„
Vielleicht liegt es daran, dass ich mit «Star Wars» aufgewachsen bin. Ich erachte «Das Imperium schlägt zurück» seit jeher als einen Film, der alles nimmt, was eine bereits bekannte Filmwelt ausgemacht hat, und diese weiter auslotet und tonal reichhaltiger gestaltet. Das ist, was ich auch mit «Drachenzähmen leicht gemacht 2» erreichen wollte – diesen Sinn für Unterhaltung sowie für ein sich ausweitendes Storyuniversum, komplexere Figuren und eine größere Fallhöhe.
”
Dean DeBlois erklärt, weshalb er mit «Drachenzähmen leicht gemacht 2» einen für Animationsfilm-Sequels ungewöhnlichen Weg eingeschlagen hat
Als Dean DeBlois, einer der beiden Regisseure von «Drachenzähmen leicht gemacht», von der DreamWorks-Animation-Chefetage mit der Entwicklung eines Sequels beauftragt wurde, machte dieser klar, nicht den typischen Weg für Trickfilmfortsetzungen beschreiten zu wollen. Anstelle eines zweiten Teils, der den herzlichen ersten Film verwässert und allein auf Comedy setzt, schwebte ihm vor, das Franchise zu einer epochalen Fantasy-Trilogie auszuarbeiten. Der zweite Part sollte mehrere Jahre nach dem Original spielen, finstere Wege einschlagen und die Figuren wie auch ihre Welt vorantreiben. Jeffrey Katzenberg, der CEO von DreamWorks Animation, gab dem Regisseur seinen Segen und so verfasste DeBlois ein Drehbuch, mit dem er die «Drachenzähmen»-Antwort auf «Das Imperium schlägt zurück» erschaffen wollte.

Auf inhaltlicher Ebene wird «Drachenzähmen leicht gemacht 2» ohne Weiteres DeBlois' Ansprüchen gerecht. Wie «Das Imperium schlägt zurück» führt auch dieser Film sein Publikum zurück in eine aufregende Filmwelt, die sich auf spannende Weise seit dem vorherigen Teil gewandelt hat. Und wie der von Fans vielfach gelobte Mittelteil der Original-«Star Wars»-Trilogie schmeißt auch diese 145-Millionen-Dollar-Produktion seinen Protagonisten nicht einfach in ein beliebiges neues Abenteuer, sondern lässt ihn durch neue Prüfungen und Erkenntnisse als Helden und Anführer einer Gruppe ungewöhnlicher Individuen weiter reifen. DeBlois lässt diese Aspekte mit sicherer Hand in die Story einfließen: Wie die meisten Teenager sucht Hicks in «Drachenzähmen leicht gemacht 2» nach seiner Berufung und hinterfragt die Wünsche seines Vaters. Stets treffen DeBlois' Skript und Hicks' Synchronsprecher (egal ob in der deutschen oder englischen Fassung) genau die richtigen Töne, um diesen Subplot glaubwürdig und herzlich zu gestalten. All dies ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken und Gefahr zu laufen, die Zuschauer zu verprellen, die sich nicht in Hicks' Lage versetzen können.

Wenngleich DeBlois stilistisch und tonal seinen selbst gesteckten Zielen gerecht wurde und die «Das Imperium schlägt zurück»-Route eines größeren, mutigeren und dunkleren Sequels einschlug, so finden die Vergleiche zwischen dem bisherigen Höhepunkt der «Star Wars»-Saga und «Drachenzähmen leicht gemacht 2» in einer wichtigen Hinsicht ein Ende. Nämlich bei der Qualität. Während Irvin Kershner 1980 das Original in jeglichen Belangen übertraf, muss sich DeBlois' Soloarbeit letztlich dem gemeinsam mit Chris Sanders inszenierten Vorläufer knapp geschlagen geben. Zwar ist die Handlung komplexer, Hicks' Storybogen facettenreicher ausgearbeitet und die Optik noch atemberaubender, jedoch ist Teil eins flüssiger erzählt und versprüht eine unschuldig-schlichte Magie, nach der «Drachenzähmen leicht gemacht 2» nicht einmal strebt. Dies ist der weniger zauberhaften Story geschuldet und wäre zu verkraften, könnte die Fortsetzung das liebliche Flair des Erstlings durch neue Impulse ersetzen. Doch weder die packenden Actionszenen noch die mit lebensnah wirkenden Dialogmomenten ausgestattete Storyline über Hicks, seinen Vater Haudrauf (Gerard Butler bzw. Dominic Raacke) und die geheimnisvolle Drachenlady Valka (Cate Blanchett / Martina Hill) können solch fulminanten Szenen wie dem Kennenlernen zwischen Hicks und Ohnezahn oder ihrem ersten gemeinsamen Flug das Wasser reichen. Auch dieses Mal gibt es zwar Gänsehautmomente (etwa das Treffen von Valka und Haudrauf sowie eine dramatische Wende für Ohnezahn), Teil eins aber hatte schlicht mehr solcher Höhepunkte zu bieten.

Angesichts der liebevollen Charakteranimation und der engagierten Performances der Sprecher steht aber kaum zu befürchten, dass sich «Drachenzähmen leicht gemacht» in eine kalt kalkulierte Filmreihe verwandelt. Teil zwei endet an einem furiosen Punkt und lässt dem dritten Part zahlreiche Möglichkeiten, eine weitere fesselnde Geschichte zu erzählen. Diese darf dann gerne Hicks' und Astrids wundervoll glaubwürdige Beziehung noch intensiver beleuchten und Hicks' Werdegang zum tapferen Wikinger ähnlich komplex umsetzen wie Teil zwei. Wünschenswert wäre es aber zudem, dass die humorigen Elemente dann wieder den Charme des Erstlings aufweisen, statt wie in Teil zwei Hicks' Altersgenossen schrill herumrüpeln zu lassen. Und auch John Powells Musik darf gern wieder ein größerer Stellenwert eingeräumt werden, denn anders als der preiswürdige Score zum ersten Teil ist die Klangtapete in Part zwei nur atmosphärische Nebensache.
Fazit: Komplexer, mutiger, visuell aufwändiger. Und fast so liebenswert wie der unvergleichlich-charismatische Erstling. «Drachenzähmen leicht gemacht 2» ist eine der wenigen Trickfilmfortsetzungen, die ihr Publikum ernst nehmen und eine sehenswerte neue Geschichte erzählen.
«Drachenzähmen leicht gemacht 2» ist ab dem 24. Juli 2014 in vielen deutschen Kinos in 3D und 2D zu sehen.