Hingeschaut

Die Renaissance des Quizonkels

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Mit der ersten Folge von «Quizonkel.tv» führt Jörg Pilawa seine selbstironische Phase fort und präsentiert zudem ein ganz ansehnliches Promiquiz.

Ich habe in der Familienaufstellung des deutschen Fernsehens meinen Platz gefunden.
Pilawa erklärt, weshalb er «Quizonkel.tv» moderiert.
Die Zeit des Widerstands ist vorbei. Jörg Pilawa erkennt mittlerweile an, welchen Platz er in der deutschen Fernsehlandschaft hat. Zwischenzeitlich rebellierte er gegen seinen Ruf als Fragensteller der Nation, zeigte in Interviews Unmut über die Genreschublade, in die er seit langen Jahren gesteckt wird. Doch nunmehr sind nicht nur die Klagen Pilawas verstummt, der 48-Jährige hat spürbar seine Freude an Ratespielen wiedergewonnen – was die Fernsehnation womöglich einer gehackten App zu verdanken hat. Das Vorabendquiz «Quizduell» gehört zu den Highlight größten Überraschungen der vergangenen TV-Monate, und dies nahezu allein aufgrund von Pilawas souveräner, selbstironischer Moderation, die sich über die Technikprobleme lustig machte.

Dass Pilawas Leistung in der Show zur App kein kurzzeitiges Aufflammen seines früheren Engagements war, sondern eine Rückkehr zu früherer Form, zeigt nun die neue Primetimesendung des Hamburgers. Nicht nur, dass «Quizonkel.tv» im Intro humorvoll-selbstgefällig damit prahlt, dass Pilawa bislang über 2.000 Quizshows moderierte und 22.000 Fragen stellte, auch Pilawas Moderationsstil ist locker, amüsant, spaßig. Mit Seitenhieben auf wenig vertrauenswürdige Rankingshows und die schiere Masse an teils auch drögen Quizshows in seiner Vita macht Pilawa rasch klar, dass «Quizonkel.tv» ob seiner Position im TV-Geschäft Bescheid weiß.

Gleichwohl nimmt sich die Sendung noch immer ernst, will keine Parodie sein, sondern schlicht mit Blick auf Pilawas Image möglichst fesch neue Quizkonzepte vorstellen. Die Premiere widmete sich voll und ganz der unhandlich, aber aussagekräftig betitelten Spielidee „Dein Einsatz, Promi!“: Sieben Prominente setzen bar 8.000 Euro aus eigener Tasche und spielen um das Recht, zu bestimmen, für welchen guten Zweck der Jackpot verwendet wird. Mit Oliver Pocher, Andrea Kaiser, Bernhard Brink, Alexander Holdt, Johann Lafer, Jörg Knörr und Ulla Kock am Brink geben sich zwar keine unerwarteten Kandidaten die Ehre, die Zusammenstellung ist dennoch gelungen – gerade Pocher, Lafer, Kaiser und Holdt sorgen mit ihren gegenseitigen Attacken für gute Quizunterhaltung.

Sofern Das Erste das Quizkonzept in einer eigenständigen Show fortführen will, sollte jedoch die Schere angesetzt werden. Die erste Runde ist nämlich zu ausschweifend geraten, als dass sie durchgehend spannend bleiben könnte: Zwei Promis stehen in einem Wissensduell gegenüber. Zwei Fragen werden gegeben, abwechselnd darf jeder Star aussuchen, welche der beiden er beantworten möchte. Derjenige, der nicht auswählen darf, muss mit der übrig gebliebenen Frage vorliebnehmen. Richtige Antworten geben einen Punkt, genauso das Versagen des Gegners. Wer zuerst fünf Punkte hat, ist eine Runde weiter.

Bei sieben Promis braucht diese Runde ihre Zeit und wird zudem schnell repetitiv, weshalb etwaige Fortführungen dieser Idee mit fünf Ratefüchsen besser beraten wären. Runde zwei dagegen setzt sehr auf die Interaktionen der vier übriggebliebenen Teilnehmer: Die Kategorie der nächsten Frage wird bekannt gegeben und der Reihe nach darf bestimmt werden, wer diese Frage beantworten muss. Hier haben die Promis freies Geleit, sich zu necken und zu taktieren – manche greifen diejenigen an, die von ihren vier erlaubten Fehlern bereits welche verbraucht haben, andere wollen nicht auf sich aufmerksam machen und geben an gut dastehende Konkurrenten weiter.

Diese Runde gibt Pilawa, nach der Begrüßung und der einleitenden Erläuterung des Konzepts, auch den meisten Raum, mit den Kandidaten zu sprechen und seinen zurückgewonnenen Humor unter Beweis zu stellen. Das Finale dagegen ist rasch, aber spannend: Um die 64.000 Euro zu verdoppeln, gilt es innerhalb von zwei Minuten 15 feststehende Fragen korrekt zu beantworten – und zwar in Folge. Kommt eine falsche Antwort, muss von vorne begonnen werden.

„Dein Einsatz, Promi!“ ist, kurzum, gut, wenngleich noch der Feinschliff fehlt. Vielleicht ist es aber eh am Besten, alle «Quizonkel.tv»-Showideen sofort wieder zu verwerfen. Denn so bleiben sie unverbraucht in Erinnerung – und das Team rund um Pilawa muss sich weiter immer wieder neue Konzepte ausdenken, was den Moderator auf Zack hält. Und so hoffentlich sein derzeitiges Hoch noch für einige Zeit verlängert.

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