen rebellischen Bruder Don Juan (Sean Maher) zurückkehrt. Begleitet wird Don Pedro von zwei seiner Offiziere: Benedikt (Alexis Denisof) und Claudio (Fran Kranz), der sich in Messina angekommen sofort in Leonatos Tochter Hero (Jilian Morgese) verliebt. Während sich Benedikt mit der Nichte des Gouverneurs, Beatrice (Amy Acker), spitzfindige Wortgefechte liefert, treffen Don Pedro und Leonato bereits Hochzeitsvorbereitungen für das vielversprechende Liebespaar Claudio und Hero. Um sich die Zeit bis zu den Feierlichkeiten zu vertreiben, macht sich Don Pedro mit Hilfe von Leonato, Claudio und Hero einen Spaß daraus, auch Benedikt und Beatrice mit allerlei Tricks in die Liebesfalle zu locken. Der finstere Don Juan wiederum will die bevorstehende Hochzeit unbedingt verhindern und intrigiert mit Hilfe seiner Verbündeten Konrad (Riki Lindhome) und Borachio (Spender Treat Clark) gegen das glückliche Paar. Vielleicht werden die beiden Paare von den folgenden, komischen und tragischen Ereignis tatsächlich daran gehindert, ihr Glück zu finden – aber möglicherweise trägt die wahre Liebe auch einmal mehr den Sieg davon…
«Castle»-Darling Nathan Fillion einmal ausgenommen, ist das Ensemble in dieser Leinwandadaption von „Viel Lärm um Nichts“ recht unbekannt. Hauptdarstellerin Amy Acker arbeitete in der Horrorgroteske «The Cabin in the Woods» schon einmal mit Whedon zusammen, ist mit «Person of Interest» oder «Scooby Doo! Mystery Incorporated» allerdings eher im US-amerikanischen Fernsehen zuhause. Auf Alexis Denisof trifft dasselbe zu; traf man den «Grimm»-Star bislang doch hauptsächlich im TV und in kleineren, hierzulande lediglich im Heimkino erschienenen Produktionen an. Reed Diamond agiert vornehmlich in «The Mentalist» und «Bones», Fran Kranz gab sich ebenfalls in «The Cabin in the Woods» die Ehre, Jilian Morgese feiert gar ihre erste richtige Leinwand-Rolle und mit Clark Gregg gibt es ein Wiedersehen mit dem innerhalb des «Avengers»-Kosmos bekannten und beliebten Agent Phil Coulson. Gemeinsam stellt diese ausgewählte Combo eine Figurenkonstellation, in der sämtliche Charaktertypen genau aufeinander abgestimmt sind, was eine nahezu intuitive Interaktion ermöglicht. Trotz der hochtrabenden Dialoge entsteht eine stimmige Dynamik, die in ihrem großen Spiel, das verstärkt auf ausladende Gesten und Mimiken setzt, jedoch zu weiten Teilen auch dem Theater entstammen könnte. Auf der Leinwand muss sich das Publikum an eine solche Spielweise erst einmal gewöhnen, die zur Folge hat, dass manch ein Wortwechsel hölzern wirkt und die Darsteller nicht immer die Klasse an den Tag legen, die man sonst von ihnen gewohnt ist. Kritik, die angesichts der Leistungen auf sehr hohem Niveau angesiedelt ist.
Wirkt es zunächst noch befremdlich, dass Joss Whedon, der nicht nur auf dem Regiestuhl platznahm, sondern auch das sporadisch ausfallende Drehbuch schrieb, den Film produzierte, die musikalische Gestaltung übernahm und sein Anwesen als Kulisse zur Verfügung stellte, die Shakespeare-Dialoge nicht der heutigen Zeit anpasst und sich stur an der Vorlage des Schriftstellers orientiert, entdeckt der Zuschauer vor allem dadurch die Zeitlosigkeit des Stoffes. Des Weiteren kokettiert Whedon in einigen Momenten bewusst mit den preziösen Dialogen und lässt sein Ensemble gerade in solchen Momenten zur Hochform auflaufen. Nathan Fillion als über alle Maße höflicher Gerichtsdiener Dogberry vereint sein pointiertes Spiel mit der Absurdität des Textes; etwa dann, wenn er mehrmals ausgiebig betont, von einem Halunken als „Ass“ – zu Deutsch „Esel“ – bezeichnet worden zu sein. Vermutlich ist diese perfekte Castingentscheidung auch ein Grund dafür, dass Whedon die Rolle des Dogberry soweit ausschmückt, wie es ihm nur möglich ist. Des Weiteren macht der Filmemacher an ausgewählten Stellen Platz für ausgiebige Slapstick-Einlagen. Dennoch verkommt «Viel Lärm um Nichts» nie zur reinen Comedy-Schau. Tragödie und Komik sind exzellent im Einklang und unterstützen sich gegenseitig.
Inszenatorisch vertraut Joss Whedon ganz auf seine Darsteller sowie die Kraft des Textes und das einfältige, wenn auch ausgefeilte Skript. Der Filmemacher verzichtet auf Farbe und lässt auch die Musikgestaltung außer Acht. Im Stile eines Dogma-Films nutzt er zumeist die Musik, die innerhalb einer Szene sowieso vorgekommen wäre, etwa weil auf einer Party Gesangsdarbietungen zum besten gegeben werden. Das Hauptaugenmerk liegt ganz bewusst auf den gewitzten Wortgefechten unter den Figuren. Wer hätte gedacht, dass aus einer vermeintlich angestaubten Vorlage, die immerhin schon über 400 Jahre auf dem Buckel hat, eine moderne Komödie werden kann? Dadurch richtet sich «Viel Lärm um Nichts» zwar unübersehbar an ein Nischenpublikum, dieses wird dafür mit einer modernen Variante des Shakespeare-Klassikers belohnt, die von ihren Darstellern lebt und in die man sich nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wunderbar fallen lassen kann.
Fazit: Experiment geglückt! «Viel Lärm um Nichts» ist der beste Beweis für die Zeitlosigkeit der Stoffe des englischen Schriftsteller-Legende William Shakespeare.
«Viel Lärm um Nichts» ist ab dem 24. Juli in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.