Worum geht's bei «In Gefahr»?
Bei «In Gefahr – Ein verhängnisvoller Moment» handelt es sich um einen Genre-Mix aus Daily Drama und Crime-Format. Die erzählten Geschichten sind abgeschlossener Natur und zeigen Menschen, deren Leben durch ein Verbrechen schlagartig verändert wurde.Der grobe Handlungsverlauf unterscheidet sich überhaupt nicht von den allseits bekannten Scripted Realitys. In der Auftaktfolge geht es um einen jungen Anwalt, der Erfolg in Beruf und Familie hat – kurzum ein perfektes Leben führt. Doch dann bekommt er eine neue Assistentin an die Seite gestellt, die alles verändert. Sie begehrt den Anwalt und möchte ihn um jeden Preis als Liebhaber gewinnen. Da ihre Versuche erfolglos bleiben, zeigt sie den Anwalt an und möchte schlussendlich sogar seine Frau umbringen. Aber keine Sorge: Das schlimmste kann wie immer in letzter Sekunde verhindert werden. Natürlich. Das Ende erschließt sich dann von selbst: Die Frau wird als psychisch krank eingestuft, das Familienglück das Anwalts ist wieder hergestellt. Ende gut, alles gut.
Ja, bei solch einem schönen Happy End mag man fast meinen, dass nicht das Leben, sondern die Drehbuchautoren von Sat.1 die schönsten Geschichten schreiben. Um zur Eingangsfrage zurück zu kommen: Frischer Wind am Sat.1-Vorabend? Auf den ersten Blick ja. Auf den zweiten aber ganz eindeutig nein. Selbst der Gelegenheitskonsument von Scripted Realites kennt die immer gleichen Geschichten längst auswendig. So auch bei «In Gefahr»: Die Handlung kommt sehr vorhersehbar daher, der Überraschungsfaktor tendiert gegen Null. Schon der völlig überzeichnete Sendungstitel verrät eigentlich alles. Er lautet „Flirt mit dem Teufel“. Hinzu kommt ein ermüdend langsames Erzähltempo – aber das wird wohl von Sat.1 beabsichtigt sein. Fernsehen am Vorabend soll bei Sat.1 Fernsehen für nebenbei sein. Die perfekte Untermalung fürs Abendessen oder so.
Positiv hervorzuheben ist einzig die Machart des Formats. Anders als «Familien im Brennpunkt» und Co. versucht «In Gefahr» nicht, möglichst authentisch zu wirken. Auf hektische Kamerabewegungen wie bei Dokusoaps verzichten die Produzenten, auch die zwischengestreuten Einzel-Interviews mit den Protagonisten fehlen. Auf einen Sprecher aus dem Off verzichtet man ebenso. Es ist schon im Vorbeischalten nicht allzu schwer zu erkennen, dass «In Gefahr» ein fiktionales Format ist. Von technischer Seite wirkt die Produktion etwas hochwertiger als das Nachmittagsprogramm der Privaten. Und trotzdem täuscht das alles nicht darüber hinweg, dass die Schauspielleistungen der Darsteller allenfalls mäßig ausfallen. Immerhin bleibt das Fremdschämen weitestgehend aus.
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Mal tendiert die Sendung mehr in Richtung billigproduziertes Krimi-Format, mal bewegt sie sich eher in Richtung Scripted Reality. Zusammengefasst: «In Gefahr» provoziert wenig, hat mit Qualitätsfernsehen aber überhaupt nichts zu tun.
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Quotenmeter.de-Kritik zu «In Gefahr»