US-Starts bereits angekündigter Superheldenfilme (Teil I)
- 1. Mai 2015: «Avengers: Age of Ultron» (Marvel Studios)
- 19. Juni 2015: «Fantastic Four» (Fox)
- 17. Juli 2015: «Ant-Man» (Marvel Studios)
- 25. März 2016: «Batman v Superman: Dawn of Justice» (Warner Bros.)
- 5. Mai 2016: «Captain America 3» (Marvel Studios)
- 17. Mai 2016: «X-Men – Age of Apocalypse» (Fox)
- 8. Juli 2016: Unbetitelter Marvel-Studios-Film
- 5. August 2016: Unbetitelter DC-Comics-Film (Warner Bros.)
- 11. November 2016: «The Sinister Six» (Sony)
Und nicht nur in den USA herrscht Begeisterung für Superhelden: Regelmäßig holen die Comicadaptionen gute bis hervorragende Kritiken und generieren weltweit enorme Summen, so dass vereinzelte Flops wie der DC-Comics-Film «Green Lantern» rasch vergessen sind. Da wundert es kaum, dass die großen Entertainmentkonzerne noch auf lange Sicht mit den Spandexträgern rechnen. Dass die zur Walt Disney Company gehörenden Marvel Studios aufgrund des großen Erfolgs ihres ausgeklügelten Kinouniversums einen Langzeitplan hegen, der laut Studiopräsident Kevin Feige in groben Zügen bis 2028 reicht, erscheint sogar beinahe verhältnismäßig. Erst kürzlich gaben aber auch 20th Century Fox, Sony Pictures und Warner Bros. Einsicht in ihre ausführlichen Zukunftspläne, so dass aktuell eine überwältigende Zahl von Superheldenfilmen angekündigt ist: Allein bis 2020 wollen die vier Studios 29 Produktionen ins Kino entlassen!
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst

Hinzu kommt, dass die Marvel Studios von Filmfans und Kritikern viel Respekt für das Erstellen einer lückenlosen Filmkontinuität ernten. DC Comics und Warner Bros. stehen daher im Zugzwang und versuchen, ihre Stärke dadurch zu markieren, dass sie es Marvel in Sachen Voraussicht gleich tun. Das frühe Abstecken eines Starttermins ist in Hollywood schlussendlich ein aggressiver Schritt: Da Filme mit ähnlichen Zielgruppen sich gegenseitig kannibalisieren, wenn sie zeitgleich oder kurz hintereinander starten, müssen sich Nachzöglinge für die Startwochenenden entscheiden, die noch nicht reserviert sind. Gleichzeitig gilt es, die immer früher geschlossenen Deals mit Werbepartnern zu achten und dem typischen Hollywood-Aberglauben gerecht zu werden – jedes Studio, jedes Genre, jeder Produzent hat so seine favorisierten Starttermine.
US-Starts bereits angekündigter Superheldenfilme (Teil II)
- 2017: Unbetitelter, frauenzentrischer Film aus dem Spider-Man-Universum (Sony)
- 3. März 2017: «The Wolverine 2» (Fox)
- 5. Mai 2017: Unbetitelter Marvel-Studios-Film
- 23. Juni 2017: Unbetitelter DC-Comics-Film (Warner Bros.)
- 14. Juli 2017: «Fantastic Four 2» (Fox)
- 28. Juli 2017: «Guardians of the Galaxy 2» (Marvel Studios)
- 3. November 2017: Unbetitelter Marvel-Studios-Film
- 17. November 2017: Unbetitelter DC-Comics-Film (Warner Bros.)
Damit ist Rossios Anekdote allerdings noch nicht zu Ende: „Aber, so behauptet der Flurfunk: DreamWorks' Marketingplan stand bereits fest und das Studio ging schon vorab einen Werbevertrag mit McDonald's ein. Und McDonald's stimmte dagegen, dass der Termin geändert wird.“ Das Ende vom Lied war: Innerhalb von drei Wochen starteten in den USA die dritten Teile der «Spider-Man», «Shrek»- und «Pirates of the Caribbean»-Saga und die US-Einnahmen sanken von Film zu Film. Seither kündigt Disney, das Studio das in diesem Dreikampf das Nachsehen hatte, seine aufwändigsten Filme mit besonders großer Weitsicht an, um in einer ähnlichen Situation die Oberhand zu haben. Und seit Marvel zum Mäusekonzern gehört, folgt auch das Comic-Studio diesem Beispiel.
