Fun Facts über «Wer wird Millionär?»
- In Ausgabe 303 kamen gleich zwei Kandidaten bis zur 500.000-Euro-Frage
- 2005 schaffte es ein Doppelgänger von Günther Jauch auf den Stuhl
- Der bislang älteste Kandidat war Anfang 2014 bei Jauch: Ein 86-Jähriger gewann am Ende 125.000 Euro
- 74 Millionenfragen wurden gestellt, elf Millionäre gab es (davon drei Promis)
- 22 Kandidaten verließen die Show ohne Gewinn
- insgesamt wurden über 89 Millionen Euro ausgespielt
Dann ging irgendwie alles ganz schnell: Die Quoten von «Wer wird Millionär?» stiegen bald rapide, teilweise sahen 14 Millionen zu; eine Nation befand sich im Ratefieber. Und die Quizshow war rückblickend die benötigte Revolution, die die altgedienten RTL-Samstagabendshows allmählich überflüssig machte. Ein TV-Trend entstand, alle Sender setzten auf ihre Günther Jauchs. Von den Nachahmern ist als Quizonkel nur noch einer heute im Geschäft, Jörg Pilawa. Jauch selbst wurde zum Publikumsliebling, gar zum beliebtesten Deutschen, war zeitweise fast täglich bei RTL zu sehen. Seine Firma i&u stieg zu einem der wichtigsten Produktionspfeiler auf, RTL ließ immer mehr Shows dort produzieren, unter anderem die unglaublich erfolgreiche «80er Show» und «70er Show». Irgendwann bröckelten die Quoten von «Wer wird Millionär?», der Ausstrahlungsrhythmus wurde von drei Wochentagen (Montag, Freitag, Samstag) auf nun einen (Freitag) reduziert, doch ein Erfolg bleibt die Show weiterhin – vor allem beim Gesamtpublikum, wo RTL mit Jauch immer noch regelmäßig mehr Zuschauer erreicht als bei anderen Formaten.
Dies ist mittlerweile das eigentliche Phänomen an «Wer wird Millionär?»: seine Langlebigkeit, und sein Erfolg bei Millionen Stammzuschauern auch noch nach 15 Jahren. Unbestreitbar gehören zum Erfolgsgeheimnis das simple Showkonzept und das (Studio)Design, allerdings sind sie nicht ausschlaggebend für den Langzeit-Erfolg, da sie sich nur marginal verändern. Nicht zu unterschätzen: die Redaktion, die clevere und vor allem zu Beginn jeder Runde amüsante Fragen bereitstellt.
Unbestreitbar aber hat Günther Jauch den allergrößten Anteil daran, dass das RTL-Format immer noch auf Sendung ist. Er hat ein Gespür für seine Gäste; weiß, wie er sie aus der Reserve locken kann – und erkennt, wenn ein Kandidat unterhaltsam genug ist, um Quote zu machen. Diesen Menschen hilft Jauch oftmals mit mehr oder weniger indirekten Hinweisen aus, um sie im Spiel zu halten, während Langeweiler in brenzligen Situationen schnell alle Joker los sind. Trotzdem bleibt er undurchschaubar, kann immer wieder in die Irre führen. Kurz: Jauch ist Teil des Spiels, das die Kandidaten enträtseln müssen. Nicht zuletzt ist Jauch clever genug, sich nicht auf die Stereotype des Quizmasters zu beschränken: In den vergangenen Jahren brach er aus dieser Rolle oftmals aus, lief herum, lockerte die Atmosphäre mit skurrilen Situationen auf. Legendär bleibt jene Kandidatin, die sich verwirrt auf Jauchs Stuhl setzte – und dieser die Scharade minutenlang mitspielte. Bei «Wer wird Millionär» wird mal ein Wasserglas zum Thema, mal Jauchs neue Brille. Gerade weil die Sendung so reduziert daherkommt, ist seine Unterhaltungsleistung eine meisterliche.
Jauch allein aber reicht nicht unbedingt, um die Sendung frisch zu halten, vor allem beim jungen Publikum. Schon lange wurde die Kandidatenauswahl von zehn auf fünf reduziert, damit besser gesteuert werden kann, dass unterhaltsame Menschen auf dem heißen Stuhl Platz nehmen. Ein vorangehender Casting-Prozess klopft die potenziellen Teilnehmer auf ihren Unterhaltungswert ab. Um die Fallhöhe – und damit Spannung – zu erhöhen, wurde der Risikojoker eingeführt, zuletzt führte man außerdem Special-Ausgaben ein. Diese werden in Doppelfolgen ausgestrahlt und sind mittlerweile ein wichtiger Baustein des Zielgruppen-Erfolgs. Die drei 2014 gesendeten Specials (Zwei Zocker- und ein Überraschungsspecial) holten höhere Quoten als die regulären Ausgaben, teils deutlich: Sie kamen auf knapp 21 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum, die normalen Folgen auf rund 17 Prozent. Bei den jungen Zuschauern waren es circa 19 gegenüber 15 Prozent.
Es ist nicht verwunderlich, dass die Idee in der kommenden Staffel ausgebaut werden soll. Zur Premiere am Freitagabend sendete man ein Highspeed-Special, bei dem die ersten zehn Fragen innerhalb kurzer Zeit beantwortet werden müssen – eine Idee aus den USA übrigens, mit der man das quotenschwache Format auf Tempo trimmen wollte. Freilich geht dabei ein Reiz an «Wer wird Millionär?» verloren, denn gerade im Exerzieren der Kandidaten spielt Jauch den Entertainment-Faktor der deutschen Version aus. Als abwechslungsreiches Special aber haben solche Ideen ihre Daseinsberechtigung. Und dürften in der kommenden Staffel vermehrt auftreten, damit man die jüngeren Zuschauer nicht verliert. Ob das klappt, hängt unter anderem von den Ideen ab, die das Team für diese besonderen Folgen ausgedacht hat. Bind Dates, Familien und Zocker gab es schon, warum nicht einmal Kandidaten aus dem Studiopublikum oder solche, die einen prominenten Mitspieler haben? Wie wäre es mit einer Sendung, in der die Finalfrage plötzlich zehn Millionen Euro wert ist? Oder in der Günther Juach selbst als Joker eingesetzt werden kann? Unkonventionelle Ideen braucht es, um die Show spannend zu halten – dies wird die große Aufgabe der kommenden Staffel sein.
In Großbritannien wurde die Ursprungsversion von «Wer wird Millionär?» kürzlich beendet, nach 15 Jahren, dort also, wo das Format seinen Ursprung nahm. Der erste und einzige Moderator Chris Tarrant hatte seinen Rücktritt von der Moderation erklärt, der ausstrahlende Sender ITV beerdigte konsequent die gesamte Sendung. Dasselbe Schicksal wünscht man sich für die deutsche Version: keine Absetzung, sondern ein Rücktritt Jauchs aus freier Entscheidung. Und dann die Einsicht von RTL, dass niemand ihn ersetzen kann.