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Als Nachfolger des Sportradios 90elf verfügt Sport1.fm im Gegensatz zu seinem Leipziger Vorgänger nämlich über das Rechtepaket „Audio Netcast“, das die Deutsche Fußball-Liga erstmals im Dezember 2012 ausschrieb, nachdem 90elf schon seit der Saison 2008/2009 sendete, noch bevor der DFL die Lukrativität dieses Mediums bewusst wurde. Für Unmut sorgte dann auch bei einigen Beobachtern der Umstand, dass Sport1.fm 90elf die Netcast-Rechte im Zuge der Ausschreibung aufgrund höherer Finanzkraft wegschnappte und dem langjährig bestehenden Sportradio so nichts anderes übrig blieb als seine Pforten zu schließen. Vorwürfe wurden gegenüber Sport1.fm laut, man setze sich mehr oder weniger in ein gemachtes Nest, da das Münchner Unternehmen nur das Konzept von 90elf weiterführen müsse, nachdem der Hörfunksender aus Sachsen bei Null startete.
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Das Ergebnis war, trotz aller Bedenken im Vorfeld, ein gutes Feedback seitens der Konsumenten sowie Millionen von Hörern binnen kurzer Zeit. Zumindest finanziell lohnt sich das Projekt jedoch noch nicht, welches, wie das neu gestartete Sport1 US, deutliche Defizite aufweist. Zur neuen Saison ist Sport1.fm auch durch die schwierige finanzielle Situation bei der Constantin Medien AG auf einen gesteigerten Verkauf von Werbezeiten angewiesen, an dem es im Zuge der ersten Saison aufgrund der Kurzfristigkeit des Projekts noch haperte. Dass Sport1.fm sein Angebot um Live-Kommentare, Interviews, News-Sendungen und Talkrunden deshalb zusätzlich ausdünnt, ist nicht unwahrscheinlich, gerade an Tageszeiten, an denen weniger Hörer das Radio-Angebot wahrnehmen. Gegenüber Quotenmeter.de verriet Kommunikationschef Michael Roehrig: „Wir planen für die kommende Saison generell eine noch stärkere Fokussierung auf die so genannten „Peak Times“ zu legen, das heißt insbesondere die Liveübertragungen aus der Fußball-Bundesliga und 2. Bundesliga, des DFB-Pokals und der UEFA Champions League – mit umfangreicher Vor- und Nachberichterstattung.“
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Ist das Statement von Sport1, sich mehr auf Live-Übertragungen zu fokussieren auch ein Hinweis darauf, andere Formate zu verkleinern oder sogar einzustellen? Womöglich. Dennoch darf man Sport1.fm nicht als gänzlich eigenes Angebot verstehen. Stets war es das Ziel der Verantwortlichen die einzelnen hauseigenen Medien zu verzahnen, um das Gesamtangebot zu stärken. So kann Sport1 innerhalb von Themen flexibel zwischen den Plattformen wechseln und im Rahmen eines Sportevents beispielsweise auf der Webseite per Text auf eine Fernsehübertragung vorbereiten, die später im Radio analysiert und diskutiert wird. Längst findet man bei Sport1.de auch Textmeldungen, die mit Audio-Kommentaren aus Sport1.fm-Gesprächen gefüttert sind, was immer noch eine multimediale, dennoch sinnige Seltenheit darstellt. Des Weiteren findet sich in den Radio-Übertragungen noch immer die beste Option wieder, fehlenden Free-TV-Rechten entgegenzuwirken und trotzdem eine Berichterstattung an den Mann zu bringen, insbesondere im Falle des US-Sports oder in Bezug auf Europäische Fußballligen, bei denen keine Free-TV-Rechte ausgeschrieben werden. Inhaltlich funktioniert Sport1.fm bereits gut, auch wenn das Internetradio erst auf ein Jahr zurückblickt. Probleme in anderen Bereichen zwingen das Radio jedoch zur neuen Saison einige Änderungen vorzunehmen. Wie diese sich konkret gestalten, wird ab dem 1. August anlässlich des Beginns der neuen Saison der 2. Fußballbundesliga zu hören sein.