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Gevatter Tod besucht die «Simpsons»

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Zu Beginn der 26. Staffel bringen die «Simpsons»-Macher eine wiederkehrende Figur um. Wen könnte es treffen und wieso dünnen die Autoren das Figurenensemble aus?

Durchschnittliche US-Reichweiten der vergangenen sechs «Simpsons»-Staffeln

  • 2008/09: 6.9 Mio.
  • 2009/10: 7.2 Mio.
  • 2010/11: 7.3 Mio.
  • 2011/12: 7.0 Mio.
  • 2012/13: 6.3 Mio.
  • 2013/14: 5.6 Mio.
  • 2014/15: 5,6 Mio (nach bisher 14 Folgen)
Seit über 25 Jahren sind die Simpsons Teil der Popkultur. Die chaotische, tendenziell dysfunktionale Familie aus Springfield wuchs in dieser Zeit vielen Fernsehjunkies ans Herz, und selbst trotz hitziger Debatten über die Qualität der aktuellen Folgen fällt es schwer, sich die TV-Welt ohne die freche Trickserie vorzustellen. Wohl auch aufgrund der anhaltenden Begeisterung für die Storys aus Springfield ging kürzlich ein Ruck durchs Internet, als der ausführende Produzent Al Jean bekannt gab, dass eine Figur aus dem «Die Simpsons»-Cast in der Premierenfolge der 26. Staffel sterben wird. Angeheizt wurden die Internetdiskussionen durch ein Teaservideo, das FOX bei YouTube veröffentlichte und mehrere beliebte «Simpsons»-Figuren als mögliche Opfer zeichnet, ehe Homer gezeigt wird, der um Atem ringend im Bett liegt.

Die Ankündigung, dass eine wichtige «Die Simpsons»-Figur stirbt, ist nur eine von mehreren medienwirksamen Aktionen, mit der die Zeichentrickserie in der kommenden Season auftrumpfen will. So ist auch ein Crossover mit «Futurama» geplant und am 28. September 2014 schauen die Stars der Konkurrenzserie «Family Guy» in Springfield vorbei, um die Staffelpremiere der MacFarlane-Produktion zu pushen. Bei all diesen schlagzeilentauglichen Ideen fällt es schwer, nicht zu mutmaßen, dass die «Simpsons»-Macher und der ausstrahlende Sender FOX dringend die US-Zuschauerzahlen des Dauerrenners aufbessern wollen. Denn seit einigen Jahren steht es nicht mehr all zu spektakulär um die von Matt Groening erdachte Kultserie.

Im Fernsehjahr 2002/03 wurden im Schnitt noch 13,4 Millionen Interessenten gemessen, im Jahr darauf gingen 2,8 Millionen Zuschauer verloren. Danach ging es erst gemächlich abwärts, ehe Staffel 20 nur noch 6,9 Millionen Fernsehende ansprach – 1,1 Millionen weniger als Staffel 19. In den Jahren danach ging es wieder leicht aufwärts, Staffel 24 aber kam nur noch auf 6,3 Millionen und Staffel 25 trotz Jubiläumsbonus bloß auf 5,6 Millionen Zuschauer. Die zwölfte Episode der Season generierte mit gerade einmal 2,69 Millionen «Simpsons»-Freunden die mit Abstand schwächste Reichweite in der Geschichte des Formats. Mit einem aktuellen Staffelschnitt von 5,20 Millionen sitzt «Family Guy» der gelben Familie längst im Nacken – ist aber günstiger zu produzieren. Somit ist eine Kehrtwende dringend nötig.