Die Nachteile der offenen Langzeitplanung
Erst kürzlich kam es zu einem vergleichbaren Kräftemessen, dieses Mal mussten allerdings Warner Bros. und DC Comics eine Niederlage hinnehmen: Im Frühjahr dieses Jahres kündigte Warner an, dass «Batman v Superman: Dawn of Justice» am 6. Mai 2016 anlaufen wird. Für dieses Datum hatte Marvel zuvor einen bis dahin titellosen Film geplant, der sich kurz darauf als «Captain America 3» herausstellte. Wochenlang waren Branchenblätter voll mit Statements beider Studios über dieses Duell, beide Seiten beteuerten, nicht zurückzuschrecken und auf diesen Termin bestehen zu wollen. Gegenüber 'Empire' zeigte zum Beispiel Feige vehement seinen Unwillen, vor Warners Film die Flucht zu ergreifen: „Wir haben große Pläne, an denen wir für «Captain America 3» arbeiten, und nur weil sich ein anderer Film auf einen unserer Termine stürzt, heißt das nicht, dass wir was ändern werden.“


Mit öffentlich gemachten Langzeitplänen gehen also nicht nur Vorteile einher. Gewiss: Wenn die Konkurrenz einem ausweicht und Fans bei den frühen Ankündigungen vorfreudig reagieren, stärkt diese Taktik den Wert der Marke. Doch wenn das Publikum kritisch reagiert oder die vollmundig geäußerten Vorhaben geändert werden müssen, dann wird den Mitbewerbern wie auch dem zahlenden Publikum medienwirksam vorgeführt, dass sich ein Studio selbst überschätzt hat. Sei es hinsichtlich der Menge an Filmen, die es tragen kann (siehe Sonys Spider-Man-Franchise) oder bezüglich der Standfestigkeit im direkten Duell mit einem Konkurrenzfilm (siehe «Batman v Superman»).
Wie viele Superhelden sind zu viele?
US-Starts bereits angekündigter Superheldenfilme (Teil III)
- 2018: «The Amazing Spider-Man 3» (Sony)
- 23. März 2018: Unbetitelter DC-Comics-Film (Warner Bros.)
- 4. Mai 2018: Unbetitelter Marvel-Studios-Film
- 6. Juli 2018: Unbetitelter Marvel-Studios-Film
- 13. Juli 2018: Unbetitelter Fox-Superheldenfilm
- 27. Juli 2018: Unbetitelter DC-Comics-Film (Warner Bros.)
- 2. November 2018: Unbetitelter Marvel-Studios-Film
- 5. April 2019: Unbetitelter DC-Comics-Film (Warner Bros.)
- 3. Mai 2019: Unbetitelter Marvel-Studios-Film
- 14. Juni 2019: Unbetitelter DC-Comics-Film (Warner Bros.)
- 3. April 2020: Unbetitelter DC-Comics-Film (Warner Bros.)
- 19. Juni 2010: Unbetitelter DC-Comics-Film (Warner Bros.)
Im Kino versuchten härtere und nachdenklichere Westernfilme diesen Trend abzuwenden, doch auch wenn Filme wie «Spiel mir das Lied vom Tod» zu Klassikern wurden, konnten sie das Westerngenre nicht zu seiner wirtschaftlichen Blütezeit zurückführen. Allerdings lässt sich die cineastische Geschichte des Western nicht 1:1 auf den Superheldenfilm übertragen. So fehlt den Superhelden-Fernsehserien bislang der bahnbrechende Erfolg, den ihrerzeit die Westernserien hatten. Und andererseits bemüht sich zumindest Marvel, seine Serien und seine Kinofilme miteinander zu verknüpfen, so dass jeder, der die TV-Serien verfolgt, auch dazu bewegt wird, eine Karte fürs Lichtspielhaus zu lösen.
Darüber hinaus wurde der Western harsch vom TV-Boom getroffen, als die Kinowirtschaft rapide zusammenbrach. Superheldenfilme hingegen profitieren, allen Klagen über Filmpiraterie zum Trotz, von einem stetig wachsenden internationalen Markt. Russland, China, Hongkong und diverse südamerikanische Staaten bauen ihre Kinoinfrastruktur Jahr für Jahr aus, weshalb Blockbusterreihen im Regelfall mit jeder neuen Fortsetzung außerhalb der USA mehr und mehr einnehmen. Selbst wenn die USA und Teile Westeuropas die Superhelden bald satt haben sollten, so würden andere Märkte sie gerade erst in voller Breite für sich entdecken.