Einschneidende Änderungen gehören für langlebige Serien zum Stamminventar des Notfallkastens für nachlassende Quoten. «Desperate Housewives» etwa sprang fünf Jahre in die Zukunft, nachdem Staffel vier um 4,77 Millionen Zuschauer gegenüber Season drei nachließ, zahlreiche Sitcoms vergrößerten den Maincast um neue Verwandte der zentralen Familie und auch Gevatter Tod wird gerne bemüht, wenn die Reichweiten Sorgen bereiten. Selbst die «Simpsons» griffen bereits einmal auf diesen Kniff zurück, als sinkende Quoten und steigende Gehaltsforderungen der Maude-Flanders-Sprecherin Maggie Roswell aufeinandertrafen und in den Augen der Showrunner harsche Konsequenzen forderten. Bis heute ist Maude Flanders' Ableben eine der wenigen radikalen Änderungen im «Simpsons»-Universum, wo im Regelfall der Status quo regiert. Die Figuren altern nicht und zumeist tricksen sie auch den Tod aus – es sei denn, eine Figur wird aus Respekt vor einem verstorbenen Sprecher aus der Serie geschrieben. Dies geschah zuletzt in Staffel 25, als Marcia Wallace verschied und daraufhin die Showrunner beschlossen, ihre Emmy-prämierte Rolle Ms. Krabapple ebenfalls sterben zu lassen.

Zu Beginn der 26. «Simpsons»-Runde wird, dies verriet Al Jean auf einer Veranstaltung der Television Critics Association, ebenfalls eine wiederkehrende Figur sterben, deren Sprecher für seine Arbeit an der Serie mit einem Emmy prämiert wurde. Jean gab auch einen weiteren Hinweis auf die «Simpsons»-Figur, deren Tage bereits gezählt sind: Die Identität des betroffenen Charakters sei aufgrund des Episodentitels „offensichtlich“. Da die Staffelpremiere mit „A Clown in the Dumps“ betitelt ist, bleiben als naheliegende Tipps nur Krusty der Clown (gesprochen von Dan Castellaneta) und sein Ex-Sidekick Tingeltangel Bob (Kelsey Grammer) übrig. Darüber hinaus könnte auch Krustys Vater Hyman Krustofski (Jackie Mason) gemeint sein, der selbst zwar kein Clown ist, dessen Dahinscheiden seinen Sohn Krusty aber sehr wohl deprimiert hinterlassen würde, also „down in the dumps“.

Sollte es Hyman Krustofski treffen, so könnte all der PR-Rummel den «Simpsons»-Machern schlussendlich mehr schaden denn nutzen. Selbst wenn die Beziehung zwischen Krusty und seinem Vater stets für herausragende Episoden sorgt, so dürfte Hyman Krustofski nur den wenigsten «Simpsons»-Zuschauern so viel bedeuten, dass sein Tod nach den vielen Spekulationen nicht antiklimatisch erscheint. Tingeltangel Bob dagegen hat einige Fans und beeinflusste die Serie enorm, so dass sein Tod eine spürbare Bedeutung hätte – gleichwohl wäre er die ideale Möglichkeit, noch etwas Dramatik aus einer Figur rauszuholen, deren Anhänger die jüngsten Auftritte des Möchtegernkillers stark kritisierten. Der größte Schock wäre unterdessen das tragische Ende von Krusty, der immerhin eine der populärsten «Simpsons»-Figuren abseits der titelgebenden Familie ist. Zudem nutzen die Autoren Krusty liebend gern, wann immer es gilt, die Film- und Fernsehbranche auf die Schippe zu nehmen. Daher ist es aber recht unwahrscheinlich, dass Al Jean und Co. ausgerechnet Krusty über die Klinge springen lassen, selbst wenn Krustys Tod viel dramatisches Potential aufweist.

Es sei denn, die Autoren gehen die «Family Guy»-Route und opfern ihren groß beworbenen Figurentod nach kurzer Zeit dem Status quo. So feige dies auch wäre, spürbaren Schaden müsste «Die Simpsons» durch diesen Trick nicht befürchten: Als die «Family Guy»-Macher vergangenes Jahr Brians Leben nahmen und ihn alsbald von den Toten auferstehen ließen, gab es zwar einen kurzen Shitstorm, die Quoten brachen daraufhin aber nicht ein. Trotzdem dürfte es kaum einen «Simpson»-Fan erfreuen, wenn Al Jean und sein Team den in der Staffelpremiere gezeigten Todesfall rückgängig machen. Immerhin erhärte dies nur die Vorwürfe, die «Simpsons»-Autoren würden nunmehr unentwegt bei «Family Guy» abschauen …

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